Einer der populärsten Texte des Dichters Johann Georg Jacobi ist sein ‚Kunstlied im Volksmund‘ „Sagt, wo sind die Veilchen hin“, dessen Motivik bis zum Popsong „Where have all the flowers gone“ weiterwirkt. Für Jacobis Lied habe ich nun mit der Melodie von Josephine Lang (1815-1880) einen Satz für zwei Klaviere und Upright Bass komponiert.
Jacobi hat mit seinem wehmütigen Liedtext seinerzeit ins Schwarze getroffen. Erfunden freilich hat er ihn nicht ganz, vielmehr hat er zeitgenössisches Liedgut vom „Gossenschmutz“ befreit und auf neue ästhetische Höhen gehoben. Zur Überlieferungsgeschichte seines ‚Kunstliedes im Volksmund“ gibt es im FreiDok-Archiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg einen lesenswerten Aufsatz von Dieter Martin.
Jacobis berühmte Fassung von 1783 liest sich wie folgt:
Sagt, wo sind die Veilchen hin
Nach einem alten Liede.
Sagt, wo sind die Veilchen hin,
Die so freudig glänzten,
Und der Blumenkönigin
Ihren Weg bekränzten?
Jüngling, ach! der Lenz entflieht:
Diese Veilchen sind verblüht.
Sagt, wo sind die Rosen hin,
Die wir singend pflückten,
Als sich Hirt’ und Schäferin
Hut und Busen schmückten?
Mädchen, ach! der Sommer flieht:
Diese Rosen sind verblüht.
Führe denn zum Bächlein mich,
Das die Veilchen tränkte,
Das mit leisem Murmeln sich
In die Täler senkte.
Luft und Sonne glühten sehr:
Jenes Bächlein ist nicht mehr.
Bringe denn zur Laube mich,
Wo die Rosen standen,
Wo in treuer Liebe sich
Hirt’ und Mädchen fanden.
Wind und Hagel stürmten sehr:
Jene Laube grünt nicht mehr.
Sagt, wo ist das Mädchen hin,
Das, weil ich’s erblickte,
Sich mit demutvollem Sinn
Zu den Veilchen bückte?
Jüngling! alle Schönheit flieht:
Auch das Mädchen ist verblüht.
Sagt, wo ist der Sänger hin,
Der auf bunten Wiesen
Veilchen, Ros’ und Schäferin,
Laub’ und Bach gepriesen?
Mädchen! unser Leben flieht:
Auch der Sänger ist verblüht.
Johann Georg Jacobi,
Hamburger Musen Almanach für 1783
Zu diesem Text haben schon viele berühmte Komponisten Partituren verfasst, beispielsweise auch Johann Abraham Peter Schulz (1747-1800) oder Josephine Lang (1815-1880). Die Melodie Langs legte ich meiner Neukomposition zugrunde, die Jacobis Kunstlied in neoklassizistischer Manier mit zwei Piano Forte und einem gezupften Kontrabass nachempfindet. Vertont sind allerdings nur drei Strophen:
Weitere Neuvertonungen zu Jacobi gibt es hier.