Das künstliche Thermometer tendiert gegen natürliche 33 Grad und die rettenden Ferien sind weit. Sicher, sind sie einmal da, die Ruhetage, dann werden die 33 Grad wieder weit sein. Weit, weit weg. Es ist ja immer so. Kaum ist die Arbeit getan, ist auch der Sommer hin, davongeflossen und es heißt mal wieder: Durch den Monsun…
Obwohl ich der goldigen Sonne sonst sehr zugetan bin, vor allem während finsterlicher Wintermonde, wird mir der Juni und Juli oft zuviel, zuviel des Guten. Auch das Licht sollte seine Grenzen anerkennen, sonst verbrennt es alles und es dörrt aus. So sind mir dann oft noch die Sommernächte am liebsten, wenn es zirpt, gurgelt, windraschelt und säuselt, wenn einsame Glühwürmchen heimlich und leise über abgemähte Wiesen wuseln, wenn die kühlen Sterne klar und der Nachthimmel weit steht und man in aller Ruhe sternige Schnuppen zählen kann – falls nicht gerade mal wieder eine dröhnende Party die nächtliche Stille zerfetzt und Megaleuchten den Himmel zerschneiden.
Insofern bin ich besonders schadenfreudig in verregneten Sommerwochenendnächten – solange da keine Ferien sind. Auch Sommergewitter können, regenflutenderweise oft zur Bereinigung nächtlicher Dröhner beitragen. Oft verstummt das Gestampfe überlebter Technokratiker dann urplötzlich. Wie eine Sintflut bricht es aus dem Wolkenhimmel und spült die Ruhestörer fort. Man ist versucht, aus Dank über die Rettung vor den Feinden zu psalmodieren, man wird vielleicht wahrhaft religiös. Die geklärte Luft lässt einen tief seufzen und durchatmen. Das Gurgeln und Rauschen der Regenfluten hat etwas mantrisches und meditatives.
Etwas anderes sind aber die regelmäßig dauerhaft vertröpfelten Augustwochen. Wenn der Feriensommer schon den Herbst vorwegnimmt, vergeht einem der ganze Mut. Das Herz wird grau und leer. Dann wünscht man sich weit, weit weg und wohlige Wärme wieder her. Bleibt der Regen, fürchtet man sich schnell vor den Nebeln des Septembers, vor dem buntgetünchen aber toten Zerfall des Oktobers und der deprimierenden Dunkelheit von November und Dezember. Dass der Sommer ein Ende hat, ist eine Angst, die Ende Juli beginnt frappierend zu werden, wenn graue Regenfronten regieren und sämtliche Sommerlichkeit negieren.
Dreiunddreißig Grad im Schatten, zumal während der Schulzeiten und wenn man noch korrigieren muss, die sind aber auch zuviel. Da sehnt man sich dann, paradoxerweise, den weißflockigen Winter wieder herbei.