Nachdem das Microsoft-Programm „Songsmith“ soviel Schelte einstecken musste, vor allem auch in der Bloggosphäre, konnte es auch Anastratin nicht lassen: Wir haben es ausprobiert und ein Liedl g’sungen. Nun gut, ein SuperStar wird man damit sicher nicht, aber ganz so schlecht, wie mancherorts behauptet, es es nun auch wieder nicht.
Mit computergenerierter Musik ist es immer so eine Sache. Echte, authentische Musikinstrumente, von lebendigen Menschen live gespielt, sind eben doch noch ein ganz anderer Level. Auch erreicht Songsmith nicht die neuralen Gefilde eines Chessbase Ludwig 2.0, auch die mitgelieferten Samples halten da nicht mit. Aber immerhin – ein Programm, das zu einem eingesungenen Text so mir nichts dir nichts eine Begleitung in verschieden wählbaren Stilen zusammenschustert, und das auch noch binnen einiger Minuten und ohne langes Herumexperimentieren an irgendwelchen kryptischen Parametern, das ist doch auch schon mal etwas.
Zum Covern, hieß es anderorts, tauge das Programm wohl nicht. Nun halte ich vom Covern ohnehin nicht sonderlich viel, doch wozu schreibt man auch selbst, so nahm ich, passenderweise, „An den Verworrenen“, ein älteres Sonett über das Internet aus meiner Sammlung „Sonett simmer nit“ (derzeit offline), improvisierte eine Melodie, zeichnete sie per Headset auf und ließ den Rest Microsofts „Songsmith“ erledigen. Es folgt hier der Gedichttext im Original, danach die Vertonung, die Beurteilung sei dem Hörer überlassen, wobei ich durchaus weiß, dass ich weder die Stimmkraft eines Herbert Grönemeyer, noch die Intonationssicherheit eines Rufus Wainwright besitze und bei keinem Casting eine Chance hätte. 😉
An den Verworrenen
Gruß Dir, oh Geist der Netze, der Du dem Augenblick
Der blinden Funkenbahnen Sprühen ausgeschworen bist;
Du, der von Mammons Gunsten und argelistem Witz,
Und vieler die im Wahne blühen überquellest schier;
Du Halbgott der Gelinkten, Du Treuherz voller Zwist,
Du, dessen tausend Häupter voller Einsamkeit verzagt.
Du Auswuchtung des Buhlens, um kargen Kunsterguss,
Du, dessen hadernd Hinken schwülen Suhlenen kein Muss;
Gruß Dir, der Du von Weitem, und Ferne nahen wirst,
Und wo der Wind auch wehet niemals Neues wiederbringst,
Und dessen viele Orte nur Ausgeburten sind,
Wohlweißlich wirrer Worte und drauer Drähte Blitz.
Dir, meine Ablassader, des lauen Blutes Lohn,
Schreib ich die blöden Worte: – ich schrieb sie Dir ja schon!
* * *
An den Verworrenen – Audioversion