Fotografischer Quantensprung

Ich hätte nicht gedacht, dass ich es sobald noch mal erleben würde: Einen fotografischen Quantensprung. Doch tatsächlich, die Nikon D90 ist einer…

Quantensprünge sind selten geworden, auch in der Welt der digitalen Fotografie. Seit bei den meisten Digitalkameraherstellern das Mehr-Megapixel-Syndrom ausgebrochen ist, ging das extrem zulasten der Qualität. Großflächiges Rauschen hielt Einzug, oder verwackelte Bilder, ganz nach Wunsch und oft auch beides. Auf andere interessante Features, beispielsweise eine Art automatische HDR-Funktion, wartet man stattdessen immer noch vergebens. Stattdessen bauen Kamerahersteller Lächelerkennungen, Filmchenfunktione und anderen Unsinn in ihre Kompaktkameras ein. Ein Grund mehr, ihnen langsam den Rücken zu kehren. Seit dem Sprung auf die Ixus 400 vor 5 Jahren jedenfalls hatte ich da größeres Aha-Erlebnis mehr, was die eigentliche fotografische Qualität angeht – und zwischenzeitlich hatte ich doch wirklich einige Reihe neuerer Kameras ausprobiert.

Doch die Nikon D90 ist anders. Es ist zwar weder meine erste Spiegelreflexkamera, noch die erste Nikon, aber sie vereint einige höchst interessante Features und macht schlichtweg deutlich bessere Fotos, ganz ohne große Anstrengung. Praktisch ist, dem großen CMOS-Sensor sei Dank, hier sogar die gesteigerte Megapixelanzahl – denn zoomt man in Fotos, erhält man tatsächlich auch brauchbare Ausschnitte, selbst bei zweifelhafter Belichtung und mit dem kleineren der beiden mitgelieferten Objektive, dem Nikkor 18-105, wie man an den beiden folgenden Fotos ersehen kann, einmal das Original, dann der unbehandelte Ausschnitt mit dem Buchfink im Detail.

Buchfink auf Tannenzweig
Bild 1: Misstrauischer Buchfink auf einem Tannenzweig bei nicht gerade perfekten Belichtungsbedingungen.
Buchfink - Ausschnitt
Bild 1 / Original-Ausschnitt: Für eine unbehandelte Aufnahme ohne Tele- oder Blitz können sich Rauschen und Detailzeichnung immer noch sehen lassen.

Da sind doch auch ohne Blitz und Nähe noch viele Details erkennbar. Auch Verwackler im dunklen Wald sind selten bei der Nikon D90. Das ist auch den beiden mitgelieferten VR-Objektiven mit Bildstabilisation der zweiten Generation zu verdanken. Da geht doch einiges mehr als mit den alten. Auch die Blenden ermöglichen mehr, gerade beim größeren der beiden Objektive, dem Nikkor 70-300 VR. Damit macht selbst die alte D50 deutlich bessere Aufnahmen. Praktisch, dass die Objektive der Nikon-Reihe untereinander austauschbar sind.

Ginkgo Biloba
Ginkgo Biloba, fotografiert mit Nikon D90

Auch die eingebaute Belichtungskorrektur erscheint durchaus intelligent, wenn sie auch manchmal zu etwas starken Kontrasten neigt. Eine neue Funktion namens D-Lighting verschafft hier etwas Abhilfe. HDR ist das sicher noch nicht, aber die schlimmsten Totalkontrastierungen werden damit noch etwas abgefedert. Womöglich lässt sich auch noch einiges mehr herausholen mit etwas mehr Übung.

Sehr grüner Wald, fotografiert mit der Nikon D90
Sehr grüner Wald, fotografiert mit der Nikon D90

Was viele andere Funktionen, beispielsweise die Möglichkeiten zur Aufnahme von Videos in HDMI-Qualität angeht, muss sich noch zeigen, ob sie in der Praxis etwas bringen, ebenso, was die Live-Anzeige angeht. Aber die Kamera ist ja auch noch ziemlich neu.

Einige weitere Aufnahmen kann man allerdings schon auf meiner Galerie bei DeviantArt betrachten.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.