Schwarzmalerei

Was sind wir heute, wenn oft nicht Schatten, die wandeln über die Flure, getrieben vom Wahn einer falschen Zeit, die unsinnig ins Dunkel irrt, unverständig und verstockt, nicht achtend die Pfade und Weggrenzen, die im Kosmos auferlegt sind, auf dass die Dinge in Frieden wachsen und gedeihen?

Nein, gierig, selbstgewiss, in eitlem Übermut stößt man nieder, was Respekt und Achtung geböten und die Ehrfurcht vor der Würde des Lebens selbst. Und das Gebot der Stunde nennt man es, Maßlosigkeit und Selbstüberhebung aber ist es, dass man sich selbst zum Herren über Zeit und Gegenwart einsetzt.

Es ist ein Zeichen einer jeden Gesellschaft, die auf Krieg aus ist, dass sie die Zeichen um sich herum nicht zu deuten versteht und dass die Menschen in ihren Herzen zunehmend verstocken, falschen Versprechungen nachlaufen oder arglos simplen Beschwichtigungen glauben, dass die vernünftigen Stimmen verstummen, dass statt nach echten Lösungen zu suchen vollendete Tatsachen geschaffen werden, dass die geistigen Riesen hinschwinden wie die Sonne im Spätherbst und die Schatten kleingeistiger Zwerge immer größer werden wie die Kontraste im Zwielicht: Schwarz und Weiß werden allzu eindeutig, nicht achtend, dass es doch viele Farben gibt in der Welt und keinerlei Eindeutigkeiten, wenn das Licht der Wahrheit hoch am Himmel erstrahlt.

Monochrom ist nur die Nacht der Vernunft: Und aus dunklen Gewächsen rankt dann so manches Gestrüpp, das großartig daherkommt, alle anderen Pflanzen erstickt und doch selbst keine genießbaren Früchte hervorzubringen im Stande ist, während anderorts das Ungeziefer die Ernte verzehrt. Monokulturen sind selten nachhaltig.

Der Fluch der Nachgeborenen aber ist diesen Leuten gewiss, die das Unrecht und die Not beizeiten hätten erkennen und vermeiden können, die stattdessen jedoch in ihren Meinungen erstarrten, statt alles kritisch zu prüfen und das Gute zu bewahren – oder jenen, die schwiegen und wegsahen, statt zur richtigen Zeit und am richtigen Ort das Richtige zu tun. Das bloße Meinen ist keine gute Tat, an ihren Taten erkennt man die Guten wie die Schlechteren.

Ja aber hinterher, wenn durch Not der Hochmut grausam ausgetrieben wurde, dann ist man immer schlauer – und oft ist es dann jedoch zu spät!

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Martin Dühning, geb. 1975, studierte Germanistik, kath. Theologie und Geschichte in Freiburg im Breisgau sowie Informatik in Konstanz, arbeitet als Lehrkraft am Hochrhein-Gymnasium in Waldshut und ist Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von Anastratin.de.