Das Einscannen von Skizzen ist in meinem derzeitigen Zeitplan eigentlich nicht vorgesehen. Es gibt wichtigere Dinge zu tun. Doch erwies es sich als notwendig, da sich das Papier bedenklich zu vergilben begann. Zwar erwarte ich von dokumentechter Tusche und Büttenpapier, dass genau das NICHT passiert, aber was soll’s … – es half nur noch ein Rettungsscan.
Die folgenden Auszüge stammen aus besagtem kleinen Skizzenbuch (ja, es gibt daneben auch ein großes und noch weitere). Früher skizzierte ich meist zuhause und vorzugsweise im Garten, durch die Übernahme des Netzwerkpostens am KGT blieb mehr allerdings kaum noch Zeit, dort zu verweilen. Daher ging ich mehr und mehr dazu über, die Skizzen ersatzweise während der vielen Konferenzen am Klettgau-Gymnasium anzufertigen.
Bevor es nun wieder Kommentare darüber hagelt, dass Lehrer in Konferenzen zeichnen statt artig dasitzen und zuhören, möchte ich noch einige grundlegende Merkmale von Lehrerkonferenzen darlegen:
Wenn man einen großen Haufen Akademiker zusammensetzt, die von Beruf wegen gewohnt sind, Recht zu haben, wird dies meist eine wenig erquickliche und langwierige Angelegenheit. Im Unterschied zu kleinen Konferenzen unter 10 Personen, die in der Regel auch bei Lehrern sehr produktiv sind, kommen bei den Großkonferenzen nur zähe und langweilige Sitzungen heraus. Da Lehrer grundsätzlich entweder nachtragend sind oder gar kein Gedächtnis haben, werden in früheren Konferenzen mühsam erzielte Kompromisse in Folgesitzungen gerne neu durchdiskutiert, aufgeweicht, zurückgenommen oder kurzer Hand ein zweites Mal beschlossen und großangelegte Grundsatzdiskussionen ohne Vorankündigung und im versammelten Kreise durchdebattiert, also genau so, wie man das bei professioneller Plenumsarbeit NICHT tut.
Im Endeffekt kommt dabei nicht sehr viel Praktikables heraus, weshalb im besten Falle Offensichtliches bestätigt wird, oder nach 20minütiger Diskussion pro Thema eine zusätzliche „Kommission“ eingerichtet. Im weniger günstigen Fall kann unvorhergesehener Unsinn beschlossen werden, der von der Schulkonferenz oder einer späteren GLK dann wieder zurückgenommen werden muss. Da das an vielen Schulen so ist, bleibt es dann meist der Schulleitung überlassen, ihre (hoffentlich vordurchdachte) Haltung irgendwie durch den Mob zu mogeln, was wenig demokratisch ablaufen kann und die Institution der GLK an anderen Schulen wohl teils auch ganz zur Farce degradiert. Ansonsten müsste man die Kollegien eigentlich schulen, damit sie nicht dazu übergehen, als Lehrer sich nur permanent gegenseitig zu belehren.
Speziell am KGT geht es bei den GLKs meist darum, irgendwelche Veranstaltungen an der Gesamtlehrerkonferenz, die dagegen Veto einlegen könnte, vorbeizutricksen. Das gelingt in der Regel immer irgendwie (z. B. durch Sammelabstimmungen oder indem man der gleichen Sache, wenn sie zuvor gescheitert war, einfach einen neuen Namen gibt), weshalb der allgemeine Unmut wächst und die Tricks immer verwegener werden müssen. Da eine Einflussnahme darauf so gut wie unmöglich ist, und ich es bei den Wiederholungsthemen leid bin, meine Argumente zum xten Mal vorzutragen – denn es würde eh nichts nützen – habe ich mir angewöhnt, stattdessen lieber Skizzen anzufertigen, um meine Nerven zu schonen und damit meine Zeit wenigstens nicht ganz vergeudet ist. (Angemerkt sei, dass ich meinen Vorsatz, mich überhaupt nicht mehr einzumischen, bislang noch nie umsetzen konnte, weil früher oder später immer die Schmerzgrenze erreicht ist. Bei der letzten GLK war dies der Fall, als die Lehrerschaft drauf und dran war, Projekttage und Mensaeröffnung einfach abzublasen.)
Dennoch: Zeichnen beruhigt mein Gemüt enorm. So entstanden in den GLKs der vergangenen fünf Jahre einige Reihe von nützlichen Ideen und Entwürfen, unter anderem zur Markanten Theaterbühne, aber auch zur Phoenix oder zu Veranstaltungsplakaten, zunehmend auch weniger für die Schule und mehr privat, besonders für die Anastratin, um mich mehr von der Schule abzunabeln.
Formvollendet oder künstlerisch hochwertig sind die Skizzen natürlich nicht – denn es sind ja nur Entwürfe, keine fertigen Kunstwerke. Aber es wäre doch schade gewesen, wenn sie mit dem verfallenden Papier zugrunde gehen.