Geisterstadt und nächtlicher Rummel

Mehrere Tage währte die Flussfahrt auf dem Jangtsekiang. Hansjörg Dühning war mit einigen seiner Freunde auf Reisen durch China gegangen, um noch ein wenig vom romantischen China zu sehen – und hier war er teils tatsächlich fündig geworden, in Seitenarmen und manchen wachen Momenten, wenn mit einem alten Lastkahn ein Stück Geschichte vorbeifuhr. Zur Bootsreise gehörte aber auch ein Ausflug zur „Geisterstadt“ Fengdu, bevor es dann nach Chongqing weiterging, wo die moderne Großstadtkultur die Reisenden dann wieder einholte.

Pagoden mit Reisegruppe in der "Geisterstadt" Fengdu am Jangtsekiang in China 2011 (Foto: Hansjörg Dühning)
Pagoden mit Reisegruppe in der „Geisterstadt“ Fengdu am Jangtsekiang in China 2011 (Foto: Hansjörg Dühning)

Fengdu ist keine „Geisterstadt“ im eigentlichen Sinne, denn einsam wird man hier gewiss nicht. Scharen von Touristen drängen sich zwischen den Schreinen, Pagoden, Tempelchen und Steinfiguren, die dem einstigen Berg den Namen „Stadt der Geister“ eingebracht haben. Wohl für die Touristen ist auch eine „Pilgerroute“ vom Sockel bis zur Spitze eingerichtet worden, wo man allerlei „Prüfungen“ bestehen kann.

Steinerne Dämonin aus Fengdu (Foto: Hansjörg Dühning)
Steinerne Dämonin aus Fengdu (Foto: Hansjörg Dühning)

Vom alten weltlichen Fengdu, welches am einstigen Bergfuß an den Ufern des Jangtsekiang lag, ist freilich nichts mehr zu sehen. Der aufgestaute Fluss hat die Ortschaft, wie manch andere auch, verschlungen. Gegenüber der heiligen Touristenstädte erstreckt sich heute das neue, westlich anmutende Fengdu – mit schnittigen Hochhäusern, modernen Asphaltstraßen und jeder Menge Verkehr.

Das neue Fengdu wurde erst jüngst anstelle der alten Stadt errichtet, die 2007 in den Fluten des aufgestauten Jangtse unterging. Mehr als 100.000 Menschen fanden hier eine neue Bleibe. (Foto: Hansjörg Dühning)
Das neue Fengdu wurde erst jüngst anstelle der alten Stadt errichtet, die 2007 in den Fluten des aufgestauten Jangtse unterging. Mehr als 100.000 Menschen fanden hier eine neue Bleibe. (Foto: Hansjörg Dühning)
Der Hügel Ming Shan mit seinen vielen buddhistischen und taoistischen Tempeln und schönen Gartenanlagen liegt glücklicherweise oberhalb der Stauwassergrenze. (Foto: Hansjörg Dühning)
Der Hügel Ming Shan mit seinen vielen buddhistischen und taoistischen Tempeln und schönen Gartenanlagen liegt glücklicherweise oberhalb der Stauwassergrenze. (Foto: Hansjörg Dühning)

Trotz all der Touristen war auch hier der Park mit seinen Tempelchen wieder geradezu erholsam. Nach dem Ausflug nach Fengdu ging es weiter und mit der feierlichen Verabschiedung durch Reiseleitung und Kapitän endete auch die Bootspassage. Danach ging es weiter zur Metropole Chongqing, heute eine Millionenstadt. Neben einer Stadttour mit anschließendem Aufenthalt im Park gehörte auch ein Besuch der hiesigen Markthallen und eine nächtliche Stadttour zum Programm.

Das Stadtzentrum von Chongqing ist nur frühmorgens so menschenleer wie auf diesem Foto. Sonst herrscht - wie überall in China - sehr dichtes Gedränge. (Foto: Hansjörg Dühning)
Das Stadtzentrum von Chongqing ist nur frühmorgens so menschenleer wie auf diesem Foto. Sonst herrscht – wie überall in China – sehr dichtes Gedränge. (Foto: Hansjörg Dühning)
Die Markthallen der Millionenstadt Chongqing versorgen nur einen Teil der Einwohner. Hier ist der Gemüsemarkt zu sehen, der Fleischmarkt dagegen wäre nicht für westliche Augen - nach dem Besuch desselben wurde Hansjörg Dühning sogar zeitweilig Vegetarier, was sonst gar nicht seine Art ist. (Foto: Hansjörg Dühning)
Die Markthallen der Millionenstadt Chongqing versorgen nur einen Teil der Einwohner. Hier ist der Gemüsemarkt zu sehen, der Fleischmarkt dagegen ist nichts für westliche Augen – nach dem Besuch desselben wurde Hansjörg Dühning sogar zeitweilig Vegetarier, was sonst gar nicht seine Art ist. (Foto: Hansjörg Dühning)

Morgens und abends kann man viele ältere Chinesen übrigens bei einer besonderen Übung betrachten. Was den Europäer auf den Fotos wie „Schattenboxen“ vorkommt, ist keinesfalls Tai-Chi, sondern sogenanntes „Oma-Dancing“. Hierbei tanzen die chinesischen Senioren teils recht wilde Tänze – auch westliche – um sich in Form zu halten. Modischer Tanzsport hat insofern auch klassische Meditationsformen bei der breiten Masse abgelöst.

Nächtlicher Stadtpark von Chongqing (Foto: Hansjörg Dühning)
Nächtlicher Stadtpark von Chongqing (Foto: Hansjörg Dühning)
Tanzen hält schön jung! - Das denken viele Senioren in China und treffen sich täglich morgens und abends zum "Oma-Dancing", wie hier in Chongqing. (Foto: Hansjörg Dühning)
Tanzen hält schön jung! – Das denken viele Senioren in China und treffen sich täglich morgens und abends zum „Oma-Dancing“, wie hier in Chongqing. (Foto: Hansjörg Dühning)

Viele Fotos vom Ausflug nach Fengdu und nach Chongqing gibt es im Anastratin-Fotoalbum zu Teil 4 der  Chinareise von Hansjörg Dühning.

Über Martin Dühning 1508 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.