Mehrere ARM-Miniaturrechnerchen habe ich nun ausprobiert: Raspberry Pi liefert erstaunliches in Hard- und Software, aber vermag von der Rechenkraft nicht genug für meine multimedialen Zwecke, Cubietrucks Hardware liefert Power, welche die Software allerdings vor allem grafisch noch nicht nutzte – das ODROID-U3, was ich mir zuletzt zulegte, überzeugt bei beidem.
Ob das ODROID-U3 hardwaremäßig besser ist als Cubietruck, darüber kann man sich streiten. Im ODROID-U3 werkelt ein Exynos 4412 Prime mit vier Cortex-A9-Kernen, die auf etwa 1,7 Ghz getaktet sind, integriert sind vier Mali-400 MP4-Grafikkerne, das System ist an 2 GB RAM LPDDR2-RAM gekoppelt, an Ausgängen stehen 3x USB 2.0 und 1 Micro-USB-Anschluss zur Verfügung, ebenso ein Micro-HDMI-Anschluss, eine 3,5 mm Buchse, 100 MBit Ethernet und diverse Ports für GPIO, UART und andere. WLAN gibt es – anders als beim Cubietruck – NICHT, ebenso keinen integrierten Flashspeicher und keine Anschlüsse für S-ATA.
Dafür ist das ODROID-Board aber auch deutlich kleiner gehalten als Cubietruck, von seinen Ausmaßen her – 83 x 48 mm – erinnert es eher an den Raspberry Pi B. Ähnlich wie dieses wird das System auch gebootet: Außer über MicroSD-Karte – hier ist eine Class-10-Karte fast obligatorisch zu booten – besteht auch die Möglichkeit, eMMC-Module anzuschließen, diese bietet der Hersteller Hardkernel bereits vorkonfiguriert mit den möglichen Betriebssystemen Android oder Lubuntu an, man kann sie wie das Miniboard selbst oder diverses Zubehör inzwischen auch über deutsche Zwischenhändler beziehen, was einem Zollbürokratie erspart. Ich habe mein Board über den deutschen Distributor Pollin Electronic bezogen.
Erfreulich fand ich im direkten Vergleich mit Cubietruck die fortgeschrittene Softwareunterstützung, die gerade auch Raspberry-Pi-Umsteigern zugute kommt: So gibt es als Entsprechung zu Raspian auch beim ODROID-Lubuntu ein ähnliches Schnellkonfigurationstool, was sich hier odroid-config nennt, mit dem sich nach dem Flashen der Image-Datei auf die MicroSD-Karte das Dateisystem auf den kompletten Kartenspeicher erweitern lässt. Hierfür musste ich damals beim Cubietruck unnötig oft manuell auf der Kommandozeile herumhangeln. Gerade auch die Unterstützung von XBMC (künftig Kodi) auf dem Odroid ist prima – aktuelle Images mit Lubuntu 14.x, auf denen das Multimediacenter bereits mit Hardwarebeschleunigung vorkonfiguriert ist, gibt es im ODROID-Forum, teilweise bieten auch deutsche Händler – hier besonders Max2Play – eigens weiter optimierte Distributionen an, die auch Logitechs Squeezebox oder Apples Airplay unterstützen.
Ich habe mich aus Kostengründen mit einer 32GB-MicroSD-Karte begnügt, die ich mit einem Lubuntu 14-Image aus dem Forum versah, dieses per apt-get aktualisiert und noch zusätzlich LibreOffice, FreePascal und Lazarus nachinstalliert, ebenso einige bekanntere Linux-Spiele, wobei ich gerade bei diesen feststellte, dass der vorinstallierte Grafiktreiber noch Schwächen aufweist, denn oft liefen sie nur sehr ruckelig. Ansonsten läuft der kleine Rechner recht flott, mit einem per USB angeschlossenen WLAN-Adapter ließ sich das kleine Linuxsystem auch mit dem heimischen NAS verbinden, meine Wireless Logitech-Tastatur diesmal ganz problemlos auf Anhieb einbinden und auch problemlos dauerhaft auf das deutsche Keymapping einstellen.
Mit dem ODROID ließ sich Omis betagter Tevion-Fernseher nun endlich zu einer kleinen, kostengünstigen Multimediaanlage aufrüsten, die über das NAS digitale Diashows, Musik oder auch Videos abspielt. Und wenn künftige Grafiktreiber die vier Mali-Kerne vielleicht auch jenseits von XBMC besser ausnutzen, taugt er vielleicht sogar als winzige Spielekonsole – wenn die eigenen Ansprüche natürlich nicht zu groß sind.