Unschuldig gestrafte jugendliche Liebende, gebrochene Freundschaften, gewürzt mit Dimensionssprüngen und einem Hauch von Gothic Lolita – das sind derzeit vielversprechende Zutaten für Mangas und Animes, so auch für Pandora Hearts.
Ganz neu ist Pandora Hearts nicht, wenngleich man im Westen davon noch nicht allzuviel mitbekommen hat – unter anderem, weil sich zum aktuellen Zeitpunkt immer noch kein deutscher Publisher gefunden hat. Doch ging die Serie bereits 2006 in der Manga-Fassung an den Start, inzwischen fasst die Serie acht Sammelbände, der neunte füllt sich gerade. Verfasst wurde sie von Jun Mochizuki, herausgegeben von Square Enix. Eine Anime-Adaption, geschaffen vom Studio Xebec, läuft in Japan gerade an.
Pandora Hearts nimmt sich viele bewusste und unterbewusste Anleihen aus dem Manga-Universum. Der Plot um einen fünfzehnjährigen Helden, hier Oz Bezalius, der unverschuldet und wider Willen eine Serie von Bewährungsabenteuern bestehen muss, unter anderem mit dem Mädchen „Alice“, die ihr Gedächtnis verloren hat, erinnert nicht von ungefähr an Tsubasa Chronicles von Clamp oder dessen Gegenstück Xxx-Holic. Auch die bekannten Motive der Vorbestimmtheit/Fügung, der verlorenen Unschuld und der Einäugigkeit finden sich an diversen Stellen wieder. Der „Abyss“, eine Schatten- und Dämonenwelt, die Angel- und Drehpunkt der Story ist, nimmt sich Anleihen von Death Note ebenso wie Yu-Gi-Ohs „Reich der Schatten“, wobei – gottlob – Trading-Cards oder ähnliches keine Rolle spielen. Im Vergleich mit den vorgenannten Serien verfügt „Pandora Hearts“ über eine etwas stringentere Handlungsführung. Rückblenden diverser Protagonisten gibt es zwar auch einige, doch neigt die Serie nicht so sehr zu strukturellen Wiederholungen wie Tsubasa Chronicles, es artet also nicht wie dort zu einem beständigen „Federlesen“ aus.
Stattdessen werden die Charaktere und damit die Handlung nach und nach verfeinert. Teilweise erfüllen sich die Mutmaßungen der Leser/Zuschauer, mitunter wird aber auch mit den Vorerwartungen gespielt und die Geschichte nimmt unerwartete Wendungen. Entgegen kommt dem, dass Pandora Hearts ganz offensichtlich noch ein weiteres literarisches und alineares Vorbild hat, bei dem es sich von Anfang an immer wieder reichlich bedient: „Alice im Wunderland“ von Lewis Caroll. Nicht nur die zweite Hauptprotagonistin trägt diesen Namen, auch ihr Alterego, B-Rabit, ein düsterer, sensenschwingender Riesenhase, spielt darauf an wie auch die anderen „Chains“, wie sich die kämpferischen Dämonenwesen in der Welt von Pandora Hearts nennen. Doch Kämpfe stehen nicht im Mittelpunkt der Handlung, eher geht es um die Grundthemen von Sinn(krise), Verlust- und Vergangenheitsbewältigung. So tragen einige Helden nicht nur symbolische, sondern in psychologischer Hinsicht durchaus neurotische Züge. Ja, es wimmelt hier geradezu von tragischen und geknickten Helden.
So fällt zu Beginn schon der Gespiele und Freund „Gil“ ins Auge, dessen Schicksal bereits in den ersten Episoden tragische Züge aufweist; oder auch der unergründliche Xerxes Break, der zunächst als komischer Schelm erscheint, später mehr und mehr düstere Eigenschaften aufweist, dann aber mehr und mehr die Rolle des weißen Clowns übernimmt. Immer wieder stellt sich die Frage nach dem Umgang mit der eigenen, aber auch anderen Vergangenheit und auch darum, was man mit der eigenen Zukunft und Gegenwart anfangen kann. Die Message bleibt allerdings recht genretypisch und ähnelt der von Tsubasa Chronicles: „Freundschaft überwindet Leid und Zeit“ und „man wächst mit seinen Aufgaben“. Philosophischere Gedankenflüge a la „Kinos Reise“ erwartet man vergeblich. Stattdessen sind an vielen Stellen Slapstickeinlagen – teils im Chibi-Stil – eingebaut, die allzu depressiven Gedanken entgegenwirken. Dann wird es grob drollig.
Grafisch überzeugen sonst Manga wie Anime durch sehr detaillierte, stilvolle Darstellungen, insbesondere die grafische Qualität der Hintergründe und die optische Atmosphäre im Anime ist für eine bloße Fernsehserie überdurchschnittlich. Der Anime kann auch noch mit einem hochwertigen Soundtrack punkten, der nicht umsonst einmal mehr an Tsubasa Chronicles erinnert: Unter anderem Yuki Kajiura und FictionJunction zeichnen sich dafür verantwortlich.
Es spricht viel dafür, dass nicht nur Freunde von Clamp an Pandora Hearts Gefallen finden werden. In mancher Hinsicht ist Pandora Hearts sogar gefälliger, vermeidet es doch gewisse strukturelle Schwächen von Tsubasa Chronicles dadurch, dass es kompakter und einfacher gestrickt ist. Eingefleischte Fans könnten dies auch kritisieren, erschließt sich doch die Clamp-Serie erst durch ihre vielen Anspielungen an andere (Clamp-)Serien – eine Dimension, die in Pandora Hearts weniger stark ausgearbeitet ist. Lesenswert ist es aber allemal und der Anime durchaus sehenswert. Sofern man das Japanische oder zumindest das Englische beherrscht und nicht vor Importen zurückschreckt zumindest, sonst muss man wohl noch eine ganze Weile warten.
Der offizielle Soundtrack zu Pandora Hearts erscheint erst am 8. Juli 2009, deshalb ist es schwierig, das sicher zu sagen, denn man kann die CD zwar schon vorbestellen, aber die Tracks noch nicht probehören. Den Tracktiteln nach zu urteilen könnte es sich aber um „Bloody Rabbit“ handeln, vgl hier:
http://www.amazon.co.jp/TBS%E3%82%A2%E3%83%8B%E3%83%A1%E3%83%BC%E3%82%B7%E3%83%A7%E3%83%B3%E3%80%8CPandoraHearts%E3%80%8D%E3%82%AA%E3%83%AA%E3%82%B8%E3%83%8A%E3%83%AB%E3%82%B5%E3%82%A6%E3%83%B3%E3%83%89%E3%83%88%E3%83%A9%E3%83%83%E3%82%AF1-TV%E3%82%B5%E3%83%B3%E3%83%88%E3%83%A9/dp/B0026QYLVU/ref=pd_sim_m_6
Sry, meine Mail-Addresse ist: GalaxyFire@gmx.de
Also ohne Punkt zwischen Galaxy und Fire..
Danke 🙂
Kann mir jemand sagen, wie das Lied heisst, welches immer kommt (Beispiel Folge 2), wenn Alice sich in den schwarzen Hasen verwandelt??
Bitte helft mir und schreibt eure Antwort an meine Mail-Addresse: Galaxy.Fire@gmx.de
Danke 😉