Die Passion nach Markus, neu vertont

Schon länger hatte ich vor, einen Teil der Bibel als Hörbuch zu sprechen, allerdings meinen Lieblingsevangelisten, Lukas. Nun ist es aber erst einmal die Markus-Passion geworden.

Passend zum heutigen Karfreitag gibt es die Passion, also das Leiden und Sterben Jesu Christi. Die Passion nach Markus ist von allen Evangelien die kürzeste, allerdings auch älteste und somit womöglich am nächsten an den historischen Geschehnissen dran. Trotzdem ist das Markus-Evangelium in mancher Beziehung auch das modernste: Die antijudaistischen Tendenzen, die sich aus dem Streit der frühen Christen mit dem sich nach dem jüdischen Aufstand neu sich formierenden rabbinischen Judentum ergaben, sind noch nicht so stark ausgeprägt wie in den Nachfolgeevangelien Matthäus, Lukas oder gar Johannes. Gleichzeitig fehlen diverse wunderhafte Ausschmückungen – der usprünglich markinische Schluss in 16,8 kommt reichlich abrupt mit dem leeren Grab – Frauen spielen hier am Ende die Hauptrolle, die männlichen Jünger lassen Jesus im Stich. Doch auch die Frauen fliehen bestürzt. Der einzige, der Jesus wirklich als das erkennt, was er ist, ist der heidnische Hauptmann bei der Kreuzigung nach dessen Tod (und übrigens ganz ohne die Auferstehung zu erleben). Insofern ist das Evangelium auch das radikalste. Dafür ist der sprachliche Stil nicht auf antiker Höhe eines Lukas oder gar Paulus.

Vertont habe ich die Kapitel 14, 15 und 16 ohne den sogenannten „katholischen Schluss“, der wohl eine Zugabe späterer Redaktoren ist. Der Vertonung zugrunde liegt der Text der unrevidierten Eberfelder Bibelübersetzung. Das hat zwei Gründe: Einmal ist der Text inzwischen gemeinfrei verwendbar (anders als die Einheitsübersetzung), zudem ist er anders als die Lutherübersetzung möglichst nah am Wortlaut des Originals verfasst (die Lutherbibel hat dafür einen höheren literarischen Eigenwert). Bei der Aussprache habe ich den Text aber bisweilen modernisiert, indem ich unübliche Wortendungen elidiert habe, wenn auch nicht ganz durchgehend.

Hier nun die Vertonung:

Passion nach Markus, Kapitel 14

Tötungsbeschluss der Schriftgelehrten – Salbung in Bethanien – das letzte Abendmahl – am Ölberg – Jesus vor dem Synedrium – Gesamtlänge ca. 10 Minuten:

Passion nach Markus, Kapitel 15

Jesus vor Pilatus – Kreuzigung und Tod – Grablegung – Gesamtlänge ca. 6 Minuten:

Markus, Kapitel 16,1-8

Das leere Grab – Gesamtlänge etwa 1,5 Minuten

Die Vertonung ist tontechnisch eher mittelmäßig, da es mir nur mit Mühe gelang, Störgeräusche wie z. B. diverse Flugzeuge auf dem Weg nach Kloten zu tilgen. Keine Ahnung, warum am Karfreitag um 21 Uhr so viele Flüge über Lauchringen stattfinden müssen, und die neuen schalldichten Fenster helfen dagegen offensichtlich auch nicht. Für größere Projekte muss ich mir wohl irgendein Tonstudio suchen.

Über Martin Dühning 1507 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.