Der Traum vom stille wuchernden Garten

Malerisch fotografierter Gartenteich - die integrierte Kamera des Infinity-Tablets verfügt über 8MP-Auflösung und Painteresque für Android zaubert daraus eine malerisch anmutende Impression.
Malerisch fotografierter Gartenteich - die integrierte Kamera des Infinity-Tablets verfügt über 8MP-Auflösung und Painteresque für Android zaubert daraus eine malerisch anmutende Impression.

Ich hatte in meinem Leben nie viel Glück, was meine Träume von einem Traumhaus mit Garten anging. Am liebsten wäre mir ein hübsches kleines weißes viktorianisches Häuschen mit wilde verwuchertem Garten, doch lebe ich in einer Siedlung, die seit Generationen von Gartenzwergmenschen beherrscht wird.

Da wird geschnippelt, gestriegelt und gestutzt, kein Löwenzahn darf blühen und kein wildes Kraut, Tiere im Garten, meist lästige laute Köter, haben dressiert und laut zu sein, Wildtiere werden nämlich nicht geduldet, jeder kleinste Raum hat einem Zweck zu dienen, wenn schon nicht der ganze Garten zubetoniert und zum Parkplatz umfunktioniert wird, denn wenn sie die Natur schon nicht kleingestriegelt kriegen, dann wird die Erde gnadenlos zugeparkt mit der Deutschen liebstem Kind, dem Auto. Davon gibt es in meiner Wohnstraße viel mehr als Menschen.

Malerisch fotografierter Gartenteich - die integrierte Kamera des Infinity-Tablets verfügt über 8MP-Auflösung und Painteresque für Android zaubert daraus eine malerisch anmutende Impression.
Malerisch fotografierter Gartenteich mit dem alten Schopf meines Urgroßvaters im Hintergrund. Die Nachbarn ärgert es, ich finde altes und Überwuchertes schön. Und bitte keine Autos in den Garten!!!

Wenn man sich mal in Ruhe mit einem Buch in den Garten setzen will, hat man stets Pech. Irgendein Rasenmäher rast immer, oder einer der Nachbarhunde erklärt dich spontan zum Ziel einer Kläffattacke – und selbst wenn das mal nicht der Fall ist, dröhnen die Lastwagen von der B34 herunter, oder von der kleinen Nebenstraße gegenüber, wo sie zum benachbarten Aluminiumeloxalwerk fahren und alle fünf Minuten donnern tieffliegende Jets Richtung Kloten über den Ortsausgang. Daher ist mein Garten auch in seinem sommerlichen Blühzustand eher rein grafisch schön als eine Oase der Rekreation und auch die Optik litt doch sehr lange unter dem obligaten Strebergartenzwang.

Dass es in den letzten Jahren wieder etwas aufwärts geht mit meinem Traumgarten und etwas mehr Kräuter in den Gärten wachsen dürfen, Igel, Waschbären, Vögelchen und andere Wildtiere wieder eine Heimat gefunden haben liegt nicht etwa an einem Gesinnungswandel in der Nachbarschaft, sondern einfach daran, dass das Umfeld langsam dahinaltert und allgemein kränkelt. (Was bei dem Lebensstil nach meiner Ansicht auch nicht verwunderlich ist.) Das bescherte mir eine Ruhepause und meinen Gartenträumen Aufwind, der allerdings nicht von Dauer erscheint, denn es ist ja keineswegs Einsicht, sondern eher der Mangel an Kraft, der mir und der Natur etwas Ruhe ließ, welche wieder schwinden wird, sobald es den Leuten ein bisschen besser geht. Neiden sie mir doch meinen angeblich „ungenutzten“ Platz und hassen die von mir eigenhändig gepflanzten „nutzlosen“ Kastanienbäume.

Meine Hoffnung, dass irgendwann einmal Gleichgesinnte in die Straße zögen, die wie ich keine Autos, Dressurtiere und Gartenzwerge mögen, sondern Naturoasen, in denen man künstlerisch-kreativ werden oder sich einfach mal nur AUSRUHEN kann, hat sich leider nie erfüllt. Und was mir in meinem Lehrerleben im Ort an jungen, intelligenten Wesen mit Kunstverstand begegnete, zog eiligst fort von hier, denn Ruhe gibt es hier nur auf dem benachbarten Friedhof und Geistlichkeit nur in der Kirche, die allerdings auch mit jeder Zusammenlegung von Verwaltungsbezirken immer weiter weg zieht, so wie die Sonne im Winter, die auch nie durch den Hochnebel dringt.

Vielleicht ist das aber auch der Fluch aller ehemaliger Bauerndörfer in der Region, die langsam zu reinen Schlaforten für die Zürichpendler verkommen, künstlich verteuerten Wohnstellen, die ihre Seele dem allgemeinen Profit geopfert haben…

Über Martin Dühning 1523 Artikel
Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.