Schreitet man durch die Touristensiedlung Costa Teguise, die man einst als Prestigeprojekt mitten in die Wüste gesetzt hat, steht man immer wieder vor Bauruinen oder geschlossenen Geschäften. Ganze Straßenzüge stehen leer. Schwer zu sagen, ob die Bauten schon länger verlassen stehen, oder die spanische Wirtschaftskrise schuld ist.
Zusammen mit anderen Gästen habe ich mich gefragt, seit wann diverse Baustellen wohl schon so verlassen stehen. Das trockene Klima konserviert und lässt auch verlassene Gebäude kaum verwittern. Jedenfalls geben die Bauwerke allerorten Zeugnis davon ab, wie menschliche Prestigeobjekte und Hoffnungen scheitern können. Fensterlose Straßenzüge mit Einfamilienhäuserrohbauten, wo mageres Unkraut in den Vorgärten oder über die Straßen wuchert, Mülltonnen in der Landschaft liegen und Bauschutt, Geisterstädte mit Graffitibemalung als einzigem Lebenszeichen.
Selbst im besten Bauland eine postapokalyptische Wüstung, lediglich das Wetter bleibt hier wie überall paradiesisch, die Bauherren dürften sich aber wohl eher wie in der Hölle gefühlt haben. Die meisten der Bauten wurden nie fertig gestellt, nur einige stehen zum Verkauf oder Läden haben geschlossen. Letzteres dürfte definitiv auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen sein.
Costa Teguise ist ein künstliches Stadtgewächs, ganz auf die Bedürfnisse der meist deutschen oder englischen Feriengäste zugeschnitten. Wo sie sind, wird Leben gespielt, wo sie fehlen, gähnt die Leere. Nur wenige Spanier waren bei meinem Aufenthalt zugegen, wenn, waren es meist die einzigen Familien mit Kindern. Die Spanier scheinen jung zu sein, die Touristen sind es nicht. So gibt die Altensiedlung seltsame Einblicke in eine mögliche Zukunft Mitteleuropas, das, kinderlos, von wohlhabenden Alten bevölkert wird, die von jungen Servicekräften anderer Nationalität bedient werden. Dabei bewegen sich die Bessergestellten dieser Zweiklassengesellschaft in einer noblen Scheinwelt, die hinter den Hoteloasen abrupt in Bauwüsten endet und wo vieles angefangen wurde, aber auch vieles nicht vollendet. (Was dann wohl immer noch eine bessere Option ist als eine Zukunft als vollautomatisierte Servicewüste, wo ferngesteuerte Drohnen die Menschen aus Fleisch und Blut ersetzen und debile Senioren vor fehlfunktionierenden Automaten verhungern müssen.)
Es ist so eine Sache mit zu großen Erwartungen. Die Gefahr mit ihnen ist oft, dass sie als Ruine stehen bleiben und nicht vollendet werden, wenn sich die Ressourcen als begrenzt erweisen. Das gilt nicht nur im Hotelgewerbe, sondern auch für alle anderen menschlichen Unternehmungen. Manchmal wäre weniger mehr…