Von Werbung, Desinformation und falschen Freunden

Inwiefern „soziale Netzwerke“ wirklich so wichtig sind, wie sie weiland geredet werden, wird sich wohl erst noch zeigen müssen. Dass sie nicht nur eitel Sonnenschein und kostenloser Altruismus zur Weltverbesserung sind, wie ihre Macher beteuern, versucht unter anderem Sascha Adameks Sachbuch „Die facebook-FALLE, Wie das soziale Netzwerk unser Leben verkauft“ aufzuzeigen.

Die facebook-FALLE - Cover des Sachbuchs
Die facebook-FALLE – Cover des Sachbuchs

Auf 328 Seiten Text plus Anhang mit Begriffslexikon und Fußnotenapparat setzt sich der Autor mit dem Phänomen Facebook, aber auch seinen Anverwandten auseinander. Von Anfang an schreibt Adamek aus dem kritischen Blickwinkel des klassischen Journalisten. Die Klassiker der Medienkritik im Hinterkopf beschreibt er nicht nur Erscheinungsbild und manche Ungereimt- und Frechheiten der bekannten Medienplattform, zeigt viele skandalöse Vorkommnisse in Sachen Datenschutz auf und geht auch den grauen Emminenzen im Hintergrund des Konzerns nach und deren Verstrickung in durchaus zielstrebige parteipolitische und wirtschaftliche Kreise.

Stilistisch nähert sich der Autor in seinen Ausführungen manchmal der Skandalpresse, schreibt jedoch technisch fundiert. Facebook-Nutzer werden viele der beschriebenen Vorfälle aus ihrer eigenen Erfahrung wiedererkennen und bei ihnen wird sich manch bereits vorhandendes mulmiges Gefühl gegenüber den großen Werbeplattformen dabei bestärken.

Das Ende 2010 verfasste und im Februar 2011 erschienene Buch wurde dabei in seinen politischen Teilen zwar bereits von der Gegenwart überholt, allerdings würde sich der Guttenberg-Skandal wie auch manch andere Aktivitäten der deutschen Medienpolitik dennoch fast nahtlos in die Argumentation des Autors einpassen. Der vom Autor beschriebene Gesamteindruck einer verflachenden und oft zu naiv positiv betrachteten, teils auch definitiv überschätzten Daten- und Kommunikationsstruktur bleibt ebenso aktuell wie sein Plädoyer für eine echte zwischenmenschliche Interaktion statt vorgetäuscht altruistischer virtueller Selbst- und Werbeinszenierung per Softwarealgorithmus.

Das Buch ist im Heyne-Verlag erschienen (ISBN 978-3-453-60180-2) und in Deutschland broschiert für 16,99 EUR erhältlich.

Über Martin Dühning 1523 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.