Rosen zum Frühstück

Man kann Rosen nicht nur in eine Vase stellen und anschauen, oder daran riechen, oder sie fotografieren oder malen. Nein, man kann sie auch ESSEN!

Ich möchte hier ja keineswegs gewissen Vorurteilen gegenüber Vegetariern zuarbeiten, aber sie schmecken wirklich nicht schlecht. Wer es übrigens seltsam findet, Rosen zu essen, sollte sich doch vielleicht mal genauer darüber informieren, wie Edelmarzipan oder Güllaç hergestellt werden, oder in ebenso großen Maßstäben das alkoholfreie Edelgetränk Warrd, das in arabischen Ländern bei offiziellen Anlässen den westlichen Champagner ersetzt.

Meine fünft Heckenrosenbüsche, eine Erinnerung an Kindheitstage in Ostfriesland, duften hinreißend, müssen aber keine Angst haben, von mir gegessen zu werden.
Meine fünf Heckenrosenbüsche blühen im Klettgau-Garten, eine Reminiszenz an Kindheitstage in Ostfriesland, ihre Blüten duften hinreißend, müssen in der Regel aber keine Angst haben, von mir gegessen zu werden.

Als Hagebuttenmarmelade kommen Rosengewächse ohnehin recht häufig auf den Frühstückstisch. Etwas edler, aber auch naheliegend, ist es, statt der Früchte die Rosenblätter zu Marmelade zu verarbeiten. Rosen dazu hätte ich auch hier genug, die bedenklichen Ölfilme auf den Oberlauchringer Regentonnen, ein ungefragter „Segen“ der Flugzeuge des benachbarten Airports Zürich, ließen mich aber schon vor Jahren davon Abstand nehmen, irgendetwas aus dem heimischen Garten unter der Hauptflugroute zu essen, was einer der Gründe ist, warum er mehr und mehr in einen riesigen Blumengarten umgewandelt wird.

Stattdessen lasse ich mir meine Rosenblütenmarmelade einfach von der Nordseeinsel Sylt kommen, wo es einen großen Rosengarten am Deich gibt. Blütenduft und Nordseesommer haben sich in die dort hergestellten Marmeladengläschen (12 Sorten gibt es) hinein gerettet, bis man sie wieder heraus lässt und auf ein Brötchen streicht.

Das erinnert mich dann auch an eine längst vergangene Zeit, als ich als kleines Kind mit meinen Großeltern im Sommer durch „Rosenwälder“ an der Nordsee flanierte. Das war etwas ganz besonderes und eindrückliches. Darum gibt es diese ganz exklusive Marmelade auch nur zu besonders festlichen Anlässen oder an Wintersonntagen zum Frühstück.

Ach ja, Sonntag ist ja bald wieder … 😉

Über Martin Dühning 1527 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.