Rückzüge vollzogen – Erfolge fraglich

Der Verkauf eines Teiles der 11. Nitramischen Raumflotte, strategische Rückzüge aus umstrittenen Outerims des Kibur-Gate Sektors und Kündigung von Lehensverträgen, Übereignung von Kulturgütern an Hajoiden – die nitramische Föderationsregierung unter Jantor Dolordurantas tut weiterhin alles, um das Außenhandelsdefizit drastisch zu senken. Der Erfolg bleibt allerdings weiter von außenpolitischen Faktoren abhängig, die außerhalb des Verfügungsrahmens der Regierung liegen.

Kibur-Gate-Sektor mit nitramischen Hyperraumrouten und Stützpunkten der 12. Nitramischen Raumflotte ab 439 a. C.
Kibur-Gate-Sektor mit nitramischen Hyperraumrouten und Stützpunkten der 12. Nitramischen Raumflotte ab 439 a. C.

Seit der eiligen Räumung des Phönizidendomizils im Outerim von Kap Verulan B-Minor in den vergangenen Tagen, als nitramische Interventionstruppen mehrere Kolonien binnen weniger Tage räumen ließen, ist klar, welche Ausmaße die von Generalsekretär Jantor Dolordurantas angekündigten „strategischen Frontbegradigungen“ haben sollen. Faktisch ziehen sich die nitramischen Senatstruppen damit aus dem ganzen verulanischen Teilsektor des KiburGates-Konglomerats zurück und überlassen es seinem Schicksal. Selbst die interstellaren Handelsrouten wurden entsprechend angepasst und sollen künftig über den Elidor-Sektor nach Nju Tirion führen.

Dabei ist der jüngste militärische Rückzug nur der Gipfelpunkt einer längeren Entwicklung, die eine drastische Ausgabensenkung von Militär- und Außenhandelsausgaben vorsieht. So verkaufte die nitramische Regierung Ende 438 den gesamten niveanischen Teil der 11. Raumflotte an die Ulier – zu Dumpingpreisen, wie die Opposition argwöhnte. Der Verkauf sei allerdings notwendig gewesen, so die Föderationsregierung, um die föderalen Staatsanleihen von einzelnen Föderationsstaaten zurückzukaufen und die verfassungswidrige Staatsverschuldung zu beenden. Gleichzeitig konnten die somit freigewordenen Raumdocks für andere Aufgaben verwendet werden – ein Neubau von Raumhäfen wird so umgangen. Ebenfalls notwendig aus Sicht der Regierung war die Kündigung diverser Lehensverträge mit anderen Bildungsrepubliken und der Verkauf diverser Kulturgüter an die benachbarten Hajoiden um die Zahlungsfähigkeit insbesondere der Bundesstaaten Ventadorn und Südninda wiederherzustellen.

Ob das Ziel der Regierung, die Außenhandelsbilanz vom Minus langfristig in den zweistellig positiven Bereich zu wandeln erreicht werden wird, hängt allerdings von externalen Faktoren ab. Insbesondere die deutlich gestiegenen Importkosten für medizinische Artikel und technische Module bleiben ein Verschuldungsrisiko. Ebenso könnte eine bereits angekündigte Kürzung der Alimentation für die Senatsdienste weitere Sparmaßnahmen nötig machen oder aber Ressourcen aus dem Binnenmarkt abziehen, wo der föderale Handelsmagistrat gerade mit teils sehr mageren Erfolgen versucht, eine lokale Selbstversorgung wieder zu etablieren.

Wirtschaftswissenschaftler der Universitäten von Sanarth (Ventadorn) und Cour de Liz (Con Amour) warnen bereits davor, dass die zunehmende intergalaktische Inflation zu einer Gefahr selbst für recht autarke Wirtschaftssysteme wie das von Andrasko, Solus oder Atalanthe werden könnten, wenn diese Teilstaaten kompensativ für die stärker vom Außenhandel abhängigen Staaten Tyndalis, Con Amour, Beorn, Morea oder Ventadorn mit Hilfszahlungen einspringen müssten. Als generell problematisch werden auch die teils fehdeartigen Zustände innerhalb der Admiralität des KiburGate-Systems angesehen. Das externe Civinat fürchtet weitere Anschläge und Intrigen durch befeindete Völker und Systemlords im Foriensis-Sektor. Auch die zuständigen Legaten räumten ein, dass die pro-nitramische Unterstützung durch die Admiralität im Kibur-Gate-Sektor teils nur noch sehr fragilen, meistenteils sehr eigennützigen Charakter habe und jederzeit ganz wegfallen könne. Aus diesem Grunde hieß auch Senatscommodore Ezren die neuerlichen Truppenrückzüge zwar gut, nötig sei aber weiterhin eine Verstärkung der noch vorhandenen Provinzialstützpunkte, insbesondere in den Sektoren 207 und 213, aber auch in Westron (R 318) und in Biblos Magna.

Eine wirkliche militärische Entlastung bestünde nach Ansicht von Ezren erst mit der Aufgabe des leidigen Lordmarshall-Mandats, welches die Sorge für die besonders anfälligen internationalen Relaystationen vorsieht, die immer wieder Opfer von Raubzügen werden und deren Instanthaltung auch heute noch den größten Teil der Haushaltskosten ausmacht und unverhältnismäßig viele Ressourcen abzieht.

Nils Kawomba
Über Nils Kawomba 195 Artikel
Nils Kawomba, ehemals Chefredakteur der NNZ (Neue Nitramische Zeitung), ist unser nitramischer Korrespondent in Ventadorn (Ninda).