Was schreibt man am 29. Februar?

Der 29. Februar ist ein ganz besonderer Tag, weil er eher selten ist. Insofern wichtig genug, etwas über ihn zu schreiben – oder an diesem Tag, denn er wird sobald nicht wiederkommen. Nur, was schreibt man an einem 29. Februar?

29. Februar 2016
29. Februar 2016

Man könnte zunächst einen Blick in die „allwissende Müllhalde“ Wikipedia hineinwerfen, um festzustellen, was fachversierte Enzyklopädisten über Schalttage zusammengekramt haben. Vermutlich könnte man einige der daraus gewonnenen Informationsfetzen nutzen, um einen Blogbeitrag, der über den 29. Februar handelt, rustikal auszudekorieren. Allerdings wäre das zu vulgär für ein solches Ereignis, meint man. Reizvoller wäre es, etwas Essayistisches über außergewöhnliche Tage im Allgemeinen zu verfassen, vielleicht sogar etwas über den vielbeschworenen St. Nimmerleinstag, wobei der 29. Februar immerhin alle vier Jahre auftritt, ganz anders als der St. Nimmerleinstag, obwohl dieser ob der vielen Versprechungen, die dann endlich Wirklichkeit werden, mancherorts schon sehnsüchtig erwartet wird. Auf den 29. Februar scheint dieses Jahr allerdings niemand zu warten, zumal er ja ein weiterer Arbeitstag ist in einem Jahr, in dem fast alle Feiertage auf Wochenenden oder gar Sonntage fallen.

Auch das Wetter an diesem 29. Februar ist kein Highlight. Überhaupt sind ja die meisten Ereignisse in unserer Medienwelt keine Höhepunkte der menschlichen Kultur, eher Tiefpunkte, die einen immerhin dahingehend erstaunen, dass Menschenwürde und Moralität doch noch fast wöchentlich unterboten werden, oder die Trivialität feiert mal wieder fröhliche Urstände.

Kann uns der 29. Februar dabei oder dagegen oder irgendwie helfen?

Wahrscheinlich nicht.

Kann er uns sonst irgendetwas über menschliche, moralische oder gar meta-physische Aspekte verraten?

Wohl auch nicht.

So bleibt immerhin, dass ihm mancherorts, ähnlich wie bei Jahrhundertwechseln oder bestimmten Zahlen eine besondere symbolische Bedeutung zugemessen wird. Manche sehen ihn als überzählig an, daher als eher unheilbringend, andere gerade deswegen als besonders verheißungsvoll – und dazu werden auch all jene zählen, die an einem 29. Februar Geburtstag haben und die sonst kaum ohne datumstechnische Entschuldigungen dazu kommen, den Tag angemessen zu feiern, obschon sie dennoch wie alle anderen, jedes Jahr altern.

Nun denn, das wäre es dann wohl vielleicht, was man so ganz im Allgemeinen über 29. Februare schreiben kann an einem 29. Februar. Bis zum nächsten sind ja immerhin wieder vier Jahre Zeit, vielleicht ergibt sich bis dahin ja ein besonderer Erkenntnisgewinn. Warten wir’s mal ab.

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.