PAX Nitramica

Mag der Himmel über Ventadorn auch grau sein - seine Bewohner haben nun immerhin einen neuen Fackelträger - und Ninda ist um einen Engel reicher.
Mag der Himmel über Ventadorn auch grau sein - seine Bewohner haben nun immerhin einen neuen Fackelträger - und Ninda ist um einen Engel reicher.

Als „PAX NITRAMICA“ bezeichnet man erstens den Grundsatz der nitramischen Politik, dass der Friede jeder kriegerischen Handlung vorzuziehen sei, zweitens die politische Maxime, dass Nitramier kriegerische Konflikte anderer Völker zu meiden haben und drittens das diplomatische Gebot, Kriegshandlungen Dritter zu befrieden.

Mag der Himmel über Ventadorn auch grau sein - seine Bewohner haben nun immerhin einen neuen Fackelträger - und Ninda ist um einen Engel reicher.
Mag der Himmel über Ventadorn auch grau sein – seine Bewohner haben mit dem Siegesengel immerhin einen stetigen Fackelträger. Der Engel symbolisiert mit Licht und Lorbeerkranz auch die PAX Nitramica.

Während der Grundsatz, dass der Friede jeder kriegerischen Handlungen vorzuziehen sei über die meiste Zeit der nitramischen Geschichte unumstritten war, entzündeten sich an seiner sekundären Ausdeutung, dass die kriegerische Konflikte anderer Völker zu meiden seien, teils heftige innenpolitische Gefechte zwischen Isolationisten, die einen Rückzug auf innernitramische Werte bevorzugten und Integristen, die aus ethischen Gründen eine aktivere Außenpolitik einforderten. Unter anderem über diesen Grundsatzstreit stürzten mehrere Regierungen, zuerst die alte Konservistenregierung beim AGO-Konflikt in den Jahren 204-218 a. C. die nach der verlorenen Schlacht von Agoratzo schließlich dauerhaft liberalen Regierungen weichen musste, welche eine aktivere Außenpolitik mit notfalls militärischen Optionen umsetzte. Den Konservisten wird seither vorgeworfen, die damalige militärische Katastrophe im Kibur-Gate-Sektor (218) aktiv mitverschuldet zu haben, weshalb sie bei späteren Wahlen nie mehr 5% überschritten.

Besonders gestützt auf die Schriften der neonitramischen Staatsethiker Shanoa Jarl (196-291) und Josua Ben Palisander (199-237) galt in den folgenden Jahrhunderten die Maxime, dass die Befriedung auch externer Konflikte Dritter im nitramischen Einflussbereich ein ethisches Gebot sei, da ohne äußeren Frieden auch kein innerer Friede möglich sei. Notfalls, so Shanoa Jarl, sei sogar eine militärische Einmischung in solche Konflikte erlaubt, wenn diplomatische Mittel nicht weiter greifen bis hin zu einem Defensivkrieg. Ausgeschlossen für Shanoa Jarl blieben dabei aber das Mittel von Präventivschlägen, ebenso seien militärische Mittel nur dann einzusetzen, wenn dadurch der Konflikt sicher und schnell zu beenden sei. Bei Dauerkonflikten Dritter empfahl dagegen Josua Ben Palisander weiterhin strikte politische Neutralität, führte allerdings als erster das Prinzip der Föderati und damit verbunden des politisch-militärischen Beistands ein. Dies führte besonders in der Spätzeit des alten Kaiserreichs und in der Zeit des Dominions der Pronitramischen Nationen zu kriegerischen Auseinandersetzungen, erwies sich allerdings seit Gründung der Neu-Nitramischen Konföderation (278) als wegweisend für die folgenden Jahrhunderte. Die großen Kriege dieses Zeitalters, der Indra-Krieg und die Kontinualen Kriege führten schließlich zur Einführung der Militärlegaten, welche, gestützt besonders auf die 8. und 12. Flotte, den äußeren Frieden notfalls auch mit Waffengewalt durchsetzen können. Im Zeitalter der Reunion (328-430) zeigten sich die klassischen drei nitramischen Raumflotten allen Gegnern als so überlegen, sodass das Prinzip der PAX NITRAMICA über 120 Jahre lang nicht mehr durch einen größeren Krieg in Frage gestellt wurde.

Neuerliche Kritik, diesmal an der dritten Ausdeutung der PAX NITRAMICA kam am Ende des Zeitalters der Reunion und besonders im Zeitalter der Katalysis (431-470) auf, als besonders im Kibur-Gate-Sektor wieder verdeckte Dauerkonflikte häufiger wurden, was schließlich zum Sturz der sozialliberalen Mehrheitsregierung der TVP im föderalen Rat führte. Die Kritik konservativer und religiöser Kreise lautete diesmal, dass eine übermäßig außenpolitisch orientierte Politik zu einer Vernachlässigung innernitramischer Beziehungen und der Infrastruktur der Provinzen geführt habe. Die kurzfristig amtierende gemäßigt-konservative Regierung unter Tegon Valera konnte sich allerdings nicht durchsetzen, nach einigen Regierungswechseln übernahm eine neu gegründete sozialliberale Partei, die Tyndalis-Partei die Regierung, zunächst als Minderheitsregierung, später mit zunehmenden Mehrheiten. Auf deren Agenda stand an erster Stelle wieder die PAX NITRAMICA, nun allerdings wieder mit innenpolitischem Hauptaugenmerk. Daher galt als außenpolitische Maxime zu Beginn des Zeitalters der Nova wieder, dass sich nitramische Politik aus kriegerischen Konflikten Dritter vorzugsweise herauszuhalten habe, der innenpolitische Friede allerdings auch mit außenpolitischen Mitteln durchzusetzen sei. Das System der Militärlegaten wurde daher nicht angetastet. Allerdings steht die komplette Aufgabe des Kibur-Gate-Sektors und seine Erklärung zum Outerrim in direktem Zusammenhang mit der erneuerten Auffassung.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.