Der Mauern gibt es viele, besonders in Europas Köpfen, wo man sich gerne nur auf das eigene Ego versieht. Was echte Gemäuer angeht, Architektur, hatte es der letzte Abschnitt der Chinareise in sich – Reisen weiten ja bekanntlich den eigenen Horizont, weshalb sich eine kleine deutsche Reisegruppe auf den Weg gemacht hatte, um noch etwas vom alten China zu sehen, bevor es ganz modernisiert wäre. Nach einem Ausflug in den neuen kaiserlichen Sommerpalast ging es im 6. Teil der Chinareise zunächst ins neue Peking, danach nach Badaling, wo sich eine unglaublich lange Mauer in die offenen Weiten Nordchinas erstreckt. Wer bis dahin noch gezweifelt haben sollte, dass China deutlich mehr als ein „Entwicklungsland“ ist und war, der wurde spätestens hier eines besseren belehrt. Die architektonischen Leistungen sind wahrlich monumental.
Chinas moderne Chinesen sind stolz auf ihr Beijing, welches 2008 auch die olympischen Sommerspiele heimatete. Dass die politische Demokratisierung nach westlichen Maßstäben mit der wirtschaftlichen Modernisierung nicht mithalten konnte, wird nach außen hin vielfach durch wahrlich imperiale Architektur überspielt. Damit braucht man sich nicht mehr vor westlichen Augen verstecken. Olympiabauten und der zwischenzeitlich vielfach gereinigte Platz des himmlischen Friedens sind Ort des internationalen Prestiges. Das Nationalstadion in Peking, auch „Vogelnest“ genannt, ist nur eines von vielen Wahrzeichen des neuen, selbstbewussten Pekings.
Auch kulturell ist die Moderne in Chinas Hauptstadt vollständig angekommen. So prangt hier wie in allen chinesischen Großstädten westliche und asiatische moderne Werbung, selbst die gängigen Fernsehserien wurden übernommen, insbesondere auch die Mangakultur.
Bei all dem ist man aber auch weiterhin stolz auf die lange Kulturgeschichte. Die Wanli Changcheng, die „unvollstellbar lange Mauer“ wird nicht nur ständig renoviert, sondern auch von wahren Besucherströmen geradezu bepilgert, was die ständige Reinigung und Renovierung auch unumgänglich macht. Selbst in den frühen Morgenstunden finden sich in Badaling, etwa 70 km von Peking entfernt und der wohl bekannteste Mauerabschnitt der 2400 km langen Hauptmauer schon Scharen von – meist chinesischen – Touristen ein.
Wem die Touristenströme zuviel werden, dem bietet Peking aber auch einiges an weiteren Parkanlagen an, die nicht nur mit Pflanzen, sondern oft auch Statuetten gefüllt sind, die Ruhe wie Erholung bieten und sich teils auch für allerlei Späße von Touristen eignen.
Viele Fotos vom 6. Teil der Chinareise von Hansjörg Dühning: Peking bis zur Mauer gibt es im Anastratin-Fotoalbum.