Vorteile eines Elfenbeinturms

Kleiner Elfenbeintum von Merlon Drâs (Grafik: Martin Dühning)
Kleiner Elfenbeintum von Merlon Drâs (Grafik: Martin Dühning)

Ich erinnere mich noch gut an eine Episode der Fernsehreihe „Pusteblume/Löwenzahn“ von Peter Lustig. Darin erklärte er anhand von Apfel, Streichholz und Taschenlampe den Sonnenuntergang und warum die Sonne zuletzt noch Berge und Höhen bestrahlt, während weiter unten schon die Nacht Einzug hält.

Ende August, wenn die Tage wieder merklich kürzer werden und die Sonnenuntergänge immer spürbarer, betrachte ich oft einigermaßen neidisch das Tageslicht, das die Hänge der umliegenden Berge und Baumwipfel noch golden küsst, wenn hier unten im Tal schon längst Nachtschatten herrscht. Noch etwas später und viel weiter oben leuchten dann rosa Wattewolken, ferne Flugzeuge blinken in Sonnenstrahlen, wenn auch die Berge schon im Dunkeln versumpfen.

Dann und nur dann erfasst mich die Sehnsucht, nach ganz oben zu steigen, wo noch Sonne ist, auf einen Hügel, einen Berggipfel oder einen hohen Turm – obwohl ich überhaupt und gar nicht schwindelfrei bin und mir eine Leiter eigentlich schon ein Graus ist. Aber von den letzten Sonnenstrahlen der späten Sommertage möchte ich eben auch noch etwas abkriegen.

Über Martin Dühning 1507 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.