Gerade in dem Moment, da die Direktionen des Schulzentrums Tiengen fürchten, dass ihnen diverse in der Nachbarschaft eilig aus dem Boden gestampfte Gemeinschaftsschulen das Wasser abgraben, naht Unterstützung von unerwarteter Seite: Ein junger Biber ist ins Biotop am KGT gezogen und hat ein Dammbauprojekt begonnen.
Biber gibt es am Hochrhein ja schon wieder recht viele. Schon in den Vorjahren zog eine kleine Gruppe an die Wutach und fällte dort bei Steina und Wutachdamm so manche Böschungsbegrünung. Und obwohl die wehrhaften Anwohner ihren Kampfhundebestand kräftig aufrüsteten (sehr zum Leidwesen der Radfahrer), ließen sich die Großnager nicht vertreiben und vermehrten sich fleißig.
Vergangenen Monat zog ein hübscher, kleiner Biber-Junggeselle aus der Wutach-Sippe nun auch ans Biotop des Klettgau-Gymnasiums. Sehr scheu ist er nicht und so konnten schon einige Klassen in den Biologieräumen einen Anschauungsunterricht der besonderen Art genießen, wenn er an den großen Fensterscheiben des naturwissenschaftlichen Traktes vorbeiwatschelte. Daher existieren wohl schon eine Menge Handyfotos und Filmchen davon. Namensvorschläge gingen auch schon beim hiesigen Biber-Fanclub ein, die beiden Favoriten sind bislang „Justin“ und „Manni“.
Da die Biologen um ihr kleines Schattenwäldchen vor dem E-Bau bangen, wurden diverse kleine Bäume schon mit Drahtschutz versehen. Deutlichstes Zeichen der Anwesenheit von Meister Bokert an der Schule ist ein kleiner Dammbau bei der Brücke zum Hauptgebäude, mit dem das arbeitswütige Tierchen nun den Planschkindern aus der Nachbarschaft Konkurrenz macht. Schon fürchten aber die örtlichen Verantwortlichen, der tierische Ingenieur könnte durch seine Konstruktion den E-Bau samt Mensa unter Wasser setzen, ein hiesiger Lehrer bayrischen Ursprungs machte gar den Vorschlag, den Problembären abzuschießen, auf dass er nicht sein Auto fälle. (Womöglich liegt hier aber wohl eine Verwechslung mit Kollege Marder vor.)
Zudem: Das fleißige, doch letztlich friedliebende Tier steht unter Naturschutz und darf nur mit behördlicher Zustimmung belangt werden. So erwägt man, nachdem man untertänigst die Zustimmung dazu eingeholt hat, dem putzigen Ingenieur durch unauffällige, aber gezielte Dammsabotageakte sein Dasein am allgemeinbildenden Gymnasium zu verleiden. Womit man sich dann wieder einmal um genau jene real existierenden Herausstellungsmerkmale bringt, die man anderorts bei Infoveranstaltungen gegenüber kraftvoll fantasierenden Gemeinschaftsschulideologen händeringend sucht, wenn diese Schüler wie Eltern mit mancherlei Fabelwesen weglocken.
Welche andere Schule in Baden-Württemberg kann momentan schon damit werben, dass sie nicht nur unfertige Traumschlösser, sondern sogar einen echten, bodenständigen, stabilen Biberbau vor der Türe hat? Wer kann noch zweifeln, dass das Klettgau-Gymnasium wirklich und wahrhaftig einer der schönsten Lern- und Lebensräume am Hochrhein ist, wenn sogar schon die Biber ihre Kinder ans KGT schicken – und das trotz oder vielleicht gerade wegen G8?!