Zwischen zwei Regenfronten zwitscherten ein paar mutige Sonnenstrahlen. Das war’s wohl vom sonnigen Mai. Lange währte es nicht, drum blieb auch die gute Laune nur ein Zwischenspiel, eines aber, dass zumindest ein paar Worte entkommen ließ zwischen den Schweigefluten. Drei kleine Gedichte sind dem entsprungen, zwei bessere und ein schlichteres:
Das Nichts
Das Nichts ist wie die große weiße Wand,
Die plötzlich unerkannt dir steht vor Augen,
Erst glaubst du, dass die Blicke nichts mehr taugen,
Dann blinzelst du verstört, in dich gebannt.
In weißer Schrift auf weißem Grund gefasst,
Sind Worte blutger Wahrheit eingeschrieben:
„So sinnlos!“, „Tod!“ und „Nichts mehr ist geblieben!“,
„Dein Untergang!“, „Du wirst nur noch gehasst!“.
Der Zeiger dreht sich wild, ein dürrer Stab,
Ganz schwarz und falbe zieht dir dunkle Runden,
Und faltet deiner nassen Lider Fahnen.
Bis du begriffen hast, dass nichts ist, fließen Stunden,
Der Mond am Himmel zieht still seiner Bahnen
Und toter Geister Schatten fallen ab.
* * *
Dein Frühling
Als mir dein Frühling in die Augen sprang,
Da war der Sommer schon und du verloren,
Ich übte Selbstkritik und war verschworen
In Skrupeln, haderte und wankte lang.
Doch warst du Herz auch nicht, das zu mir drang,
Und schienst zum Sinnen sonders nicht erkoren.
So blieb nichts, wurde Liebe nicht geboren,
Weil wir so fremd einander und so bang.
Ich hab mich still gefragt: Was wär gewesen
Mit uns: mit dir und mir, im andern Falle,
Wenn wir vereinigt zweisam uns in Sinnlichkeit?
Doch gegen Hypothesen spricht die Zeit:
Nicht bunte Fantasie, nicht kluge Thesen,
Es hilft ja alles nichts: Die Zeit ist alle!
* * *
Dämmerung
Das goldne Land, das uns die Zukunft war
Liegt brach, und wie von Silber ziehen hin
Schon dunkle Wolken, türmen wild sich auf
Und wenn wir’s schauen, fürchten wir uns still.
Es ist kein Sinn gereimt in dieser Welt
Und nichts das bleibt, wenn die Gefühle wehn
Ins andre Land, wohin die Schatten ziehn
Und die Gedanken, wenn die Sonne sinkt.
Doch noch ist Tag, und Glitzer hängt im Netz
Der kleinen Spinne, die noch fleißig webt
Und mancher Falter flügelt durch die laue Luft
Und manchmal, wenn die Amsel nach uns ruft,
Dann ahnen wir, dass drüber etwas schwebt,
Was mehr als Gegenwart und unser Denken ist.
* * *