Man wird sich selbst historisch

„Man wird sich selbst historisch“, urteilte der gealterte Goethe über sich selbst. Da war er schon über 60. Nicht ganz in seinem Sinne wurde auch ich mir historisch, als ich durch Zufall einige uralte Fotos von mir ausgrub, von denen ich nicht mal wusste, dass sie überhaupt existieren. Bald 16 Jahre ist es nun her, dass ein doch recht verzottelter Jugendlicher durch das Land stiefelte.

M.A.D. anno 1992 - nachdenklich gestimmt
M.A.D. anno 1993 - nachdenklich gestimmt

Nachdenklich war ich ja auch damals schon, ebenso verstrubbelt, beides wahrscheinlich sogar noch schlimmer. Die Frisur deutet stark auf einen Friseurtermin kurz zuvor hin. Um die eklige Akne, die auch mich seinerzeit plagte, zu kaschieren, habe ich mir erlaubt, die Fotos in Sepia zu tönen – so sehen sie auch gleich viel klassischer aus.

Was waren das damals noch für Zeiten, Anfang der 90er… Vieles war da anders…

M.A.D. 1994 - mit fiesem Blick
M.A.D. 1993 - mit fiesem Blick

Ob ich heute wohl selbst mit meinem jugendlichen Gegenstück ausgekommen wäre? Vielleicht schon, obwohl, man weiß es nicht – denn immer lieb und freundlich war ich gestern nicht immer, bin ich allerdings auch heute nicht. Wäre ich allerdings heute nochmal 17, dann fände ich wohl mehr gefallen an der Welt und vielleicht auch mehr Freunde. Denn die Fotos stammen aus einer Zeit, in der Animes und Fantasy noch eher was für Außenseiter waren, ebenso war die Zeichenkunst eher vereinzelt.

Heute gibt es für spezielle Interessen viel mehr Möglichkeiten. Andererseits, wenn ich es mir recht überlege, war, trotz allem Stress damals schon, das Schulsystem doch etwas sympatischer, zumindest in der Oberstufe. Deshalb werde ich wohl von alchemistischen Verjüngungsexperimenten erst mal ablassen, lasse mich von meinem jugendlichen Konterfei aber weiterhin gerne angrinsen. 😉

Über Martin Dühning 1508 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.

3 Kommentare

  1. Wow, das hört sich ja nett an! Siehst du, du kannst es ja doch 😀
    Leider ist mir nicht klar, wie den Menschen wie ich sind!?
    Zudem gehe ich stark davon aus, dass es auch zu deiner Generation X schon Menschen wie mich gab – nur war das Internet vielleicht noch nicht schnell genug um sich mit Ihnen zu Unterhalten…
    Danke nochmal für das liebe Kompliment (ich fasse es mal als eines auf), kann ich übrigens nur zurück geben. Ich finds schön dass es dich gibt, und zwar so wie du bist !

    Viele liebe Grüße
    Rebecca

  2. Unschuldig? Naja, vielleicht in Relation. Was die „Begabungen“ antrifft, verhielten sie sich insgesamt wohl neutralisierend, störend wirkte sich vielleicht eher aus, dass meine Sendefrequenzen nicht kompatibel waren zur damaligen Generation X. Nun gut, es ist aus und längst vorbei.

    Um so schöner, dass es HEUTE Menschen wie dich gibt. Auch dir nachträglich ein guets neues! 🙂

  3. Wie herzig 🙂
    und dieses unschuldige Lächeln^^ Auch wenn fies drunter steht, das hätteste wohl gern gehabt 😉 Dein fieses Lachen musst du wohl irgendwann während deiner Zeit als Leher entdeckt haben….

    Schade finde ich nur, dass deine Besondere Art und deine vielseitigen Begabungen in den ’90ern ein Hinderniss für dich darstellten.
    Das wenige, was ich von dir weiß, reicht aus, um mit Sicherheit sagen zu können, dass du ein ganz besonderer und wunderbarer Freund bist.
    Ich denke, dass deine heutigen Freunde dafür um so besser wissen, was sie an dir haben! (Falls nicht solltest du vielleicht ab und zu mal wieder den lieben Martin rauslassen 😉 )

    Liebe Grüße und nachträglich noch en guets neues! 🙂
    Rebecca

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