Luminâs, Luminâs, Luminâs…

„Luminâs“ ist ein Wort aus dem mittelnitramischen Tarquesta und bedeutet soviel wie „Vollmondleuchten“. Als geflügeltes Wort wird es in Neu-Nitramien gemeinhin für Vorhaben und Gesetze verwendet, die per se nicht durchsetzbar sind. Neuerdings gibt es in der weltlichen Bildungslandschaft viele davon…

Die derzeitige Landesregierung kann von Glück sagen, dass Baden-Württemberg kein Teil der Neu-Nitramischen Konföderation ist. Denn außergewöhnlich viele Neuerungen der jüngsten Zeit bekämen innerhalb der Neu-Nitramischen Konföderation sofort das Prädikat „Luminâs“ verliehen. Mag es sich um Facebook-Verbote für Lehrkräfte handeln, oder eine Medienoffensive, gekoppelt mit gleichzeitiger Kürzung der Betreuungsstunden, letztlich den massiven Umbau der Bildungslandschaft bei gleichzeitiger Streichung von 11.000 Stellen beim Personal. Man kann dabei aber auch in die „Lokalpolitik“ gehen: Die Forderung nach „angemessener Kleidung“ für Schüler am KGT oder Bestrebungen, elektronische Geräte auf dem kompletten Schulgelände zu verbieten. Und, und und…

All diese Dinge sind weder praktizierbar, noch letztlich sinnvoll, nicht weil kein Sinn in ihnen erahnbar wäre, sondern vielmehr, weil sie schwammig und unklar formuliert wurden oder weil ihnen jeder Sinn für die realen Möglichkeiten im Alltag fehlt.

So schön Vollmondleuchten in einer Sommernacht auch sein mag, ein Lob ist die Bezeichnung „Luminâs“ nicht für den jeweiligen Gesetzgeber, denn nach nitramischer Ethik gelten „Vollmondgesetze“ als schwer sittenwidrig, da sie das Grundvertrauen der Bürger in den Staat und die Gemeinschaft untergraben. Ein Gesetzgeber in Nitramien, der wiederholt „Luminâs“ produziert, muss nicht nur damit rechnen, dass der oberste nitramische Sittenwächter, der Censor, ihm sofort jedes einzelne davon kommentarlos kassiert (so wie es in Deutschland nach langen Verfahren bisweilen auch das Bundesverfassungsgericht tun muss), sondern auch, dass er wegen erwiesener Unfähigkeit abgesetzt oder gar vom Volk gestürzt wird.

Letzteres ist im realen Deutschland der 2010er Jahre wohl noch nicht zu erwarten. Hilfreich allerdings sind solche Maßnahmen oder Verordnungen aber auch dort nicht. Im besten Falle sind sie bloß nutzlos, im schlechteren Falle weitere juristische Fußangeln, an denen so mancher anständige und gutgläubige Staatsbürger scheitern muss.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.