Ein paar Worte zu Windows 7

Neben vielen Nachteilen hat es auch einen Vorteil, Systemadministrator zu sein. Man kommt zeitiger an neue Hard- und Software. Dadurch hat man dann freilich länger Zeit, sich mit beidem herumzuärgern. Ab und zu ist aber doch auch ein Lichtblick dabei. Inzwischen habe ich mein Vista durch Windows 7 ersetzt.

Zu Windows 7 gibt es nicht nur erfreuliches zu berichten – die Ribbons breiten sich weiter aus, hier bleibt Microsoft wohl sturr – doch macht das neue Windows insgesamt einen geschwinderen und durchaus ausgefeilteren Eindruck als sein Vorgänger Vista, und zwar deutlich. Für altgediente PCs mit Windows XP gibt es zwar trotzdem keinen Grund, umgerüstet zu werden. Vista-PCs dürften aber in den Genuss gewisser Vorteile kommen.

Da wäre bleistiftsweise die neue, verbesserte Stift- bzw. Fingerbedienung. Sie dürfte ihre größten Vorteile allerdings erst mit der neuen Generation berührungsempfindlicher Bildschirme ausspielen – und auch nur, wenn die Anwendungssoftware entsprechend vorbereitet ist. Mehr Praxisnutzen bringt da schon der weiterentwickelte Desktop mit allerlei pfiffigen kleinen Verbesserungen. Das bringt im Alltag einiges, das Betriebssystem fühlt sich trotzdem schneller und schlanker an als Vista. Die Benutzerkontenkontrolle nervt nicht mehr ganz so oft wie früher, spürbar ist sie allerdings immer noch.

Nett ist, dass die meisten Programme klaglos oder teils sogar fehlerfreier ihren Dienst verrichten als unter dem Vorgänger. Der Windows-XP-Modus soll dafür sorgen, dass auch ältere zickige Progrämmlein dies tun. Das kleine Windows im Windows ist recht praktisch, besonders in den 64-Bit-Versionen, die von Haus aus keine 16Bit-Programme verstehen. Ist man allerdings VMWare gewöhnt, enttäuscht die Virtualisierung etwas. Dafür ist Microsofts Virtual PC allerdings auch kostenlos. Es steht auch zu vermuten, dass Microsoft die Funktionen in künftigen Versionen noch weiter verfeinert. Wünschenwert wäre beispielsweise eine Integration von Systemschutzprogrammen auch in der virtuellen Umgebung, sonst dürften sich dort neben ältlichen Programmen auch Viren einnisten. Etwas umständlich ist auch die doppelte Installation von Sicherheitspatches. Die virtuelle Hardware bietet auch eher ein Grundsystem.  Bislang hat VMWare hier aber wohl noch die Nase vorn mit Hardwarebeschleunigung und diversen Konfigurationsmöglichkeiten.

Einige mitgelieferte Dienstprogramme haben in der aktuellen Version deutlich hinzugelernt. Das wird insbesondere bei Paint augenfällig, dürfte dann aber wohl eher Laien nutzen, die nicht ohnehin schon ein größeres Grafikprogramm besitzen. Ob PC-Laien diverse Programme allerdings überhaupt finden werden, sei dahingestellt. Denn das neue Startmenü verlangt einem schon eine gewisse Erfahrung oder zumindest Experimentierfreude ab. Auf Anhieb findet man dort erst mal kein vernünftiges Programm.

Zwar kann man in einem geeigneten Eingabefeld auch Namen eintippen. Das setzt allerdings voraus, dass man auch weiß, was überhaupt findbar wäre. Der deutsche Nutzer ist hier aufgeschmissen. Gibt er unbedarft „Malprogramm“ oder „Malen“ ein, tut sich nichts. Erst das englische „paint“ führt zum Ziel. Ganz dumm ist die Suchfunktion allerdings auch nicht – so findet sie sowohl „Editor“ als auch „notepad.exe“. Bei „Kommandozeile“ bleibt sie allerdings ebenso stumm wie bei „command“. Der Nutzer muss schon wissen, dass er eigentlich die „Eingabeaufforderung“ suchen müsste. Bei so langen Wörtern wird dann auch klar, dass das Argument, man komme durch das Eintippen schneller zum Ziel als durch das Herumhangeln im Menü grob in die Irre geht. Beides dauert mit dem neuen Startmenü viel zu lange! Als Ausweg bleibt einem nur, entweder diverse benötigte Software einfach mit der neuen Funktion im Startmenü „anzuheften“ oder abzuwarten, bis man sich oft genug durch Menüs gehangelt hat und sich das Startmenü die eigenen Gewohnheiten gemerkt hat. Bei Anwendern, die täglich sehr viele verschiedene Programme bedienen müssen, bleibt fraglich, ob das wirklich schneller geht.

Ach, es bleibt dabei: Einen alten Mann stimmt der Verlust des schönen, klassischen Startmenüs traurig. Doch lässt es sich immerhin weitgehend emulieren – und das leichter, als gedacht. Das gleiche gilt auch für die Schnellstartleiste, in welche bei Softwareinstallationen weiterhin brav verknüpft wird, die in der Realität allerdings spurlos verschwunden scheint. Doch ist sie schnell durch eine eigene Symbolleiste ersetzt und man muss so auch nicht ständig wieder freche Programme aus der Leiste entfernen, die man dort gar nicht haben wollte – das ist ein deutlicher Vorteil. Auch die Taskleiste verhält sich durchaus intelligent, wenn man sie vorab etwas zähmt. Programme in ihr „anzuheften“ kann allerdings etwas zu Verwirrung führen, da gestartete Programme dann von Verknüpfungen schwer zu unterscheiden sind. Insbesondere mit der Reihenfolge kommt man schnell durcheinander.

Das Fensterverhalten insgesamt ist anfangs etwas ungewohnt. Die Fenster vergrößern oder positionieren sich automatisch, wenn man sie an den Rand schiebt. Teils ist das durchaus praktisch. Die Animationen sind noch etwas verspielter und werden bei der Taskleiste mit Leuchteffekten verstärkt, wenn man mit der Maus darüber fährt. Wer es braucht, kann diverse Miniapplikationen wie die Uhr nun relativ frei auf dem Desktop positionieren.

Insgesamt kann man sagen, dass das Arbeiten mit Windows 7 – zumal unter 64-Bit – deutlich mehr Spaß bereitet als unter Vista. Ja, es kommt in Sachen Geschwindigkeit und Stabilität sogar fast an das ausgereifte, klassische Windows XP SP3 heran. Hier hat sich seit der letzten Vorversion noch mal deutlich etwas in die richtige Richtung bewegt. Weiter so, Microsoft!

Über Martin Dühning 1508 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.