Viele Menschen hassen graue, triste Regentage. Doch kann man auch einem vollkommen verregneten Sonntag etwas abgewinnen, vorausgesetzt, man muss nicht raus.
Natürlich fühlt man sich, wenn es nass, kalt und windig ist nicht so sonnig wie an warmen Tagen mit blauem Himmel. Andere tun das dann aber auch nicht, und wenn man in einer Nachbarschaft mit lauter lauten Hobbyhandwerkern wohnt, können Tage in einem Regentief geradezu erholsam ausfallen, wenn außer den Heerscharen von Regentropfen sich sonst niemand auf die Straße wagt und statt Hämmern und Sägengeklirr draußen nur das Regenwasser plätschert, ab und zu eine Windböe das Nass gegen die Fensterscheiben prasseln lässt.
Grau ist dann die wahre Natur und nicht nur die künstlich auf modern getrimmten Fassadenanstriche jener Lauchringer Neubürger, die doch viel lieber in einer Stadt wohnen würden als in einem ehemaligen Bauerndorf und diese Haltung in kantigen Wohnbeton gießen. Nun aber unter der mächtigen Hand des Regensturms schweigen diese Stimmen, der Regen verwäscht die menschlichen Ansichten und lässt den Horizont in Wolken verschwimmen – und diese Zivilisationsabsenz kann man sich dann sogar noch mit melancholischen Jazzmeditationen versüßen und befindet sich dann innerlich und äußerlich in einem durchaus sinnlich-intellektuellen Einklang, wie das sonst Lauchringen eigentlich nie möglich ist.
Doch die Fasnacht naht und damit jene Jahreszeit, in welcher sich Alkohol, Lärm und Menschenmassen zu einer unausstehlichen Dichte vermengen – und bis dahin wird das Sturmtief „Marita“ schon längst vergangen sein und die Menschen ziehen wieder lärmend auf die Straßen. Man wünscht sich dann dieser Tage noch mehr als sonst weit weg, vielleicht sogar in einen Regenwald.
Wie auch immer, bloß weg von hier…