Während in Deutschland gerade erst „From Up on Poppy Hill“ erschienen ist, arbeitet man in Japan längst am nächsten großen Projekt. Unter dem Titel „Sanzoku no Musume Rôniya“ ist man bereits fleißig dabei, den berühmten Erzählstoff von Astrid Lindgren neu aufzuarbeiten.
Thematisch bietet sich „Ronja Räubertochter“ für Ghibli ja auch geradezu an, vereint der Roman doch die klassischen Themen Natur- gegen Menschenwelt, Selbstfindung und Erwachsenwerden sowie zwischenmenschliche Konflikte und spielt in einer naturverbundenen Fantasiewelt, wie sie nicht erst aus „Prinzessin Mononoke“ bekannt ist. Ghibli selbst ist dabei nicht Hauptproduzent, die Produktion übernimmt ein eigens für das Projekt gebildetes Team um Gorô Miyazaki, in Zusammenarbeit mit NHK Enterprise, Dwango und Polygon Pictures.
Natürlich ist eine Verfilmung eines so großartigen Klassikers auch mit Risiken verbunden. Eine Gefahr besteht darin, dass das Original bis zur Unkenntlichkeit zerdehnt wird, denn diesmal plant man nicht nur einen Kinofilm, sondern eine ganze Fernsehserie. Außerdem ist nicht mehr Altmeister Hayao Miyazaki am Werk, sondern dessen Sohn Gorô Miyazaki. Über dessen Erstlingswerk „Chroniken von Erdsee“ gingen die Meinungen seinerzeit sehr auseinander, die Höhe der literarischen Vorlage von Ursula K. Le Guin erreicht Gorô Miyazaki in seiner damaligen Adaption (2006) jedenfalls nicht, dazu bewegt er sich zu sehr in japanischen Zeichentrickfilmkonventionen und die Story wird arg verkürzt. Ob es mit „Ronja Räubertochter“ besser wird, ist noch völlig offen. Im schlimmsten Falle allerdings erwartet uns nur eine neue Heidi-Animeserie, an welche die bisherigen Entwürfe entfernt erinnern, jedoch mit gewohnt hochqualitativer und zeitgenössischer Ghibli-Grafik.