Palmsonntags-Palmzweig-Pilgerfahrt nach Peter & Paul

Aulos spielender Engel am Deckengewölber über dem Haupteingang der Kirche Peter & Paul (Foto: Martin Dühning)
Aulos spielender Engel am Deckengewölber über dem Haupteingang der Kirche Peter & Paul (Foto: Martin Dühning)

Dieses Jahr gab es in den Lauchringer Pfarrgemeinden keine geweihten Palmsonntagszweige mehr. Keine Ahnung, wieso. Aber das darf nicht sein. Zumal nicht, wenn man in ein paar Monaten eine neue Wohnung einzuweihen gedenkt. Also wurde es Zeit für eine außerplanmäßige „Pilgerfahrt“ nach Peter & Paul.

Blick auf die Pfarrkirche Peter & Paul in Grießen, Gemeinde Klettgau
Blick auf die Pfarrkirche Peter & Paul in Grießen, Gemeinde Klettgau, am Palmsonntag 2013 (Foto: Martin Dühning)

Keine geweihten Palmzweige in St. Andreas Oberlauchringen? Auch keine in Herz-Jesu Unterlauchringen? Das darf nicht sein! Es geht nicht an, dass man ein Jahr ohne symbolischen Segen und Zuspruch in der Wohnung bleiben muss, denn die traditionellen Palmzweige sind notwendiger Bestandteil der katholischen Wohnungsausstattung (und der persönlichen Psychohygiene) – wie das Weihwasser.

So war es ganz klar, dass sofort Ersatz her muss, denn die Vorjahreszweige bröseln schon und zudem steht ein Umzug an. Da es zu riskant erschien, nach zwei gescheiterten Versuchen und zumal bei dem bleibend winterlichen Wetter auch noch vergeblich nach Mariä Himmelfahrt in Tiengen zu radeln (immerhin gehört es auch zur Seelsorgeeinheit und womöglich liegt hier eine systemische Verknappung vor), wandten wir uns in entgegengesetzte Richtung zu einer anderen Pfarrei, zur 8 km entfernten Pfarrkirche Peter & Paul.

Die Kirche Peter & Paul liegt in der Gemeinde Grießen und gehört zur Seelsorgeeinheit Klettgau. Die auf einem Berg gelegene Kirche ist schwer zu übersehen, denn sie dominiert das Ortsbild. Erbaut wurde sie im Jahr 1900-1901 im zeitgenössischen neogotischen Duktus. Beim Neubau wurden Teile der barocken Vorgängerkirche beibehalten, beispielsweise das Fundament des Turmes.

Blick auf Chor und Hochalter von Peter & Paul in Grießen (Foto: Martin Dühning)
Blick auf Chor und Hochalter von Peter & Paul in Grießen (Foto: Martin Dühning)
Wandgemälde mit Ornamentaler Ausgestaltung an der rechten Chorwand beim Ausgang zur Sakristei (Foto: Martin Dühning)
Wandgemälde mit Ornamentaler Ausgestaltung an der rechten Chorwand beim Ausgang zur Sakristei (Foto: Martin Dühning)

Innen ist die große katholische Pfarrkirche hübsch ausgemalt im Stil der Beuroner Kunstschule, die hier Elemente des Jugendstils und der Arts-and-Craft-Bewegung übernimmt, sich oft auch ein wenig an Reichenauer Buchmalereien orientiert – so ähneln z. B. die verschiedenen Blumenmotive oben am Kirchengewölbe an Szenen aus dem  „Hortulus“ des Walafried Strabo.

Ornamentale Blumenmotive am Deckengewölbe der Kirche - sie könnten sich so auch in einer mittelalterlichen Buchmalerei finden (Foto: Martin Dühning)
Ornamentale Blumenmotive – hier wilde weiße Rosen und blaue Kornblumen – am Deckengewölbe der Kirche – sie könnten sich so auch in einer mittelalterlichen Buchmalerei finden (Foto: Martin Dühning)
Aulos spielender Engel am Deckengewölber über dem Haupteingang der Kirche Peter & Paul (Foto: Martin Dühning)
Aulos spielender Engel am Deckengewölbe über dem Haupteingang der Kirche Peter & Paul (Foto: Martin Dühning)

Ausgemalt hatte die Kirche seinerzeit der Offenbacher Kirchenmaler Augustin Kolb (1869-1942). Sehr prägnant wirkt der Chor durch seinen großen neogotischen Hochaltar, wie auch die Seitenaltäre gestaltet vom Bildhauer Franz Xaver Marmon. Floral gestaltet sind auch die bunten Kirchenfenster, Werke von Hans Drinneberg (1852-1931).

Ornamentales Fenster mit Blumenmotiven im Seitenschiff, gestaltet von Hans Drinneberg (Foto: Martin Dühning)
Ornamentales Fenster mit Blumenmotiven im Seitenschiff, gestaltet von Hans Drinneberg (Foto: Martin Dühning)
Szene aus dem Kreuzweg: Tafel Nr. 8 - Jesus spricht zu den weinenden Frauen. (Foto: Martin Dühning)
Szene aus dem Kreuzweg: Tafel Nr. 8 – Jesus spricht zu den weinenden Frauen. (Foto: Martin Dühning)

Hinter dem Kreuzgewölbe mit seinen schönen Jugendstilengeln fand ich dann auch, was ich eigentlich so dringend suchte: Körbe mit den geweihten Palmzweigen, passend zum Palmsonntag.

Blick vom Hauptschiff der Kirche Richtung Orgel und Ausgang (Foto: Martin Dühning)
Blick vom Hauptschiff der Kirche Richtung Orgel und Ausgang (Foto: Martin Dühning)

Und beim Weg aus der Kirche heraus fiel mir dann noch eine Szene vom kommenden Gründonnerstag ins Auge:

Verzweifelter Jesus am Ölberg
Figurenszene: Verzweifelter Jesus am Ölberg mit Leidenskelch und Engel (Foto: Martin Dühning)
Der Seelenfrieden ist gerettet: Es gibt zuhause wieder schöne Palmzweige.
Der Seelenfrieden ist gerettet: Es gibt zuhause wieder schöne Palmzweige.

So wurde aus der kleinen Suche nach geweihten Palmzweigen eine kleine künstlerisch-religiöse Pilgerfahrt. Und frische Palmzweige gibt es nun wieder genug im Heimathaus.

Über Martin Dühning 1501 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.