Der sixtinische Kalender ist der wichtigste nitramische Kulturkalender, der ursprünglich auf Sixtus Priscus von Salis, einen bedeutenden früheren Vizekönig von Süd-Ninda, zurückgeht. Von diesem hat er auch seinen Namen erhalten.
Die Kalenderreform wird neben seiner Territorialreform, der Laurentius-Verfassung für die Provinzialstände und der sixtinischen Schulreform heute als größte Leistung von Sixtus Priscus von Salis angesehen. Genau genommen handelt es sich um eine Kalenderreform in drei Anläufen, die eigentlich nur sekundär zum Ziel hatte, die verschiedenen genuin nindanischen Kalender mit dem tyrillianischen und dem jolantrischen System in Einklang zu bringen, was heute als größte Errungenschaft angesehen wird und inzwischen dazu führte, dass fast alle Staaten der Konföderation den Kalender übernahmen.
Ursprünglich handelte es sich beim Kalenderprojekt eigentlich um eine Ritusreform, die nach dem Verbot des nindanischen Templerordens immer dringlicher wurde, da die zunehmende Verwirrung um die richtigen Festtermine und Jahreszählungen zu Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen konfessionellen Gruppierungen führte. Vizekönig Sixtus Priscus von Salis versuchte die Konflikte zu lösen, in dem er – soweit möglich – verschiedene kulturelle Zyklen miteinander harmonisierte. Dabei konnte er sowohl über die damals schon fortgeschrittene Computistik als auch theologische Unterstützung aus den pazifistischen Reformorden zurückgreifen. Speziell für die ländliche Bevölkerung Süd-Nindas wurden auch Gestirnsstände, Sonnenstunden, Bauernregeln und Pflanztermine integriert, zur Kategorisierung griff man auf Symbolsysteme der chinesischen Medizin zurück. Seine endgültige Fassung erhielt der Kalender am Laurentiustag (10. August) des Jahres 340 a. C., als er zusammen mit der neuen Landesverfassung in Kraft trat.
Liturgisch orientiert sich der sixtinische Kalender stark am ambrosianischen Ritus. Der weihnachtliche Festkreis (und damit das neue Kirchenjahr) beginnt in Neu-Nitramien also bereits am Sonntag nach dem Martinstag (11. November) und dauert bis zum 2. Februar (Mariä Lichtmess). Die Zeit dazwischen gilt als „Dunkles Viertel“, weil durch die winterliche Witterung das Wirtschaftsleben im vorindustriellen Südninda dann meist zum Erliegen kam. Die Fixpunkte 11. November und 2. Februar sind dabei (wie schon früher) staatliche Feiertage, zusätzlich führte Sixtus Priscus aber noch den 15. August (Mariä Himmelfahrt), 1. Januar (Weltfriedenstag) sowie das eigentlich jolantrische Beltane-Fest (1. Mai) ein. Als Zugeständnis an die orthodoxe Kirche der Teilprovinz Papyrien wurde der 6. Januar (Epiphanias) zum Staatsfeiertag aufgewertet. Erstmals offiziell den Rang staatlicher Feiertage erhielten der 1. Juni (Tag der Gerechtigkeit) und der 11. August (Sternschnuppenfest). Die neu eingeführten Feste aus anderen Kulturkreisen (z. B. der 1. Mai) wurden kirchlich meist als Marienfeste behandelt. Liturgisch stärkte Sixtus Priscus damit deutlich die Marienverehrung, bemühte sich aber auch sonst, die Wochentage wieder spirituell mehr aufzuwerten. Dafür wurde in einem dreijährigen Zyklus jedem Tag ein Tagesheiliger zugewiesen. Das traditionelle nindanische Fünftagsgebet weitete Sixtus Priscus zu einem Acht-Tage-Zyklus aus, indem er in Absprache mit damals führenden Theologen noch eine wechselnde Auswahl von Psalmen aufnehmen und in den Hauskreisen verteilen ließ. Außerdem legte er fest, dass die in staatlichem Besitz befindlichen Kirchen (viele wurden zur gleichen Zeit von Sixtus Priscus neu gebaut) den verschiedenen Konfessionen je nach ihren besonderen Feierlichkeiten abwechselnd zur Verfügung stehen, also gemeinschaftlich genutzt werden. Im ursprünglichen Kalender wurde auch dies vermerkt, zusammen mit genauen Anweisungen zu den entsprechenden Glockenläutzeiten, später aber wieder verworfen. Eine Spätfolge davon ist allerdings, dass in Südninda bis heute Kirchengebäude von den Kommunen gebaut, gewartet und an die einzelnen Konfessionen „ausgeliehen“ werden. Es gibt also keine konfessionellen Kirchengebäude in Süd-Ninda, abgesehen von Klosterkirchen.
Die heute in der gesamten Konföderation verwendete Form des sixtinischen Kalenders ist weniger umfassend gestaltet und wurde um viele Elemente entschlackt. So führt der Kalender in der Regel keine Pflanztermine, Bauernregeln oder Gestirnsdaten auf, da dies zu spezifisch auf die planetarische Konstellation Nindas beschränkt war. Umgekehrt sind zwischenzeitlich einige föderative Feiertage hinzu gekommen, beispielsweise der Tag der Freiheit (23. Juli) oder die Siegesfeiern zum 3. Februar oder zum 9. Mai. Auf Beorn, wo die Bevölkerung mehrheitlich muslimisch ist, haben diverse entsprechende Feiertage staatlichen Rang.