Nein, nicht das Pferdli von Troja naht, sondern das chinesische Neujahrsfest mit dem Jahr des Holz-Pferdes im chinesischen Kalender, dort als Jia-Wu die Nr. 31 des laufenden 60jährigen Zirkels.
Ähnlich wie Ostern bei uns ist das chinesische Neujahrsfest ein Feiertag, der vom gregorianischen Kalender aus betrachtet jedes Jahr auf einen anderen Tag fällt. Immer aber ist es ein Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar. Im Jahr 2014 beginnt das neue Jahr am 31. Januar.
Jedem Jahr im wiederkehrenden 60zigjährigen Zirkel im chinesischen Kalender ist eine besondere Kombination zu eigen, bestehend aus einem der zehn Himmelsstämme (die wiederum eine Kombination aus den fünf Wandlungsphasen des Ying und Yang sind) und einem der zwölf Erdzweige (die einem Tierkreiszeichen zugeordnet sind). Mit dem 31. Januar 2014 beginnt das Jahr des Holz-Pferdes, Jia-Wu. Es ist das 31. Jahr im 60-Jahre-Zirkel.
Historisches zum chinesischen Kalender
Etwaige Übereinstimmungen mit der westlichen Kalenderkunde und Astrologie sind übrigens weniger schicksalhaft oder gar zufällig, sondern historisch bedingt: Beim heute noch geltenden Kalendersystem aus dem Jahr 1645 war der Jesuit Adam Schall von Bell beteiligt, der nicht nur den überkommenen Kalender mit dem damals schon genaueren astronischen Wissen der europäischen frühen Neuzeit präzisierte, sondern das chinesische System auch mit westlich-kosmologischen Ansichten harmonisierte. (Adam Schall von Bell war stark von Johannes Kepler beeinflusst, der seinerzeit nicht nur als Astronom sondern besonders auch als kaiserlicher Hofastrologe bekannt war.)
Insofern ist der Kalender bis heute ein Monument einer kurzen europäisch-chinesischen Kultursymbiose im 17. Jahrhundert – er verbindet westliche und östliche Kosmologien. Diese Symbiose wiederum wurde letztlich vom damaligen Vatikan beendet, der zurecht eine feindliche kulturelle Übernahme fürchtete und dagegen traditionell-katholische Theologie setzte. Damit verhinderte man zwar einen wirklich teils zweifelhaften Synkretismus zwischen Konfuzianismus und Christentum (Stichwort: Ritenstreit), es führte allerdings auch zum Bruch mit dem Westen und zur Ausweisung der Jesuiten aus dem chinesischen Kaiserreich. Das wirkt bis heute nach. Der Kalender jedoch blieb, ebenso die Bewunderung der Chinesen für den kulturellen Beitrag der damaligen Jesuiten zur genuin chinesischen Kultur. Besonders deren Pionier, Matteo Ricci, wird bis heute in China geehrt.
„Astrologischer Ausblick“ auf das Jahr des Holz-Pferdes
Zurück zur Kalender-Kosmologie: Was sagt die chinesische Astrologie über das kommende Jahr des Holz-Pferdes voraus?
Typologisch steht der Himmelszweig „Holz“ für Frühling und Wachstum, das Pferd für Geschwindigkeit, Temperament und ein wenig Abenteuer. Es dürfte, stimmt die chinesische astrologische Wettervorhersage, 2014 also turbulent werden, es ist ein Jahr der Veränderung, womöglich wird auch viel Neues angefangen.
Eine Gefahr sieht die chinesische Typologie beim Pferd darin, dass es dazu neigt, sich zu vergaloppieren. Vielleicht ist nicht alles durchdacht, was 2014 heranwächst, oft spielen Emotionen und das Bauchgefühl die größere Rolle. Das Pferd ist eher stürmisch und dabei manchmal naiv. Mit Vernunft ist es im Jahr des Pferdes auch nicht immer soweit her, das Pferd ist weder Drache noch Hase und daher auch kein guter Stratege. Mystische Kräfte hat das Pferd auch nicht, es ist ganz auf die eigene Körperkraft angewiesen. In Verbindung mit der Holzphase könnte das sogar in Übertreibung und Maßlosigkeit ausarten. Dem Holz-Pferd ist die Vergangenheit letztlich egal, es ist kein großer Freund von Nostalgie, neigt dazu, zu vergessen. Problematisch wird es dann, wenn Fehler aus der Vergangenheit deshalb blind wiederholt werden.
Aber man soll in die Zukunft ja nicht zu negativ sehen. Andersherum formuliert könnte man sagen: Das das Jahr des Holz-Pferdes ist die richtige Zeit für unbeschwerte Neuanfänge und ganz neue Projekte, die mit der Vergangenheit abschließen.
Neujahrsglückwunsch
Letztlich – ob man an Fügungen glaubt oder nicht – gibt es auch kein schicksalhaft festgelegtes Morgen, die Zukunft ist immer ungewiss und offen. Es liegt letztlich immer daran, was man aus dem macht, was einem zufällt. Insofern bleibt es also durchaus nützlich, zusammen mit Milliarden Chinesen in den Neujahrsglückwunsch einzustimmen:
„恭賀新禧 / 恭贺新禧, gōnghèxīnxǐ ‚Glückwunsch und neue Freude‘“
Auf dass das Neue gelingen möge!