Sketchbooks – Schlusssteine für die Pressebibliothek am KGT

Zehn Jahre betreue ich nun die Schülerpresse am KGT. Zehn Jahre lang habe ich langsam eine Pressebibliothek aufgebaut. Die letzten Bücher, die ich beisteuere, befassen sich mit dem Thema „Skizzenbücher“.

Pressebibliothek am KGT

Einer der größten Schätze des Klettgau-Gymnasium ist seine vereinigte Schüler-Lehrer-Bibliothek. Von vielen Schülern wird sie leider nur als alternativer Computerraum oder gemütlicherer Aufenthaltsraum benutzt, doch birgt sie allerlei Kostbarkeiten. Jahrzehnte, bevor Parteiideologen die „Gemeinschaftsschule“ und das eigenständige Lernen neu erfanden, war vielen Lehrern, auch mir, klar, dass Schüler fallweise auch ohne Lehrer die Möglichkeit haben müssen, sich Wissen anzueignen, besonders was Kunst und Kultur angeht, die ja im Unterricht immer weiter zusammengekürzt wird. Im Unterschied zu anderen halte ich den Wissengewinn, der durch reine EDV-Gerätschaft wie Computer und Tablets gewonnen werden kann, aber für sehr begrenzt.

Grundlage kulturellen Wissens sind und bleiben immer noch gedruckte Bücher. So wie ich schon vor zehn Jahren der Meinung war, dass das Internet schulische Schreibwerkstätten wie Schülerzeitungen, Literaturkreise oder echte Jahrbuch-AGs nicht ersetzen kann, war ich auch immer überzeugt davon, dass es einer fundierten Wissensbasis bedarf, also einer Buchabteilung zum Thema und begann 2003 langsam und kontinuierlich durch Buchspenden und Leihgaben eine Presseabteilung am KGT aufzubauen.

Diese Presseabteilung, die wahrscheinlich viele gar nicht mal bemerkt haben, hat inzwischen einen beachtlichen Umfang erreicht. Sie umfasst neben grundlegenden Werken zum journalistischen Texten auch zu den Themen Urheberrecht, Drucktechnik, Layout, DTP, Fotografie sowie Malerei und Zeichnen – im Unterschied zu meiner Privatbibliothek finden sich hier hauptsächlich praxisorientierte Titel. Nun, 2013, kurz bevor meine Zeit als Pressebetreuer erst einmal endet, ist der Buchbestand fast komplett. Letzten Monat habe ich noch einige Hefte zum Thema „Zentangle“, einer neuen kreativen Zeichenform hinzugefügt, nun kommen noch drei Bände zum Thema „Skizzenbücher“ hinzu.

Was gedruckte KGT-Presse braucht, um Abnehmer zu finden, ist mehr Fantasie als bisher und handwerkliche Wertigkeit bei Schnelligkeit. Beides kommt besonders gut in Skizzenbüchern zum Ausdruck. Mit großer Freude habe ich bemerkt, dass kleine papierne Skizzenbücher auch bei der Schülerschaft eine größere Fangemeinde gefunden haben – quasi als Gegenbewegung zur hauptsächlich konsumorientierten Smartphonegeneration.

Die drei Werke, die ich angeschafft habe, „The Sketchbook Challenge“ von Sue Bleiweiss, „An Illustrated Life“ von Danny Gregory und „Perspectives in Creative Journaling“ von Jenny Doh geben jeweils Anregungen für Technik wie Gestaltungsmöglichkeiten, wozu sie unterschiedliche Stile und Künstler aufführen. Alle drei Werke sind in englischer Sprache erschienen, weil die Skizzenbuchbewegung im anglischen Raum schon weiter gediehen ist als bei den immer noch edvgläubigen deutschen Künstlern. Jedenfalls sind deutsche Übersetzungen immer noch erst in Planung.

The Sketchbook Challenge

Buchumschlag zum Bildband "The Sketchbook Challenge" von Sue Bleiweiss
Buchumschlag zum Bildband „The Sketchbook Challenge“ von Sue Bleiweiss

Das Zeichenbuch „The Sketchbook Challenge„, zusammengestellt von der in Massachusetts lebenden Künstlerin und Kunstausbilderin Sue Bleiweiss gibt auf 144 Seiten Tipps sowohl was unterschiedlichste Techniken, als auch die Präsentation und Ideenfindung angeht.  Nach einer kurzen Einleitung geben die ersten 30 Seiten eine Einführung in grundsätzliche Techniken beim Gestalten von Skizzenbüchern, sowohl was die Handwerksmaterialien, als auch Formate und Inhalte angeht.

Da Sue Bleiweiss‘ große Stärke die Seidenmalerei ist, beschränkt sich Skizzenbuchdesign bei ihr keineswegs auf Tuschekritzeleien. Was sie als „Sketchbook“ bezeichnet, würde anderorts als kleinformatige, portable Kunstgalerie durchgehen. Die meisten Beispiele nutzen sogar komplexe Mischtechniken, die alles andere als einfache „Skizze“ sind. Daher führt der große zweite Teil ab Seite 32 auch nicht nur die erwartbaren Grundtechniken in Kontur- und Schraffurführung auf, sondern wandert in den folgenden zwölf Unterkapiteln durch alle möglichen Gestaltungsbereiche über Aquarell, Seidenmalerei, Wasch-Tuschetechnik bis hin zu Plattvergoldung. Die vorgestellten Ideen und Techniken werden dabei immer am Beispiel zweier nahmhafter Künstler dargestellt.

Wer vieles bringt, bringt manchem etwas – daher ist die Lektüre des Werkes ein Augenschmaus. Die Vielfalt geht allerdings etwas auf Kosten der Tiefe. Wer von künstlerischer Gestaltung noch nicht viel weiß, dürfte das Werk bestaunend, aber achselzuckend durchblättern. Denn die technischen Raffinessen der vorgestellten Techniken werden meist nicht erklärt.

Bibliografische Daten:

  • Sue Bleiweiss: The Sketbook Challenge. Techniques, Prompts, an Inspiration for Archieving Your Creative Goals. Random House Verlag, ISBN 978-0-307-79655-4. Preis in Deutschland: 15,95 EUR.

An Illustrated Life

Cover zum Bildband  "An Illustrated Life" von Danny Gregory
Cover zum Bildband „An Illustrated Life“ von Danny Gregory

Wer beim erstgenannten Buch neugierig geworden ist auf die Kunstform „Skizzenbuch“ und hauptsächlich in bunten oder kunstvoll gezeichneten Bildern schwelgen will, für den ist „An Illustrated Life. Drawing Inspiration From The Private Sketchbooks Of Artists, Illustrators And Designers“ viele Blicke Wert.

Der Herausgeber Danny Gregory ist eine bekannte Größe, was die Kunstform angeht und stellt im Bildband auf 266 Seiten Auszüge aus den Skizzenbüchern vieler bekannter und begabter Künstler vor und lässt sie dabei jeweils selbst zu Wort kommen. Die Beispiele sind durchgehend hochwertig, die von den Künstlern selbst geschriebenen Texte geben Einblicke, wie ihre Werke entstanden sind. Fortgeschrittene Englischkenntnisse sind für die Lektüre von Vorteil, als vielseitiges Bilderbuch lässt es sich aber auch so als Anregung durchstöbern.

Im Unterschied zu Sue Bleiweiss‘ Buch wenden die Künstler dort oft auch einfach umzusetzende Kunsttechniken an, was die persönliche Hemmschwelle, nach den Beispielen aus dem Buch selbst kreativ zu werden, deutlich herabsetzt. Die Anregungen sind vielfältig und die Lektüre bei Ideenmangel äußerst hilfreich.

Wer nach Lektüre von Danny Gregorys Buch immer noch keine Ideen hat und nichts zu zeichnen weiß, dem ist wahrscheinlich nicht zu helfen.

Bibliografische Daten:

  • Danny Gregory: An Illustrated Life. Drawing Inspiration From The Private Sketchbooks Of Artists, Illustrators And Designers. How Books Verlag, in Europa verlegt durch David & Charles Brunel House Verlag, ISBN: 978-1-60061-086-8, Preis in Deutschland: 14,80 EUR.

Journal It!

Titelcover zum Kunstratgeber "Journal It!" von Jenny Doh
Titelcover zum Kunstratgeber „Journal It!“ von Jenny Doh

Wer durch die beiden anderen Bildbände große Lust bekommen hat, selbst kreativ zu werden, Sue Bleiweiss‘ Vorschläge aber zu kompliziert und aufwändig waren und wer bei Danny Gregory Anleitungen vermisst hat, wie man zu den dort aufgeführten Ergebnissen kommt, der wird in Jenny Dohs Kunstratgeber „Journal It! Perspectives in Creative Journaling“ fündig.

Langatmige technische Ausführungen muss man auch in diesem Band nicht befürchten. Auf 160 Seiten stellen Künstler dort jeweils ihre Lieblingstechniken vor. Nach Art von Kochbüchern ist der Band dabei reich illustriert und die benötigten Utensilien werden sehr kurz aufgeführt. Auch sonst sind die Erklärungen sehr kurzweilig. Englisch sollte man allerdings schon ein wenig können, immerhin ist es ein Fachbuch. Falls es daran hapert, kann man sich meist aber auch mit den begleitenden Fotos, welche die Arbeitsschritte erklären, behelfen.

Da es im Buch um das Erstellen von Kreativjournalen geht, ist auch der Bildband selbst wie ein solcher gestaltet und wiederum ein Augenschmaus und Inspirationsquelle. Er zeigt, wie einfach es ist, selbst und ohne alle teure EDV wundervolle Seiten zu gestalten. Alles was man braucht, ist ein wenig Papier und der Wille zu kreativer Betätigung.

Bibliografische Daten:

  • Jenny Doh: Journal It! Perspectives In Creative Journaling. Lark  Crafts bei Sterling Publishing Verlag, ISBN: 978-1-4547-0355-6, Preis in Deutschland: 16,50 EUR.

Der Weg ins KGT…

Bis die drei genannten Bücher in der KGT-Bibliothek ausgeliehen werden können, wird es noch ein paar Wochen dauern. Denn jetzt sind ja gerade Osterferien (auch wenn das Wetter gerade eher an Weihnachten erinnert). Danach haben die Mitglieder der Presse-AG/Phoenix wie üblich Vorleihrechte, danach werden sie dann von Frau Raffin registriert und sind wie auch ihre anderen Buchkollegen der Presseabteilung dann in der gelben Sektion neben der Abteilung für Lexika und Informatikbücher zu finden.

Über Martin Dühning 1522 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.