Frühlingszeit – Gedichtezeit ;-)

Frühlingserwachen im Klettgauland

Der Frühling ist da – da freut sich doch (fast) jeder. Alles gedeiht, wuchert, wächst. Alles grünt und blüht und haaatschiiiiiii… – Zeit, für ein paar wundervolle, passende Frühlingsgedichtlein. 😉

An Madonna Flora in vita et morte

Aus dem italienischen Petrarcae (sehr freie Übersetzung)

Nr. 1

Wenn Pollen nicht, was ist’s, das in mir wühlt?
Sind’s Pollen? Gott, ja musste das denn sein?!
Ist’s gut? Warum bringt’s dann so harte Pein?
S’ist schlimm! Hat man je grün’re Qual gefühlt?!

Wenn es so brennen will, dann hilft nur Klage.
Erleid ich’s, was hilft Schreien mir und Flehn?!
Lebend’ger Tod, o tränendes Vergehn,
wie herrschst du so, wenn ich mich dir versage?!

Doch hilft’s nicht, s’ist mein Jammern nutzlos Spiel;
ein Schiff, von Gräsern hin im Pollenmeer
getrieben immerzu, gebrochen, kraftlos,

so voll von Niesen wie an Hilfe leer,
dass ohne Nutz mein Ruhen, ohne Ziel,
bin ich, im Sommer müd, im Winter saftlos.

*

Nr. 2

Der Himmel drehte sich schon siebzehn Mal,
seit mir entbrannten alle meine Sinne,
doch bin ich schnäuzend meines Zustands inne,
fasst’s mich wie Eis in meines Feuers Qual.

Wahr ist der Spruch: eh’r schwinden Haut und Haar
als diese Wiesen; wenn die Sinne schweigen,
dreht sich noch immer meines Asthmas Reigen,
des schweren Atmens schlimme Hustenschar.

Weh, wann erscheint mir noch des Winters Licht,
wo ich, bedenkend, wie die Kräfte schwanden,
den Gräsern und der Pollenqual entrönne?

Kommt je der Tag, wo frei von Qualenbanden
ich unverniest ein klares Angesicht
und ungetränte Augen mir gewönne?

*

Nr. 3

Ich kann in Frieden leiden nicht den Fluch:
ich huste, träne, schnäuze, nies mich aus,
ich flieh zum Himmel, falle wieder raus,
ich fass es nicht, umfass das Taschentuch.

Die Nase ist verschlossen nicht, nicht offen,
es hält sie niemand, löst mir ihre Ketten,
vom Wetter kommt kein Trost mir noch ein Hoffen,
ich will den Regen nicht, will doch mich retten.

Ich träne augenlos, muss keuchend schrein,
sehn mich nach Schlaf und rufe Kraft herbei,
genieße nicht, muss doch den Nieskrampf hassen.

In vielen Sachen muss ich mich entzwein:
Mir ist des Frühlings Leben einerlei,
die Allergie macht ratlos und verlassen.

*

Über Martin Dühning 1507 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.