Ein herbstlicher Mittsommernachtstraum

Da ist mir doch etwas ganz besonderes passiert neulich – Als ich durch meinen durchaus winterlichen Oktobergarten schritt, meinem neuen Hobby, „Sich-selbst-bemitleiden“ fröhnend ächzte.

„Oh je“ schrie ich,
„warum nur tut mir alles weh?!
Warum schwindelt mir und brennt mein Eingeweide,
leidelich vor diesen
widerlichen Eisenpräparaten,
die doch nichts taugen?!
Warum funktionieren meine Augen
schon längst nicht mehr so
wie einst in bess’ren Tagen?!
Alle Plagen, warum nur,
ach warum?!“

– da erweckte ich mit meinen durch hypotone Dysregulation ins depressive neigenden Lamentationen eine der Dryaden meiner Kastanienbäume. Diese konnte weder meinem Hobby noch meinen miesepetrigen Schüttelreimen irgendetwas positives abgewinnen und zeigte sich mir gegenüber recht harsch, hölzern und reichlich entnervt, da ich sie damit aus ihren winterüberschlafenden süßen Frühlingsträumen gerissen hatte.

Ob ich noch nie etwas von Rücksicht und Ruhezeiten gehört habe?! Oder von mitfühlender Höflichkeit, die man neben Pflanzen und Tieren auch Naturgeistern schulde?! Weil sie aber nicht erwarte, dass ich überhaupt irgendwelche Manieren habe, gab sie mir, damit ich Ruhe gebe, fünf magische Kastanien, die, darauf bestand sie, nicht nur gegen jede Art von Schwindelgefühlen, sondern auch gegen Herzenskälte und allerlei Schwächen helfen würden. Daneben bläute sie mir aber ein, vorsichtig mit ihnen umzugehen, da in jeder von ihnen eine kleine Babydryade schlummere, die in dem kleinen Baumsamen auf eine bessere Zukunft hoffe.

Damit und einigen weiteren zornigen Worten der Belehrung, was ich an dieser Stelle hier aber lieber nicht weiter ausführen möchte, verabschiedete sich die Baumnymphe wieder und kletterte wieder in ihren Kastanienbaum. Leider war es mir nicht möglich, sie vorher zu fotografieren, erstens, weil ich meinen Fotoapparat nicht zur Hand hatte, zweitens aber auch, weil sie wohl keineswegs geneigt gewesen wäre, sich von einem trampeligen Ruhestörer auch noch ablichten und im Internet ausstellen zu lassen.

Insofern müsst Ihr mir das Ganze auch so glauben. 😉

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.