Kein Faible für Fable III

Seinerzeit, als es Computerspielemagazinen noch besser ging und sie nicht nur Blutspiele und anspruchslosen Daddelkram in Aufguss Nr. 197 besprachen, weil es auch besseres gab, wurde das Spiel „Fable“ von Peter Molyneux ob seiner neuen Konzepte heiß gehandelt. Dummerweise fiel das in jene dunkle Epoche, als ich meine Seele an das KGT-Schulnetz verkauft hatte.

Nunmehr dank erfolgreichem Exorzismus hatte ich wieder mal Ferien und probierte neben Skyrim auch Fable III aus. Trotz guter Ansätze hat mich das Spiel enttäuscht. Gefallen haben mir Grafik, das Steampunk-Thema und der dem Spiel eigentlich implizite Optimismus (ganz im Gegensatz zur apokalyptischen Welthaltung eines Skyrim). Auch das Spiel mit moralischen Fragestellungen gefällt mir hier besser.

Doch wird all das kaputt gemacht durch eine ganze Reihe von Fehlentscheidungen beim Spieledesign, die AngryJoe in seiner Youtube-Show inhaltlich leider völlig zutreffend auflistet.

Vom Stile her würde ich es weniger vulgär ausdrücken als AngryJoe, doch er hat leider ganz recht mit seinen 32 Kritikpunkten. Nur schizophren wirkt die soziale Interaktion, die infantile Küsschen- und Abklatsch-Spielchen mit brachialer blutiger Gewalt mischt. Als Hauptkritikpunkt bleiben der Game-Live-Zwang und die Steuerung. Wenn man von Skyrim anderes gewohnt ist, stört man sich auch am völlig geschlossenen System, das keinerlei Anpassungen zulässt.

Die Ursache für all das ist schnell ausgemacht: Wie schon der Vorgänger Fable II ist Fable III in erster Linie für Microsofts XBox erstellt worden, hatte man mit Fable II – das exklusiv für diese erschien – noch versucht, Fans des ersten Fable gewaltsam zur Konsole zu zwingen, ließ man sich bei Version III wieder dazu herab, es auch wieder für den PC zu veröffentlichen. Die Umsetzung allerdings geschah eher stiefmütterlich. Grafisch nutzt das Spiel den Mehrwert eines Hochleistungsrechners nicht aus, die Steuerung macht nur auf der Konsole Sinn, mit der Folge, dass sowohl die kleinen Spielchen innerhalb des Hauptspiels, als auch die Kämpfe auf dem PC einerseits viel zu leicht ausfallen (mit Maus und Tastatur gehts hier nämlich deutlich besser als mit dem Kontroller), andererseits sämtliche Komfortfunktionen fehlen, die man vom PC gewohnt ist, wie z. B. Menüs. Daher wirken selbst einfachste Funktionen wie das Laden, Speichern oder das Wechseln von Gegenständen im Inventar unnatürlich umständlich, weil man für jeden einfachen Vorgang viele Schritte unternehmen muss.

Das allein wäre noch verzeihlich, wenn es auch schon reichlich nervt. Absolut tötlich ist aber der Zwang zum Game Live Client aus Kopierschutzgründen. Denn der Client funktioniert einfach nicht zuverlässig. Selbst nach dreimaliger manueller Neuinstallation neigt der Kopierkontroller im Hintergrund zu sporadischen Abstürzen, was, wie man diversen Foren entnehmen kann, unter Windows 7 64-Bit leider kein Einzelfall ist. Zudem die achso tollen Internetfunktionen bei diesem Spiel absolut überflüssig sind, weil sie für das Spielkonzept nicht nötig sind. Das gilt selbst für die halbherzig umgesetzte Multiplayerfunktion. Herunterladbare Inhalte kann man an einer Hand abzählen und als das Spiel noch aktuell war, waren sie auch noch überteuert. Nein, allzu offensichtlich möchte man hier wieder in erster Linie seinen Erzfeind, den Kunden, fesseln. Wozu sonst braucht Microsoft meine Telefonnummer und meine Postadresse, wenn ich eine Kauf-DVD installieren will?

Auch die Tatsache, dass das Microsoft-Programm diverse Dateien in Verzeichnisse installiert, wo ich sie gewiss nicht haben wollte und damit das Systemlaufwerk mit Spieledaten zumüllt, lässt wie schon die oben erwähnten Abstürze ungute Erinnerungen an schlimme alte Angewohnheiten aufkommen. Wo es die Screenshots versteckt, die man angeblich machen können kann, habe ich bis jetzt nicht herausgefunden, deshalb gibt es hier auch keine. Der Game-Live-Client ist unhandlich, im wahrsten Sinne des Wortes wie vom Butler im Spiel  genauso bezeichnet – „esoterisch“, weil unlogisch, unverständlich und völlig instabil. Skyrim mit Steam macht es da – trotz Onlinezwang – immerhin besser. Und im Unterschied zu Game Live fühlt man da über den Workshop auch immerhin einen gewissen Mehrwert.

Das wird dann wohl auch zur Folge haben, dass Skyrim auf meinem PC erhalten bleiben wird, Fable III aber nun nach einmaligem Durchspielen wieder schnellstmöglich verschwindet. Und das, obwohl Fable eigentlich lustiger wäre. Gut, für die 10 EUR, die Fable III auf dem Kramtisch noch gekostet hat, hat es seinen Zweck als Pausenfüller erfüllt. Eine Kinokarte kostet ja auch nicht viel weniger. Mehr als Pausenfüller ist es aber auch leider nicht, was schade ist. Das Konzept und die Story hätte mehr hergegeben.

Wie man auch diversen Fan-Foren entnehmen kann, hat der Produzent mit der dritten Inkarnation einen Großteil der Fans von Fable verkrätzt, da er das Spiel als Cashcow missbraucht und letztlich entwertet hat. Dem Kunden misstraut man ganz offensichtlich, weshalb man ihn spürbar gängelt. Dieser moralisch doch recht fragwürdige Umgang mit dem Publikum wird sonst eigentlich nur noch von Electronic Arts unterboten. Diese sind ja gerade dabei, mit der neuesten SimCity-Fassung, ebenfalls versehen mit Onlinezwang ohne wirklichen Mehrwert, eine ganze Spieleära in Grund und Boden zu stampfen. Schade, schade…

Über Martin Dühning 1523 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.