Ein Gauklermärchen am Hochrhein-Gymmi (2003)

Für den Auftakt ihrer Tätigkeit hat sich die neue Theater-AG am Hochrhein-Gymnasium unter Leitung von Nancy Liebig ein poetisch-nachdenkliches Stück ausgesucht: das Gauklermärchen von Michael Ende. Uraufgeführt wurde es am 4. Juli 2003.

Die Gauklergruppe sinniert über ihre weitere Zukunft bei der Aufführung am 4. Juli 2003 (Foto: Martin Dühning).
Die Gauklergruppe sinniert über ihre weitere Zukunft bei der Aufführung am 4. Juli 2003 (Foto: Martin Dühning).

Das Spiel in sieben Bildern thematisiert die Frage nach Sein und (falschem) Schein, nach Wahrheit und Lüge – und nach Liebe. Es handelt von einer Gauklertruppe, die von einem Chemiekonzern ein verlockendes Angebot bekommt. Bedingung ist allerdings, dass sich die Gruppe von Eli trennt, die seit einem Chemieunfall geistig behindert ist. Als sich die Gaukler beinahe schon für den Chemiekonzern und gegen ihre Freundschaft mit Eli entschieden haben, erzählt der Clown JoJo auf Elis bitten hin ein Märchen – ein Theaterstück im Theaterstück beginnt.

In der schauspielerischen Umsetzung konnten die Darsteller/innen voll überzeugen. Die Darsteller passten auf ihre Rollen. Auf Pomp und superlative Effekthascherei verzichtete man, stattdessen wurde das Publikum dezent und mit zarter Ironie durch das Spiel geführt. Gerade bei den eher besinnlich-nachdenklichen Szenen gegen Ende des Stücks überboten die Charaktere sogar die eher auf Witz spezialisierten Tiengener Kollegen (der Ära Buchmüller/Arbeiter).

Die kreativ-reduktionistische Bühnengestaltung zeigte, dass auch der Musiksaal des HGW unter kundiger Hand sehr wandelbar ist. Die Bühnenelektronik dagegen schlug sich noch mit mancherlei Kinderkrankheiten herum,
die von den Darstellern aber routiniert überspielt wurden. Gerade bei der Sitzszene zu Anfang des Stücks war es schade, dass das Bühnenpodest nicht genügend überhöht war, was die Sicht auf die Schauspieler/innen erschwerte.

Das Erstlingswerk der Theater-AG unter Leitung von Nancy Liebig macht Lust auf mehr. Da dies wohl erst der Anfang war, dürfte mit wachsender Spielerfahrung noch einiges zu erwarten sein. Man darf gespannt sein. Wenn es soweit ist, werden wir darüber berichten.

Fotos und Text von Martin Dühning
Erstveröffentlicht in der Schülerzeitung Memphis Nr. 4 (2003), S. 20

Über Martin Dühning 1526 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.