Wo Wetter und Gesundheit nicht wollen nutzten wir den Tag immerhin dazu, in aller Ruhe und im warmen Stüblein eine neue Schrift zu setzen. Und zwar die Linotype Aeris, eine schmucke moderne Werkschrift von Designer Tom Grace aus dem Jahr 2010.
Die Schriftart Aeris verbindet Eigenschaften einer Sans Serif mit Proportionen kalligraphischer Handschriften, gleichzeitig ist sie dabei auf gute Lesbarkeit ausgelegt. Sie existiert in zwei Grundschnitten, einer A-Serie für großflächige Drucke ab 24 Point aufwärts und einer etwas fetteren B-Variante für kleiner gesetzten Brotsatz unter 14 Point. Neben der Standardvariante existiert jeweils noch eine Pro-Variante mit erweiterten internationalen Zeichensätzen. Aus Kostengründen beschränkte sich Nitramica Arts auf einen kleinen B-Satz, Standard. (Trotzdem riss das wieder ein Loch in die Reisekasse von Martin Dühning.)
Zugegeben, Aeris sieht schon sehr schön aus, besonders bei Titelschriftzügen. Im Textsatz allerdings wirkt die Schrift ein wenig zu knubbelig und uneben. Schmerzlich vermissen wir bei den Ligaturen typisch deutsche Kontextvarianten z. B. für „ch“ oder „tt“. Das spricht so eher gegen einen professionellen Einsatz als Brotschrift. Wahrscheinlich wird der Aeris somit das gleiche Schicksal bei Nitramica Arts blühen wie schon der ebenfalls von Linotype stammenden Gingko Linotype Pro, welche die gleichen Schwächen aufweist: Sie wird vorrangig für kürzere Schriftsätze verwendet werden. Die Gingko hat sich inzwischen schon fast eingebürgert als stilvolle Standardschrift für die leider zahlreichen Todesanzeigen geliebter Mitmenschen.
Gleichzeitig haben wir bei der Gelegenheit aus dem Bestand noch die Minion Pro von Adobe ausgegraben für den unteren Teil des Schriftmusters. Wir waren überrascht, wie grazil sie doch wirkt, womit sie in ihrer Kursivvariante schon fast an die Palatino heranreicht. Die Minion Pro ist eine ältere Bekannte, die zuletzt ein heißer Kandidat für die Jubiläums-Phoenix Nr. 50 gewesen war, dort hatte dann aber die Chaparral Pro (ebenfalls von Adobe) den Vorzug erhalten.
Für die Steampunk-Anastratinausgabe werden wir dann aber wohl zwei andere Schriften verwenden, die sich als moderne Hausschriften von Nitramica Arts inzwischen schon etabliert haben. Obwohl kostenlos verfügen die beiden zudem über alle erweiterten professionellen Features, welche wir bei den oben genannten Schriften leider vermisst haben. Ideen fürs Layout haben wir auch schon, nun fehlen uns nur noch die vielen Steampunk-Artikel, um die 80 DinA4-Seiten auch zu füllen.