Zur Hansestadt Danzig zu reisen war immer schon ein großer Wunsch von mir. Ist Danzig doch die Heimat meiner Vorfahren väterlicherseits, der Familien Dühning und Gdanitz, aber auch die Wirkstätte des frühbarocken Dichters Johannes Plavius, der dort um 1630 seine bedeutenden deutschsprachigen Gedichte veröffentlichte – worüber ich einst, vor 15 Jahren, mein Staatsexamen verfasste. Am Mittwoch, den 10. August 2016 war es dann endlich soweit.
Wir starteten am Morgen im heimatlichen Klettgau und fuhren dann bis zum Flughafen Zürich-Kloten, wo uns eine Maschine der polnischen Fluggesellschaft LOT zunächst bis nach Warschau flog. Eine dichte Wolkendecke, wie Watte, bedeckte den heimatlichen Himmel und ganz Deutschland, und so bekamen wir von der Landschaft nicht viel mit. Als wir in Warschau ausstiegen, regnete es sogar. Anschluss hatten wir dort in eine kleine und ältere Fokker 100, die uns dann recht schnell nach Danzig brachte.
Dort war das Wetter schon deutlich besser, und als wir im Lech-Wałęsa-Flughafen um 14.25 Uhr ausstiegen, begrüßte uns heiterer Himmel und Sonnenschein. Der Flughafen ist recht modern und gut ausgebaut und verfügt über eine direkte Zugverbindung nach Danzig – doch leider fielen die Züge an diesem Nachmittag aus, sodass wir einen Linienbus nehmen mussten. Etwas verwirrend waren für uns die polnischen Namen, sodass es eine Weile dauerte, bis wir den Danziger Hauptbahnhof fanden, der auf polnisch „Gdańsk Główny“ heißt. Wenn man nur Deutsch, Englisch und Latein spricht, kommt man da nicht unbedingt gleich drauf. Doch der Bus brachte uns dann relativ schnell und recht preiswert ans Ziel.
Unser Hotel, das Scandik Hotel in Danzig, lag gleich gegenüber des Hauptbahnhofs, sodass wir die schweren Koffer nicht mehr allzulange schleppen mussten. Wie beschrieben ist das Hotel gut schallgedämmt, was allerdings auch bitter nötig war, weil es an der Hauptverkehrsstraße liegt. Der Komfort war für den Preis beachtlich. Sein größter Trumpf war aber die ideale Lage: Das Hotel lag nicht nur am Hauptbahnhof, sondern direkt bei der Danziger Altstadt – und das nutzten wir natürlich sofort für eine erste Stadttour.
Zu unserer größten Überraschung fand in Danzig gerade ein riesiger Jahrmarkt statt, die „St. Dominic’s Fair“, welche, wie wir später erfuhren, jedes Jahr im Hochsommer stattfindet und nun schon zum 756ten Mal. Zu Zeiten meines Großvaters nannte man ihn den „Dominiksmarkt“. Das heutige Danzig ist mit seinen 460.000 Einwohnern zwar deutlich größer als Freiburg im Breisgau, wirkt durch seine wirklich traumhaft renovierten Altstadtbauten aber sogar noch romantischer und heimeliger.
Der bunte und lustige Jahrmarkt mit den vielen entzückenden Ständen und allerlei kinderfreundlichen Bespaßungen tat sein Übriges dazu, dass Danzig in dieser Topform jeden Vergnügungspark ausstach: Sicher an die tausend Stände waren da zu entdecken, alle verschieden und mit einem breiten Repertoire von Souvenirs, Süßigkeiten, Kräutern, Küchenbedarf, über Handwerkskunst und Kleinkunstständen bis hin zu einem riesigen Flohmarkt mit allerlei versteckten Kostbarkeiten! Und dazu schönstes Hochsommerwetter, nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt!
Und als sich die Sonne schließlich abendlich senkte, boten die historischen Bauten ein geradezu ideales Fotomotiv, was wir natürlich gleich nutzen, um ein paar dieser traumhaften Impressionen für unsere heimischen Fotoalben zu konservieren. Als es dann dämmerte und wir uns erschöpft in unser Hotel zurückzogen, erwarteten wir gespannt, was uns die restliche Woche auf unserer Polenreise noch erwarten würde…