Wortewolken und ihre Be-Deutung

Wolken, insbesondere Regenwolken im Frühling, versauern uns die gute Laune, seit Wochen schon und auch mindestens noch bis nächste Woche. Doch nicht nur in der freien Natur verleiden sie dem Wanderer den blauen Himmel, nein auch im virtuellen Netz treten sie immer häufiger auf, die Wortewolken.

Wenn ein Tief nach dem anderen über das Nordmeer jagt, sich jeweils bis in den südlichen Schwarzwald verirrt und in den Klettgau, es tage- und wochenlang herumregnet, dann wird Metereologie richtig interessant. Dass die Wolken wohl so extrem zugenommen haben, ist aber nicht nur in der Welt draußen ein spürbarer Effekt, auch drinnen, in der Glitterwelt des Internets nehmen die Wortewolken überhand und es gibt da doch einiges zu deuten. Metereologie ist gefragt, Wortewetter-Deutungskunst.

In früheren Zeiten, als man noch nüchterner dachte als man erscheinen wollte, hätte man Wortewolken noch bloß auf den Worteschwall bezogen, den von den kleinen Bloggern beispielsweise, von dorther verbreiteten sich zuerst andere Wortewolken, Begriffswolken auch genannt, also grafische Ansammlungen von Worten, oft wohl nach Häufigkeit von gefühllosen aber zählgenauen Rechnern errechnet. Und doch: Dem Psychologen eröffnen sie tiefe Einsichten in die inneren Befindlichkeiten derer, von denen sie handeln. Oder auch nicht. Nehmen wir den Verfasser dieses Artikels einmal selbst. Sucht man ihn mit gewissen stalkingfreundlichen Suchmaschinen, so findet sich dort eine folgende Visualisierung zu „Martin Dühning“:

Begriffswolke einer Personensuchmaschine zu "Martin Dühning"
Begriffswolke einer Personensuchmaschine zu „Martin Dühning“

Was will uns dies nun sagen? „Übersicht“, „Waldshut-Tiengen“, „Waldshut“ und weniger „Tiengen“ scheinen wichtig im Leben dieses Mannes zu sein. Ebenso finden sich dort Begriffe wie „Theater“, „Songs“ oder „Software“. Schon genauer hinsehen muss man, wenn man den Beruf des Menschen, der hier zusammengewolkt ist, erfahren will – wobei dies noch am ehesten zutreffend ist. Aber „Übersicht“? Was an diesem Begriff ist so wichtig, dass er so souverän und gewaltig erschiene? Der Kundige errät es: Ist es nicht vielleicht das kleine, spießbürgerliche und beschauliche Leben in WALDSHUT-TIENGEN, dass man nur freundlich mit  als ÜBERSICHTlich bezeichnen kann – in WALDSHUT scheinbar mehr als in TIENGEN, oder ist alles am Ende nur THEATER? Das muss wohl in den Nebelwolken verhüllt verbleiben wie so vieles andere, was zwar als Begriff wohl häufiger zu finden wäre, aber offenbar nicht so wichtig erscheint, grafisch Erwähnung zu finden, aus welchem Grunde auch immer…

Doch schreiten wir weiter fort, denn Anastratin hat ja noch mehr Redakteure, unsere beiden Fotografen nämlich, zunächst „Sandra Rönnau“. Dort fällt dem Betrachter zunächst ein riesiger Begriff ins Auge:

Begriffswolke einer Personensuchmaschine zu "Sandra Rönnau"
Begriffswolke einer Personensuchmaschine zu „Sandra Rönnau“

WENDTORF!!! Es scheint unglaublich wichtig zu sein im Leben der Person und beschämt müssen wir feststellen: wir haben hier noch nicht mal Fotos davon und auch nichts davon gewusst, aber immerhin die SCHÜLERZEITUNG hat seinerzeit ein paar Fotos von SPORT HALLEn erhalten. Irland sucht man dort aber genausowenig wie beispielsweise Spruchbilder, was ja irgendwie doch passender wäre, als WENDTORF, selbst wenn man es metaphorisch auffasst, quasi als guter Lebensratschlag: „Wende Torf“, also ein stärkerer Naturbezug, vielleicht auf einem Irlandfoto, wo diese Tätigkeit vielleicht tatsächlich noch von einigen irischen Torfstechern ausgeübt wird – allerdings weder in SPORTHALLEn, noch in TIENGEN und auch nicht von SIMON, MARINA und ANDREAS im DOPPEL oder dem SPIELER KARL-LUDWIG am ersten Spieltag des TSV in der SPORTHALLE TIENGEN, am KGT auf der BÜHNE oder von Herrn MÜLHAUPT als Bemerkung in der SCHÜLERZEITUNG vom GYMNASIUM.

Unser zweiter Mitarbeiter „Hansjörg Dühning“ dürfte mit dem Ergebnis auch nicht unbedingt glücklich sein:

Begriffswolke einer Personensuchmaschine zu "Hansjörg Dühning"
Begriffswolke einer Personensuchmaschine zu „Hansjörg Dühning“

Ein SCHELM ist er ja schon, dass wird jeder bestätigen können, der ihn kennt. Aber das sind ja letztlich fast alle Dühnings. Fraglich allerdings, warum das URHEBERRECHT so groß geschrieben werden muss. Gut, er hat das Urheberrecht auf eine Reihe unserer Ostfrieslandfotos, das dürfte es aber auch schon gewesen sein und da er, provinzschmalbandigerweise auch über keinerlei Internetzugang verfügt, dürfte man ihm schwerlich anderes vorwerfen können, als dass er mit dem URHEBERRECHT doch recht wenig in Berührung kommt im Tal der Ahnungslosen, Offline-Lauchringen. Vielleicht bessert sich dies ja noch in Zukunft, deshalb ein Verweis auf SCI-FI, ansonsten kann man über das Zustandekommen der Begriffe nur genauso nebulös raten, wie es JACOBI in HARTMUT JÜNGERS QUIZZY getan hätte – zwar mit KULTUR, aber ohne jede GEWÄHR gegenüber ENGLISH COMICS, FANTASY-LOGOS oder gemäßigten GESETZen.

Ja, es muss fraglich bleiben, ob aus derlei Wortewolken viel mehr prasselt als ein doch eher ahnungsloser Hagelschauer bedeutungsverirrter Schlagwörter. Einerseits mag das die Verregneten grämen, andererseits ist es aber doch auch beruhigend, wie unwissend die Maschinenwelt immer noch mit Sinn und Verstand umgeht, oder besser: ohne beides wolkig herumrät. Solange dies währt, mag ein letzter Nebelschleier von Privatsphäre über der Würde der Person ruhen.

Über Martin Dühning 1501 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.