Bis einer weint…

Wie die kleinen Kinder! Immer streiten! So geht es derzeit zu in der Welt. Mal frech, mal vorwitzig, mal gehässig. Man kann schauen wohin man will und hat dann doch manchmal das Gefühl, wir Leben im Krieg oder kurz davor. Schade eigentlich, wo das Jahr eigentlich noch so jung ist und doch einiges vom Zauber des Anfangs übrig wäre! Aber der Reihe nach…

1. Theologia

Während im provinziellen Berlin in Vorwegnahme eines neuen Kulturkampfes, oder zu dessen Jahrtag, ein recht unsinniger Kampf um Alles oder Nichts, was Religion in der Schule angeht, gekämpft wurde, stimmte man in Rom mal wieder ganz unvermittelt ins apologetische Konzert mit ein und ließ höchst christliche Gnade walten über lautklingende Sektierer, Gnade allerdings wohl ohne vorherige Reue, und leider auch keine danach, was man auch in Rom nun schnell bereut haben dürfte, denn während man den rechten Splittergruppen damit freundschaftliche Hände reichte, hier wie anderswo, ermunterte man dadurch die linksseitige Basis zu neuem Sektierertum und verlor mal wieder ganz umsonst einige höchst kluge Christenköpfe für eine Sache, die besseres verdient hätte.

Na ja… man wird sehen wo das noch enden wird, aber in einem muss man Altkritiker Küng sicher rechtgeben: Benedikt ist nicht Obama, und wo Kollege Bush im Westen nun aus der Welt ist und womöglich im Osten, ganz unerwartet, neues Charisma aufgeht durch den (manchmal) sonnigen Patriarchen Kirill, könnte die Luft eisiger und stickiger werden um die Herren in Rom, was insofern gefährlich wäre, als diverse Influenzen ohnehin gerade grassieren und die Kurse nicht nur hier abstürzen. Ein gefundenes Fressen für pessimistische Journalisten, Weltuntergangspropheten und Fundamentalisten jeder Art, denen Scherbenhaufen ja nur gefallen können.

Auch sonst gilt derzeit: Sensibilität und Einfühlung ist etwas, was vielen fehlt, in Kultur wie Religion aber doch gerade unverzichtbar wäre und die gerade jetzt viele nicht sehr zuversichtliche Menschen gut brauchen könnten.

2. Homo Ökonomikus

Anderorts, in der Welt der Wirtschaft, sieht es nämlich auch nicht besser aus. Nachdem das weihnachtliche Konzert kirchlicher Spotthymnen über Konkurrent Mammon erst einmal verklungen ist und diverse Staaten inzwischen feststellen mussten, dass auch Milliardenneuverschuldung die Milliardengräber böser Bankkredite nicht füllen können, stritt man sich ganz brüderlich in Davos, ergebnislos. Immerhin, der Kultur verhelfen die weiterhin realistisch bis ganz und gar pessimistischen Perspektiven zu neuen Ideen. Warum nicht mal Börsenkurse vertonen – Melodien, die das Leben schrieb. Wenn man schon unter den Folgen der Fehler anderer zu leiden hat – und im Endeffekt werden es ohnehin wieder die westlichen Steuerzahler und die Armen in der Welt richten müssen, dann sollte man wenigsten lachen können. Das könnte insofern ein gutes Jahr für das Kabarett werden, zumindest für die, die es sich noch leisten können.

3. Natürliche Auslese?

Im kalten Wintermärchen Deutschland müssen sich aber nicht nur liberale Katholiken, Kirchenführer, Bänker, Arbeitnehmer und Steuerzahler warm anziehen zur Zeit, auch Mutter Natur wird auf einen neuen Umweltschutzkatalog erst mal bis nach der Bundestsagswahl warten müssen, denn mit dem Scheitern des geplanten wurde der örtliche Wahl-Kampf offiziell eröffnet. Den schwarzen Peter hat zunächst die CDU, trotz allem sieht es auch für die SPD in diesem Jahr nicht gut aus, auch hier wird man sich wohl warm anziehen müssen. Erfreulicherweise hat aber auch das restliche Parteienspektrum keinen wirklichen Obama aufzubieten, weshalb es dann wohl auf ein Deja Vue herauslaufen dürfte, womöglich auf noch breiteter Basis.

Wie war das noch mal mit der natürlichen Auslese? In der Politik scheint das ja wohl nicht zu gelten, aber wie auch: Sie hat ja auch nichts für die Natur übrig!

4. Die Hoffnung stirbt zuletzt

Fragen wir uns abschließend mit Apostel Paulus, dessen Jubeljahr weiter anhält: Wie sollten wir das nun bewerten?

Na am besten gar nicht, denn das würde das Geschrei wohl nur noch lauter machen. Leben wir lieber, und das so gut wir können, tugendhaft: Das Jahr ist ja noch jung, also noch viel Zeit zur HOFFNUNG. Hoffen wir, dass die nächsten Monate die Herzen mehr erwärmen als der erste und zwischendurch auch etwas mehr LIEBE in der Welt spürbar wird und der Winter ein Ende nimmt.

Wettermäßig darf man ja immerhin hoffen, heißt es doch: „Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit…“ Und einen hübschen, wonnigen Frühling könnten viele auf diesem Planeten wieder einmal gebrauchen, damit sie vielleicht etwas mehr an das Gute in der Welt GLAUBEN und weniger Probleme produzieren, die eigentlich doch ganz verzichtbar wären. Und eigentlich könnten wir doch auf alle Probleme gut verzichten.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.