Am zweiten Tag unserer Polenreise machten wir uns auf, die alte Rechtstadt von Danzig genauer zu erkunden. Dieser Teil der Altstadt heißt so, weil er einst besondere Privilegien besaß.
Den Tag begannen wir mit einer (vergeblichen) Suche der Poststation im Danziger Hauptbahnhof und einem für unsere Exkursionen nötigen Auffrischen unserer Lebensmittel. Dazu besuchten wir eines der vielen großen Einkaufszentren in der Danziger Innenstadt.
Dann folgte unsere nächste Erkundungstour. Wir starteten sie direkt hinter unserem Hotel, wo sich das Altstädtische Rathaus befindet und ein Denkmal zu Ehren des berühmten Astronomen Johann Höwelke (1611-1687), auch Johannes Hevelius genannt. Polnisch nennt er sich „Johannes Heweliusz“ und man hat ihm ein großes Denkmal errichtet, von wo sein bronzenes Abbild die Sterne betrachtet.
Direkt nebenan liegt auf der Radaune-Insel die „Große Mühle“, eines der größten Wirtschaftsgebäude des Mittelalters. Einst beherbergte sie 18 große Mühlräder. Ihr gegenüber erhebt sich auf der anderen Straßenseite erhebt sich die Katharinenkirche, was die erste Kirche war, der wir in Danzig einen Besuch abstatteten. Noch deutlich erkennbar sind in ihr die Spuren des großen Brandes von 2006, eine Ausstellung im Seitenschiff der Kirche zeigt die Katastrophe und die folgenden Renovierungsarbeiten.
Die Katharinenkirche beherbergt auch Epitaphe und die Gräber von Johannes Hevelius und dem großen Danziger Gelehrten Johannes Mochinger. Da beide mit meinem einstigen Forschungsobjekt Johannes Plavius in Verbindung stehen, wurden sie natürlich sofort digital festgehalten.
Nicht weit von der Katharinenkirche entfernt liegt die Nikolaikirche, die mit ihrer prächtigen barocken Innenausstattung der vorigen konträr entgegenwirkt. Sie ist die einzige Kirche Danzigs, die zu Ende des Zweiten Weltkrieges nicht ein Opfer der Kampfhandlungen wurde. Einst gehörte sie dem Dominikanerorden, später war sie eine katholische Pfarrkirche.
Wir hätten natürlich auch noch viel weitere Kirchen besuchen können, beispielsweise die Brigittenkirche, in der einst meine Tante Eleonore getauft worden war, beschränkten uns aber für diesen Tag auf eine weitere, unverzichtbare: Die imposante Marienkirche. Dieser Dom ist so riesig, allerdings auch allseitig zugebaut, dass man die Gesamtfassade aus der Nähe nicht vernünftig fotografieren kann. Daher begnügten wir uns zunächst mit der Kirchenminiatur davor:
Dann besichtigten wir den Sakralbau von Innen und ließen uns dazu verleiten, auch auf den 82 Meter hohen Turm zu steigen. Bis hoch oben waren es allerdings über 400 Stufen über teils abenteuerliche Treppen, sodass einem auf dem Weg in die Höhe ganz anders wurde. Dafür wurde man allerdings auch mit einem überragenden Panorama belohnt:
Dann folgte ein mühsamer Abstieg, unten ruhten wir uns kurz in der Kirche aus, versuchten und betrachteten die Orgel, dann ging es weiter mit der Tour durch die Altstadt. Ein kurzer Regenschauer konnte uns die Stimmung nicht vermiesen. Als wir zum zur Panoramapromenade kamen, blaute der Himmel auch bereits wieder auf.
Die Neugier trieb uns dazu an, zu sehen, was jenseits der Prunkstraßen liegt, so entdeckten wir einige bunte Plattenbautensiedlungen, aber auch halb verwilderte Kanäle. Überhaupt ist es erstaunlich, wie schnell die City in Natur übergeht. Danzig liegt mitten im Grünen, und Polen ist (noch) ein sehr grünes Land. Von Abseits erhielten wir endlich auch eine Vollansicht auf die Marienkirche.
Über diesen Umweg fanden wir dann auch endlich unseren Weg zur Bleihofinsel, auf der heute die Baltische Philharmonie liegt, aber auch die Danziger Marina und das Nationale Meeresmuseum, zu dem auch der historische Frachter „SS Soldek“ gehört, das erste nach dem Zweiten Weltkrieg in Danzig gebaute Schiff.
Von der Bleihofinsel ging es dann mit der Fähre „Motlawa“ wieder zurück zur Rechtstadt, wo sich noch ein paar prunkvolle Häuser ablichten ließen.
Wir durchschritten das Krantor und tauchten wieder in die endlosen Marktstände des Dominiksmarktes ein, wo wir fotografierend und betrachtend viel Zeit verbrachten, bis die Sonne dann irgendwann unterging und der Tag zuende.
Als wir schließlich zurück im Hotel waren, waren wir von den unzähligen Prunkbauten, die hier in Danzig dicht an dicht liegen, völlig überwältigt, und hatten doch bislang nur einen winzigen Bruchteil der ganzen historischen Sehenswürdigkeiten gesehen. Danzig bietet doch noch soviel mehr. Doch für heute hatten wir genug gesehen, und morgen wäre erst einmal das Seebad von Zoppot dran…