Man schrieb Freitag, den 12. August 2016. Es war der dritte Tag unserer Polenreise und heute würden wir das Kurbad Zoppot besichtigen. Da wir noch kein Mietauto hatten, gedachten wir die reichhaltigen öffentlichen Verkehrsmittel der Metropolregion zu nutzen – immerhin hatten sie sich schon beim Weg zum Hotel bewährt.
Wir nahmen also eine S-Bahn vom Hauptbahnhof aus. (Die dort angeblich vorhandene Poststation fanden wir auch an diesem Tage nicht – die Postkarten an diverse Freunde und Anverwandten mussten also warten.)
Die Fahrpreise in Danzig sind recht günstig, allerdings mussten wir erst einmal herausbekommen, welche der vielen Bahnen in die richtige Richtung fährt. Das war gar nicht so einfach, da die polnische Sprache unwissenden Reisenden doch einige Rätsel aufgibt und alte deutsche Stadtnamen suchte man hier vergebens.
Mit etwas Herumfragen bekamen wir es aber doch noch heraus und stiegen in einen ältlichen Zug Richtung Slupsk, der schon deutlich in die Jahre gekommen schien, was man besonders beim Bremsen bemerkte. Der Zug fuhr quietschend an den Werften vorbei, durch die Vorstädte und das Universitätsviertel. Doch er tat gewissentlich seinen Dienst und wir wären sicherlich auch pünktlich bei der Station Sopot angekommen, wenn ich nicht vor lauter Aufregung schon eine Station früher ausgestiegen wäre. Im Nachhinein war das aber gar nicht so schlecht, denn so bekamen wir von Zoppot mehr zu sehen als nur das Touristenviertel, sahen eine Menge kleiner hübscher Häuser, verwildete Gärten und Parks und konnten auch eine Weile am Strand entlang spazieren.
Da das Wetter wenig sommerlich schien, war der Strand auch lange Zeit relativ leer für polnische Sommerferienverhältnisse, bis wir zur berühmten Promenade des Kurbads kamen, wo sich wieder Besucher dicht an dicht drängten. Schließlich wurde Zoppot auch seinem Ruf gerecht, ein Ostseebad für Besserverdienende zu sein, denn als wir dessen berühmte, 511 Meter lange historische Seebrücke betraten, erfuhren wir, dass auch das allein schon Eintritt kostet – ohne überhaupt ein Schiff gebucht zu haben.
Auf der Seebrücke angekommen, fanden wir doch noch eine Schiffsverbindung – wir ignorierten das relativ kitschige Piratenschiff (von denen es, wie wir nun bemerkten, mindestens drei verschiedene gab) und buchten eine Überfahrt auf der „Onyx“, die allerdings erst eine Stunde später fahren würde. So suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen und beobachteten von einem Bänkli aus das touristische Treiben auf der Seebrücke. Schließlich erschien aber auch unser Schiffchen und legte an.
So bestiegen wir die Fähre und legten dann wenig später ab Richtung Danzig, wo wir gemütlich an der Westerplatte vorbei zuerst in den Hafen, dann an Werften und Docks vorbei zur Rechtstadt weiterschipperten.
Als die Onyx dann in die Motlau Kurs setzte und sich der Rechtstadt näherte, gingen die teils wüsten Hafenanlagen mit ihren zerfallenen Gebäuden unwillkürlich in fein herausgeputzte Nobelbauten über.
So kamen wir wieder in der Danziger Altstadt an. Als die Onyx dann beim Kranentor festmachte, legte sie so gefährlich nah an einem kleineren Restaurantschiff an, dass einigen der dortigen Gäste schon das Essen im Munde stecken blieb. Wenig hätte gefehlt, und die Onyx hätte die Galeonsfigur des schwimmenden Restaurants gerammt. Doch die Crew schien das nicht zu kümmern, sie nahm das alles sehr routiniert.
Da sich der Himmel immer weiter trübte, nahmen wir Kurs zu unserem Hotel, wo wir dann auch blieben, während draußen ein Platschregen niederging. Damit endete der dritte Tag, der vierte sollte uns in den Besitz eines Mietautos bringen und unser erstes Ziel damit sollte Oliva sein, die Heimat meiner Vorfahren.