Schatten von Grau

Eigentlich bin ich ja wertkonservativ und ändere nicht gerne Systeme, die sich bewährt haben. Doch als im Sommer 2015 Windows 10 erschien, begab ich mich auf Innovationstour und tauschte mein altbewährtes Windows 7 dagegen aus.

Ach, man soll seinen Idealen nicht untreu werden, ich hätte es besser lassen sollen! Denn seither leide ich unter einer gänzlich versiegten Internetquelle – meine kümmerlichen 400kBit-Lauchringer-Telekomverbindungs-Tröpfchen werden nun auch noch vom ungefragten Datenverkehr eines redseligen Betriebssystems aufgesaugt, das Internet wurde somit noch langsamer und im Gegenzug erhielt ich ein grausam grau-eckiges Betriebssystem mit schmucklosen Kacheln und einer vorsintflutlichen Optik, die einen an 70iger-Jahre Wohnungghettos und an Windows 1.0 erinnert. Um wieviel schöner war da doch der kristallene Look von Windows 7.

Schlimmer allerdings erwies sich, dass meine Soundbibliotheken mehrfach zerschlagen wurden, weil bei jedem größeren Updates – 3GB für jeden Rechner einzeln, eine unglaublich mühselige Angelegenheit, wenn man kein DSL hat – dass sich die PCs etwa gegenseitig die Updates im Netzwerk zuschustern würden, erwies sich als Traum -bei jedem größeren Update schrien meine Magix-, Independence-Pro- und Bestservice-Samplebibliotheken nach einer neuen Aktivierung. Der kleine Vorrat der zulässigen Aktivierungen ist nun aufgebraucht, ohne dass die Updates des Betriebssystems einen sichtbaren Mehrwert für mich als Nutzer gebracht hätten. Und die Energie, welche ich in den Vorjahren in produktive Werke investieren konnte, musste ich nun bemühen, um den einstigen Funktionsumfang meiner Anwendungssoftware einigermaßen wiederherzustellen.

Wäre ich doch nur bei Windows 7 geblieben! Es gäbe hier wohl mehr zu lesen und zu hören!

Generell, angeödet von einem Betriebssystem, dass einem einen graueckigen Einheitslook vorschreibt, wäre ich wahrscheinlich schon längst zum anpassungsfreundlicheren Ubuntu gewechselt, wenn meine Soundsoftware darauf liefe, wie es meine Officesoftware heute schon tut. In vielen anderen Bereichen funktioniert es ja auch schon und schulisch wäre es auch praktisch, denn das Hochrhein-Gymnasium setzt auf Linux.

Immerhin ließ sich mit einigen Tricks ein Skin unter Windows 10 installieren, der optisch ein wenig an das hübsche Aero von Windows 7 erinnert – auch wenn dieses deutlich anpassungsfähiger war und weniger grauslich eindimmensioniert daherkam.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.