Unglaublich! Stellt euch vor, es gibt ein gutes Konzert, eine hochkarätige Kulturwoche – und keiner geht hin…
Der tiefe Süden Deutschlands, dort, wo die Landkarte im Kopf der meisten Deutschen schon lange zu Ende ist, doch so nördlich, dass selbst weltzugewandte Schweizer dort nur ein paar verirrte Hotzenwälder vermuten, in einem Ort, der schon hinterwäldlerisch heißt, vermutet man, sagen sich Fuchs und Hase nur: „Gute Nacht!“.
Und doch, jenseits aller Vorurteile gibt es dort so manches Kulturprogramm, und so manches ist dort auch schon gescheitert. Enttäuschend – aber von gut 1200 Schülern und über 80 Kollegen, ein paar tausend Eltern und Ehemaligen nutzt zum Beispiel kaum einer die alljährlichen Kulturwochen der SMV.
Da spielte zum Beispiel am vergangenen Sonntag eine Band mit durchaus hochkarätiger Qualität – und noch nicht einmal die Kollegen des Bandleaders gingen hin. Sein Neigungskurs 13? – Fehlanzeige, auch sonst kaum ein Schüler, von einem Heiligen Rest von etwa 25 Personen einmal abgesehen. Mit der Cateringmannschaft, der Technik und der Band kam man immerhin auf über 50.
Chillig war es allemal und die Musik war es zweimal Wert und die verlor dadurch auch nicht an Qualität. Aber einen faden Nachgeschmack hinterlässt das Ganze trotzdem irgendwie.
Liegt es an mangelnder Werbung? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, denn wir erinnern uns: Auch schon die vorigen Kulturwochen rangen um Zuschauer. Plakate sind und waren geklebt worden, so manch bettelnde Durchsage veranstaltet, es waren Bittgesuche an mittelmäßige Lokalzeitungen versandt worden – und hatte es je etwas geholfen? Nicht, dass ich wüsste. Soweit ich es weiß, im Gegenteil: Nichts, Fehlanzeige, eher blieben dadurch noch mehr weg.
Wundern tut es uns allerdings nicht: Die gleichen Leute, die keine Kulturereignisse besuchen sind auch dieselben, welche weder Schülerzeitung noch Jahrbuch kaufen oder gar lesen. Das hat System: Wenn man es schon nicht live besucht, braucht man es erst recht nicht nachlesen. Überhaupt, lesen bildet ja. Igittigitt…
Ist es da ein Wunder, dass jeder Akademiker, der noch bei Trost ist, schnellstmöglich das Weite sucht und die Hallen des Klettgau-Gymnasiums verlässt zu Orten hin, wo die Menschen womöglich verständiger sind? Also möglichst weit, weit weg von hier?
Weiß man doch aus der Geschichte, wie es schon zur Reformationszeit denjenigen erging, die dem Hochrhein ein wenig Kultur und Sitte bringen wollten: Die einen hat man vertrieben, die anderen verbrannt, erstochen oder im Gnadenfalle nur geblendet! Ach…
Wo es so Tradition hat, mit Kultur und Intellekt zu verfahren, da wird Kulturarbeit schwer, allzu schwer. So bleibt der armen SMV vielleicht wirklich nur noch übrig, bei kulturfernen Schulparties für genügend Spirituosen zu sorgen, damit wir wenigstens irgendeine Art von Geist an dieser, unserer Schule haben…