Himmlische Nachtgedanken – für die Zeit DANACH…

Rothaariges Mädchen (Matheus Bertelli via Pexels)
Rothaariges Mädchen (Matheus Bertelli via Pexels)

Manche stellen sich den Himmel tatsächlich als Paradiesgarten in den Wolken vor mit Engeln darin, einem großen goldenen Gartenzaun davor und einem Petrus als Platzanweiser. Ich nicht. Ich habe auch eine Vorstellung davon, aber die ist anders.

Eigentlich war ich mir sicher, dass ich das schon einmal aufgeschrieben hatte, wie ich mir den Himmel vorstelle. Ziemlich sicher sogar. Eigentlich ganz, ganz sicher. Bloß, ich finde den Text nirgends mehr. Da ich es aber schon irgendwie wichtig finde, wie ich mir den Himmel vorstelle, schließlich verbringt man womöglich die Ewigkeit darin und vielleicht liest ja jemand mit, der dafür zuständig ist (was ich sogar für sehr wahrscheinlich halte), schreibe ich es eben nochmal:

Himmel stelle ich mir irgendwie wie August vor. So ein Sommerferienaugust, wenn der Himmel blau und Laub und Wiesen lebendig grün sind. Allergie und Pollen gibt es aber keine mehr und Krankheiten bitte auch nicht. August, Ferien, Urlaub, wo man nicht mehr arbeiten muss, sondern sich ausruhen kann und der Sommer nie zu enden scheint. Es muss nicht sehr viel los sein in meinem Himmel, ich bin nicht so der Actiontyp. Vielleicht sollte man aber ab und zu liebe Freunde besuchen können – und welche haben. Vielleicht auch ab und zu ins Schwimmbad gehen können und nette neue Leute kennenlernen, die man noch nicht kennt.

Nachdem ich diesen Sommer einen solchen August hatte, also teilweise jedenfalls (es war zumindest schönes Wetter), und auch dieses Konzept, in die Realität umgesetzt, noch nicht letzterdings der Himmel war, möchte ich es noch etwas spezifizieren oder ergänzen:

Himmel ist für mich auch, ein hübsches kleines rothaariges Mädchen mit Sommersprossen zu sein, vielleicht so 8 Jahre alt, das an einem heißen Sommerferienmorgen, so 11 Uhr, vor einem unglaublich großen und leckeren Eisbecher sitzt in einer netten Eisdiele und auf seine besten Freunde wartet, die gleich kommen werden, im Bewusstsein, dass nicht nur der tolle, leckere Eisbecher direkt bevorsteht, sondern auch noch der ganze tolle Sommerferientag mit vielen schönen Erlebnissen zusammen mit den besten Freunden und danach die ganzen Sommerferien und danach wahrscheinlich auch noch ein ganzes abenteuerreiches Leben, das bestimmt ganz toll wird.

Die Vorfreude ist ja meist die himmlischste Freude, so stelle ich mir Himmel vor.

Warum ein kleines Mädchen? Weil ich inzwischen wohl eher ein alter, jedenfalls aber abgenutzter, abgeklärter Mann bin und zuviel durchgemacht habe, um noch wirklich zu staunen. Selbst Süßigkeiten machen mehr Spaß, wenn man noch jung und unbeschwerter ist, unmittelbarere Gefühle hat. Sommersprossen fand ich immer schon hübsch und rote Haare finde ich irgendwie besonders schön, weil meine erste Freundin in der Grundschule welche hatte (und übrigens auch hübsche Sommersprossen).

Naja, ob ich in Ewigkeit ein hübsches kleines rothaariges Mädchen mit Sommersproßen in einer Eisdiele sein will, und in alle Ewigkeit nur noch August, da habe ich mich letztlich noch nicht entschieden. Vielleicht hat man ja gar keinen Körper mehr nach seinem Erdenleben, was auf Dauer aber etwas langweilig wäre und irgendwie ziemlich öde. Oder es ist alles leer und Verlöschen, wobei ich mir das eigentlich gar nicht vorstellen kann, so wie der Rest von diesem Universum konstruiert ist und außerdem wäre ja noch diese Sache mit der ethischen Kausalität, die man auch nicht so einfach loswird, was zu bedenken wäre…

… auch deshalb finde ich es übrigens ganz nützlich, sich ab und zu doch mal zu überlegen, wie man sich den Himmel vorstellt …

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.