Schönes neues Gotteslob

Nun habe ich mir endlich auch so ein neues Gotteslob zugelegt. Und ich muss sagen, ich bin positiv überrascht, sowohl was den Inhalt, als auch, was die Form angeht.

Inhalt

Meine Befürchtungen, das neue Gotteslob könne entweder etwas rückwärtsgewandt Konservatives oder umgekehrt etwas neumodisch Seichtes werden, haben sich gottlob nicht erfüllt. Das neue Liederbuch bietet eine breite Auswahl, die auch Qualitätskriterien berücksichtigt.

Natürlich blätterte ich gleich als Erstes nach, ob meine alten Lieblingslieder noch vorhanden waren, und siehe da: „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr“  (422), „Wir sind nur Gast auf Erden“ (505) und „Nun danket all, und bringet Ehr“ (403) sind vorhanden, darüber hinaus hat es diesmal sogar „Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt“ (323) und „Und ein neuer Morgen“ (707) ins neue Gotteslob geschafft. Auch sonst ist sehr viel Neues dabei und sogar den Klassiker „Der Mond ist aufgegangen“ (93) hat man hinzugenommen, was meiner Ansicht nach eigentlich eher ein Schlaflied ist, aber ein schönes.

Jedenfalls hat die Auswahl soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, auch inhaltliche Tiefe. Schlimm hätte ich es gefunden, wenn man nur seichte Reime hinzugenommen hätte und beispielsweise die ungemütlichen Oosterhuis-Texte entfernt – aber auch dunkle Klagelieder gehören für mich zu gelebten Glauben einfach dazu und daher bin ich auch sehr froh darüber, dass die Psalmen weiterhin gut vertreten sind. Überhaupt scheint man bei der Konzeption den Gemeindewandel gut berücksichtigt zu haben. Man kann das neue Gotteslob so nämlich durchaus auch in Hauskreisen verwenden, denn es enthält auch Tagezeiten- und Wochenlieder und recht viele schöne Gebete, auch neue. Es ist weniger belehrend als der Vorgänger, dafür spiritueller. Quasi als kleines Bonbon wurden optische Lücken mit Zitaten von Glaubenszeugen gefüllt.

Alles in allem ist das neue Gotteslob größer geworden, wenn es aus technischen Gründen (Anzeigetafeln) auch noch im dreistelligen Nummernbereich bleibt. Die Ziffernlücken im Vorgänger wurden wohl geschlossen und es ist auch zu erwarten, dass man durchaus gestrichen hat, so genau habe ich das nun noch nicht verglichen. Letztlich hängt es auch vom Kantor ab, was davon dann gesungen wird.

Form und Gestaltung

Das neue Gotteslob ist mit 17,5 x 12 cm und einer Dicke von fast vier Zentimetern deutlich voluminöser als sein Vorgänger und liegt auch wesentlich schwerer in der Hand. Erfreulicherweise wirkt die Typografie trotz inhaltlicher Fülle locker und ist es sehr deutlich lesbar.

In die Typografie habe ich mich wirklich sofort verliebt, ebenso in die durchgehend verwendete Serifenschrift DTL Documenta von Frank E. Blokland, die edel-klassisch, aber gleichwohl zeitlos modern wirkt und oft auch kursiv gesetzt ist – was sehr geistreich wirkt, besonders die Zitate erhalten dadurch auch optisch an Reiz.

Farblich ist die Schrift nicht monochrom gesetzt wie beim Vorgänger, sondern in den Farben Rot und Schwarz sowie gerasterten Grautönen. Bei guten Lichtverhältnissen liest es sich perfekt, wie gut es auch in düsteren Kirchengebäuden zu lesen ist, muss ich noch testen. Die viel geäußerte Kritik an zu dünnen Seiten konnte ich bei meinem Exemplar nicht nachvollziehen, doch bei den rot gedruckten Trennblättern zwischen den Kapiteln gibt es manchmal feine weiße Artefakte – hier hat die Druckmaschine wohl nicht ganz sauber gearbeitet. Mich stört das aber nicht groß. Der gemeinsame Teil aller Diözesen und der Eigenteil des Bistums sind durch ein Farbbild getrennt. Beim Teil für das Erzbistum Freiburg ist das Gemälde „Marienkrönung“ vom Hochaltar des Freiburger Münsters abgebildet.

Auch ein formales Element, was mir als Lehrer wichtig ist, ist die durchgehende Verwendung der reformierten Rechtschreibung. Man hat also dankbarerweise darauf verzichtet, durch Verwendung der veralteten Rechtschreibung (der auch kirchliche Kreise bisweilen nachtrauern) Kinder und Jugendliche zu verwirren.

Das neue Gotteslob sieht wirklich professionell aus und das hat hinter den Kulissen eine Menge Arbeit gemacht. Mehr darüber kann man an anderer Stelle im Designtagebuch nachlesen. Dort finden sich auch Typografiebeispiele.

Ich freue mich darauf, das neue Gotteslob im Einsatz zu erproben. Das gibt dann hier vielleicht auch noch mal einen Einsatzbericht nach einem halben Jahr.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.