On a Cold Winter’s Day – ein Wintertagstraum

Manchmal finde ich ein bisschen von meinem inneren Feuer auch in anderen Seelen. Dann bekomme ich wieder etwas Hoffnung, selbst im tiefen Winter… Meine Musikempfehlung der Woche: QUADRIGA CONSORT – gälische Musik, gemischt mit Renaissance-Klängen und einer winzigen Prise Jazzakkorde.

Entstanden war die Gruppe bereits 2001 in Graz. Schon früh wurde die Gruppe hochgelobt und gewann viele Preise, unterschied sich von ihrem Repertoire zunächst aber noch nicht von anderen Ensembles der Originalklang-Bewegung. Markenzeichen wurde aber schnell die Verbindung von historischem Klanggewebe und längst vergessenen, aber eingängigen Melodien.

Das jüngste Album von Quadriga Consort enthält eine verzückende Sammlung von britischen Weihnachts- und Winterliedern.
Das jüngste Album von Quadriga Consort enthält eine verzückende Sammlung von britischen Weihnachts- und Winterliedern.

Als ich Quadriga Consort vor einigen Tagen zum ersten Mal hörte, verliebte ich mich sofort in die zauberhafte Mischung, die von allen Klängen, die ich liebe, das Beste verbindet. Gamben klingen da und ein frühbarockes Cello, wenn sie gezupft werden, ahnt man manchmal fast eine nicht vorhandene Harfe. Mal kraftvoll, mal zart begleitet ein Cembalo das Streicherkonsort. Da umsäuseln z. B. Blockflöten das Ohr, keine normalen Schulblockflöten, sondern kernige Renaissance-Flöten nach Entwürfen von Sylvestro Ganassi, die ungewohnt kraftvoll auch die irischen und britischen Melodien wiedergeben, welche die Gruppe einspielt.

Es ist gerade die melancholische Melodik gälischer Gesänge, die dem ganzen ihre besondere Würze geben. Denn wenn Komponist Nikolaus Newerkla dem stilvollen Spiel auch eine frühneuzeitliche Anmutung gibt, so liegen den einzelnen Stücken doch meist traditionelle Lieder und Gesänge zugrunde. Spezialisiert hat sich die Gruppe inzwischen  auf verwaiste Melodien von den britischen Inseln. Gesang kommt nicht ohne Stimme aus, und was die besonderen Instrumente nicht vermögen, die menschliche Sprache, das haucht ihnen Elisabeth Kaplan an Leben ein. Dass die aus Südafrika stammende Sängerin stilistisch dem Folk- und Pop nahesteht gibt ihrem Gesang eine erfrischend natürliche Note, befreit von der künstlichen Schwere oder übertriebener Artistik, wie sie Stimmvirtuosen der allzu Ernsten Musik oft zu eigen ist.

Das jüngste Album „On A Cold Winter’s Day“ enthält 18 Stücke, die thematisch mit Weihnachten oder zumindest Winter verbunden sind. Einige davon sind bereits auf älteren Alben zu finden, so beispielsweise auch das titelgebende Stück „On a Cold Winter’s Day“. Viele Stücke sind hier aber auch erstmals auf CD erschienen. Die Mischung zwischen gälischer Melodik/Improvisation und gemäßigt frühneuzeitlichem Satz kommt bei Weihnachtsliedern besonders gut an. Verglichen mit der üblichen Massenware haben die Weihnachtslieder fast alle eine leicht melancholische Note und oft Tiefgang. Andere haben einen für Weihnachtslieder ungewöhnlich lebendigen Rhythmus und laden fast zum Tanzen ein. So umgeht die Zusammenstellung sehr gekonnt die beiden Klippen „Seichtigkeit“ und „Einschläferung“, an denen schon viele Weihnachtsalben zerschollen sind, wenn sie entweder zu eingängig oder – oft bei ernster Musik – zu langsam eingespielt werden.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.

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