Traumhafte Blockflöten

Bei einer Blockflöte muss es sich nicht zwangsläufig um eine 08/15 Schulblockflöte handeln. Die klingt zwar auch nicht schlecht, wenn sie richtig gespielt wird, an den edlen Klang einer Renaissance-Blockflöte kommt man aber wohl eher mit anderen Modellen heran, beispielsweise mit einer Kynseker-Renaissanceflöte oder auch mit Adris Traumflöten.

Auf die Sache mit dem Klang brachte mich eine Freundin, als ich ihr Quadriga Consort zeigte, was ich zur Weihnachtszeit entdeckte und mich sofort in seinen Klang verliebte. Die dort verwendeten Flöten, so meinte sie, seien aber keine normalen Blockflöten. Etwas Recherche brachte auch zutage, dass sie Recht hatte: Es handelt sich um Altblockflöten, die nach Modellen von Sylvestro Ganassi von der Freiburger Flötenbauerin Monika Musch entworfen und angefertigt wurden. Wie die meisten Flöten der Renaissance weisen Ganassi-Blockflöten eine größere Bohrung auf und ermöglichen somit einen vielfältiger modulierbaren Luftstrom mit einem Klang, der auch in den Tiefen stark bleibt. Besonderheit der Ganassi-Modelle ist allerdings der große Tonumfang.

So ein ganz persönlich angefertigtes Starmodell hätte allerdings mein Budget gesprengt. Außerdem ist eine solch edle Flöte an einem Laien wie mir wohl verschwendet. Doch der Klang ließ mich nicht los und ich suchte etwas, was immerhin ähnlich klingt, wenn auch nicht ganz so grandios. In einigen Internetforen fiel beim Vergleich mit Ganassi-Flöten immer wieder das Stichwort „Adris Traumflöte“. Dabei handelt es sich um eine moderne Schöpfung der berühmten Flötenbauerin Adriana Breukink zusammen mit dem Flötenhersteller Mollenhauer. Äußerlich ist die Form mittelalterlichen Flöten nachempfunden, die Bohrung entspricht Renaissance-Modellen nach Van Eyck-Blockflöten. Allerdings sind Adris Traumflöten so konstruiert, dass sie wie andere moderne Blockflöten greifbar sind, nämlich nach der Englischen („barocken“) Griffweise und mit dem vollen Tonumfang moderner Blockflöten. Da die Blockflöten gut ankamen, werden sie inzwischen in mehreren Serien gefertigt und sind in der dritten Auflage auch als Konzertmodelle aus Pflaumenbaumholz erhältlich.

Adris Traumflöten sehen recht hübsch aus - sowohl in Birnbaum natur als auch in der billigen Plastikvariante. Beide Versionen klingen auch gut.
Adris Traumflöten sehen recht hübsch aus – sowohl in Birnbaum natur als auch in der billigen Plastikvariante. Beide Versionen klingen auch gut – das gilt auch für die Kunststoffausführung. (Foto: Martin Dühning)

Für meine Zwecke habe ich mich mit einem Altmodell aus Birnbaumholz begnügt, und weil es für 20 EUR nicht viel teurer war auch noch eine schwarz-goldene Kunststoffsopranausgabe mitbestellt. Beide Flöten gefallen mir sehr gut: Die Altflöte hat einen weichen Klang und lässt sich wirklich deutlich vielseitiger modulieren als meine Barockaltflöte; die beim Altmodell allerdings auch deutlich größeren Bohrungen sind allerdings Gewöhnungssache, erst mal blieben meine Finger etwas dran haften, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Die Flöte braucht wohl auch etwas mehr Luft, ist dafür aber auch lauter. Auch die tiefen Töne klingen recht voll. In das kleine schwarze Sopranmodell habe ich mich sofort verliebt. Für erwachsene Hände sind hier die Bohrungen genau richtig und sie spielt sich auf Anhieb griffig. Klar, im Vergleich mit der Birnbaumausgabe fehlt ihr schon etwas die klangliche Holzwärme, sie klingt auch vergleichsweise etwas heiserer und mehr nach Tin Whistle, aber als Reiseflöte für Folkeinlagen ist das genau richtig, zumal das Modell ja wasser- und damit wetterfest ist. Der ideale Reisebegleiter für den nächsten Irlandtrip.

Zum Probehören habe ich hier einmal ein paar Melodien in die Alt- und die Sopranflöte gedudelt. An Profiflötisten kommt es sicherlich nicht ran, aber man kann somit mal den Klang der beiden Flöten erhaschen:

Über Martin Dühning 1507 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.