Night of the Rabbit

Harte Rätselnüsse für Mäuslein-Freunde in einem märchenhaften, stimmigen Ambiente, das bietet das PC-Adventure „Night of the Rabbit“ von Daedalic.

Zaubernlernen mit Kaninchen, nur mal etwas anders, das bekommt man bei „Night of the Rabbit“ geboten, das vom 12jährigen Jerry Haselnuss handelt, dem von einem mysteriösen weißen Kaninchen/Hasen angeboten wird, ihm das Zaubern beizubringen. Dies erweist sich als gar nicht so leicht und auf dem Weg zum Magier gibt es mancherlei Rätselnuss zu knacken, oft sogar im wahrsten Sinne des Wortes.

Nicht nur das Cover zum PC-Spiel "Night of the Rabbit" ist stimmig - das komplette Spiel hält, was das Cover verspricht.
Nicht nur das Cover zum PC-Spiel „Night of the Rabbit“ ist stimmig gezeichnet – das komplette Spiel hält, was das Cover verspricht.

Landschaften und Charaktere sind liebevoll von Hand gezeichnet und gemalt und gäben so durchaus auch ein schönes Kinderbuch ab. In der Deluxeversion sind neben dem einfach gestrickten, aber chilligen Soundtrack von Tilo Alpermann auch eine CD mit acht Hörgeschichten, welche die Hintergründe der Bewohner von Mauswald im Spiel erzählen. Obwohl das Spiel wie ein interaktives Kinderbuch daherkommt, haben es die Rätsel manchmal durchaus in Sich und dürften selbst Erwachsene manchmal auf Trab halten. Das trübt aber keinesfalls den Spielspaß, womöglich ist das Spiel sogar dafür gedacht, gemeinsam durchrätselt zu werden.

Technisch setzt das PC-Game auf der Visionaire Adventure Game Engine, ist also ein klassisches Point-and-Click-Adventure in pseudo 3D-Ausführung. Das kommt dem Spielspaß sehr entgegen, denn man kann so Schönheit auch ohne übermäßige Rechnerausstattung oder schnelle Reflexe genießen. Nur einige wenige der Rätsel sind zeitkritisch, ansonsten lässt das Konzept in der Regel viel Zeit zum Nachdenken und Träumen. Beides braucht man wohl auch, um die Rätsel lösen zu können oder die vielen geheimen Zusatzinhalte und Minispiele zu entdecken oder auch die eine oder andere Hörgeschichte vom Waldschrat zu ergattern, der manchmal unerwartet anzutreffen ist. Der eigentlich Wert erschließt sich somit gerade eher den langsamen Spielern, denen es nicht darum geht, möglichst schnell ans Spielende zu gelangen.

Optisch und musikalisch überzeugt das Adventurespiel. Die komplette Synchronisierung hat Hörspielniveau – nicht eben selbstverständlich heute (leider). Sein Adventure-Witz ist weniger schrill als der anderer Daedalic-Titel, „Night of the Rabbit“ hat ein Tempo und einen Stil, der eher sanft ist. Es strahlt seinen eigenen Flair aus, dafür ist die kleine Mäusewelt erschaffen, und kommt dabei doch ganz ohne jede Action und Gewalt aus. Den „Drehbuchautoren“ Sebastian und Matt Kempke ist es gelungen, eine neue Fantasy-Welt zu erschaffen, die überzeugt, jenseits der üblichen Klischees, der sie sich oft sanft ironisch bedient – und die sicher auch noch genug Stoff für mindestens eine Fortsetzung bietet. Im Stile eine echten, guten Erzählung verzichtet das Spiel darauf, jede Idee und jeden Erzählfaden bis zum Ende zu verfolgen und verfügt damit gerade über jene Magie, die auch gut geschriebenen Büchern innewohnt: die Fantasie des Lesers, bzw. hier des Spielers anzuregen, sich  erst mal selbst zu erträumen, wie es jetzt wohl weitergeht mit Jerry Haselnuss, seiner Freundin Kitsune, der Maus Anja und dem Frosch Plato, oder namenlosen Wandermaus oder den vielen anderen Charakteren aus der Portalwelt rund um Mauswald.

Eine Fortsetzung wird wohl kommen. Und ehrlich gesagt würde ich mir auch viel mehr von solchen, pädagogisch wie künstlerisch doch eigentlich gerade heutzutage sehr wertvollen Spielen wünschen.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.