Das letzte Aufgebot des Sommers: Einmal noch 30 Grade und Sonnenschein. Sonne, Strand und ein Hauch von Meer. Das war der 26. August 2010. Man muss es ja auch nutzen, denn die Schmuddelwetterzeit naht. Regentief Cathleens Rückseite würde den Sommer schon wegspülen, wie anderorts in Deutschland schon passiert. Doch im tiefen Süden, da war am Donnerstag noch einmal richtig Sommer.
Sommer genug, für eine Bootsfahrt „all at sea“, allein zwar, aber zusammen mit dem lieben Fotoapparat, von Konstanz mit ein paar Zwischenhalten in Meersburg und Mainau nach Unteruhldingen und von dort per Pedes wieder nach Meersburg. Zuletzt dann noch zurück nach Konstanz, wo es ja einige schöne Kirchlein gibt, beispielsweise St. Stephan, genau vier Monate vor dem St. Stephanstag ein passender Moment, oder das Konstanzer Münster.
Die Reise begann natürlich in Lauchringen, von dort, nachdem in letzter Minute der Fahrkartenautomat noch frei wurde, ging es dann erst mal nach Tiengen – da der Interregionalexpress ja nicht in Lauchringen hält – und dann mit selbigem, der weil man wieder einen Wagen weggespart hatte reichlich überfüllt war, nach Singen. (Immerhin versüßte ein gesprächiges Zufallstreffen im Zug ein wenig die lange Steherei: Ein Kollege, der ein recht großes Wassermodellflugzeug ausprobieren wollte, stieg in Erzingen zu.)
Ab Singen ging es dann mit dem „Seehaas“ weiter bis nach Konstanz. Hier tummelten sich eine ganze Menge Touristen aus aller Herren Länder, die wohl auch noch einmal ein wenig Sommer kosten wollten. Drum durfte man hier gleich wieder stehen, zunächst mal in einer langen Schlange zum Schifffahrtsfahrkartenservice, danach beim Einlass zum Schiff. Es war die „Überlingen“. Die Mittagsverbindung um 12:06 Uhr war allerdings immerhin noch so frei, dass man sich auf dem Schiff selbst ungehindert bewegen und auf jedem Deck auch noch Sitzplätze finden konnte, was sehr praktisch ist, wenn man fotografierend unterwegs ist.
Der See erstrahlte an diesem Donnerstagmittag noch einmal in strahlendem Blau, der Horizon leicht dunstig, sodass sich vom südlichen Gebirge nur schemenhafte Züge erkennen ließen, die vor den weißen Segeln diverser Yachten aber doch sehr malerisch wirkten. Über das Wasser, das kaum Seegang hatte, huschten schemenhaft funkelnde Sternchen, am Himmel zeichneten sich zunächst nur laue Schleierwölkchen ab – vom nahenden Regentief war noch keine Spur zu erkennen. Die Sonne schien warm, der feuchte Fahrtwind kühlte, sodass es den Gästen nicht zu heiß wurde.
Zwei Zwischenstopps legte das Schiff ein: Einen in Meersburg, wo man schon einmal schön die historische „Skyline“ betrachten konnte, den zweiten auf der Insel Mainau, wo, wie diversen Plakaten zu entnehmen war, noch bis 29. August eine Ausstellung über „Energien der Zukunft“ stattfinden würde, was zugegeben auch ein nettes Ausflugsziel gewesen wäre. Doch die Fahrt ging weiter bis nach Unteruhldingen, der Heimat der berühmten Pfahlbauten. Ein Stück weiter räckelte sich das Kloster Birnau in der Sonne. (Auch das wäre ein schönes Ausflugsziel gewesen.)
Auch Unteruhldingen strotzte nur so vor Sommerlaune. Vor tiefblauem Himmel und himmelblauem See taumelten die Yachten vor sich her, viele Familien mit Kindern amüsierten sich am und im Wasser und man hatte so das Gefühl, der Sommer könnte nie zuende gehen.
Trotzdem ging es am Seepfad dann weiter Richtung Meersburg. Der Weg ist weitestgehend als Radweg ausgelegt (und als solcher eher zu empfehlen denn als Fußweg), es zweigt dort aber auch ein Uferweg ab, der viele Ausblicke auf den See zulässt, zumindest an den Stellen, die nicht schon von Badenden belegt sind. Von dort kann man, je näher man Meersburg kommt, auch dem Fährbetrieb zusehen.
Meersburg selbst zeigte sich als Touristenmetropole. Die meisten, die hier flanierten – und es waren viele – kamen von auswärts. Man durchstöberte die Stadt die engen und steilen Gassen entlang, die von allerlei touristischen Krimskramsläden gesäumt werden.
Stellenweise erheiterten Gaukler und Artisten das hochsommerliche Publikum. Zumindest versuchten sie es. Auf der Sonnenseite gelegen war es nämlich in der kleinen Burgstadt ziemlich heiß. Die wenigen Schattenplätze waren alle belegt, zumindest die mit Blick aufs Binnenmeer. Auf der Nordseite des neuen Schlosses war neben einer jungen Familie aber noch ein Platzerl frei, von dem aus man einem Radiomoderator bei seinen Ansagen zu seiner Deutsche-Einheits-Jubiläums-Städtetour zusehen konnte. Im neuen Schloss selbst lief eine Ausstellung zum Thema „Leonardo da Vinci“. Das Gebäude wird derzeit allerdings renoviert, sodass es weniger fotogen wirkte als zu früheren Gelegenheiten.
Da das Städtchen doch recht voll wirkte, nahm ich die Rückfahrt per Schiff dann etwas früher als geplant in Angriff (die Schlangen am Kai waren hier trotz doppelter Verbindung auch dreimal so lange) und schlenderte dafür etwas länger in Konstanz herum. Zumal es hier mehrere Kirchen zu betrachten gibt, beispielsweise die ältere Stephanskirche oder auch das Konstanzer Münster. Letzteres wirkte inwendig aber ungewohnt dunkel, womöglich durch den frühabendlichen Einfall des Lichts.
Auch die Konstanzer Straßenzüge wurden von Musikanten gesäumt, doch merkt man der Stadt recht schnell an, dass sie nicht nur Touristenziel, sondern auch Universitätsstadt ist, denn selbst das Repertoire der Straßenmusikanten unterscheidet sich merklich: Hier wurde Jazz gejammt oder Bachpräludien zum Besten gegeben – letzteres wirkt auf einem Schifferklavier durchaus interessant.
Jeder Tag, auch der letzte im Sommer, findet irgendwann sein Ende und dies war auch am 26. August gegen Abend der Fall. Die Rückfahrt über Radolfzell per Seehaas und später mit dem IRE gestaltete sich unkompliziert. Doch sank der Luftdruck kontinuierlich und der Himmel bezog sich zunehmend und zeigte das unaufhaltsame Ende dieses Tagessommers an.
Immerhin, einen Tag Sommer haben wir so noch rausholen können… 😉