Mittelaltermarkt in Bräunlingen

Ein Mittelaltermarkt mal wieder, nach langer Zeit, diesmal in Bräunlingen. Wir besuchten ihn an seinem letzten Tag, dem Pfingstmontag 2012. Er bot eine heimelige Atmosphäre, aber es fehlten Stände, besonders solche für Vegetarier.

Vor den Toren der historischen Waldstadt Bräunlingen, Nachkriegsstammsitz der Familie Dühning, fand an Pfingsten 2012 ein Mittelaltermarkt statt.
Vor den Toren der historischen Waldstadt Bräunlingen, Nachkriegsstammsitz der Familie Dühning, fand an Pfingsten 2012 ein Mittelaltermarkt statt.

Es hat ja schon Seltenheitswert einen Mittelaltermarkt in heimatlicher Atmosphäre zu haben. Der letzte in Lauchringen ist leider schon Jahre her, die Großevents a la Spectaculum wirken nicht wirklich heimelig – zumal das letzte in Bad Säckingen aus privaten Gründen ausfiel (wie auch die gesamte Geburtstagsfeier des Chefredakteurs). Bräunlingen ist aber auch keine schlechte Lokalität, stammt doch von hier der größte Teil der katholischen Süd-Dühnings. Insofern bestand beim Austragungsort sogar ein persönlicher Bezug, war ich hier doch gerade hier am Stadtrand in meiner Kindheit oft mit meinem Opa spazieren gegangen und der Friedhof, auf dem er nun ruht, liegt sogar in Sichtweite des Festplatzes, genauso wie Friedhofskapelle, aber auch Stadtkirche. Den Mittelaltermarkt, der vom 25. bis 28. Mai 2012 auf dem Platz neben der Sporthalle in Bräunlingen stattfand, veranstaltet von Lapis Philosophorum e.V., besuchten wir am frühen Pfingsmontagnachmittag.

Mittelaltermarktpanorama bei Bräunlingen am Pfingstmontagnachmittag, den 28. Mai 2012.
Mittelaltermarktpanorama bei Bräunlingen am Pfingstmontagnachmittag, den 28. Mai 2012. (Bitte klicken zum Vergrößern.)

Der Eintritt entsprach mit 4 EUR dem Durchschnitt, die Anzahl der Stände auch. Es war der dritte Tag, insofern war das Hauptprogramm auch wohl schon gelaufen und die Zahl der Gäste hielt sich in Grenzen. Bei den Ständen waren die wesentlichen Rubriken abgedeckt, es fehlte aber an wirklich sättigender Verpflegung für antialkoholische Vegetarier wie mich. Die Crêpes vom Crêpes-Stand waren nicht wirklich sättigend, genauso wenig wie die Bonbons vom Bonbon-Stand. Es fehlte ein Mittelalterbäcker und irgendetwas mit Eintopf. Dafür gab es einen von den weiblichen Gästen heiß frequentierten Ledermieder-Stand sowie einen Tee-Stand und einen Stand, der heiß geräucherte Forelle und Wildbretwürste für die Nichtvegetarier anbot. Kleidung für Männer und auch Rüstzeug waren eher weniger vertreten, dafür gab es einen Holzspielzeugstand und einen Töpferwarenhandel. Natürlich war auch hier wieder kein Zauberstabladen dabei.

Schaukämpfer zeigten dem Bräunlinger Publikum ihr Können - hier zum Beispiel bei einem Zweikampf.
Schaukämpfer zeigten dem Bräunlinger Publikum ihr Können – hier zum Beispiel bei einem Zweikampf.

Verschiedene Schaukämpfer boten dem Bräunlinger Publikum ihre Künste an, meist im Zweikampf, teils aber auch in Gruppenformation. Die Vorstellungen dauerten etwa 30 Minuten. Mittelalterrock- oder bekanntere Folkgruppen traten am Pfingstmontag nicht auf. Wahrscheinlich wäre das wegen der Lärmentwicklung nicht gegangen, schließlich lag der Markt direkt neben einem Wohngebiet.

Gruppentänze mit passender musikalischer Untermalung waren beim Mittelaltermarkt auch möglich. Links wird getanzt, rechts spielt die Musikantengruppe zum Ständchen auf.
Gruppentänze mit passender musikalischer Untermalung waren beim Mittelaltermarkt auch möglich. Links wird getanzt, rechts spielt die Musikantengruppe zum Ständchen auf.

Eine nette leise Musikantengruppe mit Drehleier, Traversflöte, Gitarrenlaute und Gitarrencister spielte dann und wann auf, teils auch zum Tanz. Zwei Söldner und ein Wikingerveteran patroullierten als ambienteentsprechende Truppe über den Platz. Antreffen konnte man auf dem kleinen Mittelaltermarkt neben dem Hauspersonal auch altbekannte Gesichter, wie beispielsweise „Den Undertaker“, den ich bislang auf jedem Mittelalterfest getroffen habe, das ich mit meinem Bruder besucht habe. Insider waren mit dem Markt zufrieden, da er nicht so durchkommerzialisiert sei wie die Events der Großveranstalter. Einige Marktbesitzer wirkten aber unzufrieden, weil die Umsätze wohl hinter den Erwartungen eines Pfingstwochenendes zurückblieben. Andere – etwa der Miederwarenstand – hatten in Bräunlingen wohl eine Marktlücke entdeckt.

Ambientetaugliche Besucher beim Mittelaltermarkt, im Hintergrund die Bräunlinger Stadtkirche.
Ambientetaugliche Besucher beim Mittelaltermarkt, im Hintergrund die Bräunlinger Stadtkirche.

Zur Teezeit wuselten auch etwas mehr Besucher über den Platz, sodass sich die Mienen der Verkäufer wieder etwas aufhellten – ganz im Gegensatz zum Wetter, dass bezog und leicht zu tröpfeln begann. Das war dann auch der Moment, als wir uns wieder trollten und Markt wie Bräunlingen verließen…

Über Martin Dühning 1507 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.