Wenn man an der Schweizer Grenze wohnt, fallen einem begriffliche Ähnlichkeiten natürlich besonders auf – das machte uns auf die „Kaschubische Schweiz“ aufmerksam. Allerdings ähneln sich die große Schweiz und die Kaschubei doch nicht sehr, weshalb wir uns fragten, wie man überhaupt auf die Idee kam, diesen Ort „Schweiz“ zu benennen.
Die Benennung „Kaschubische Schweiz“ stammt denn wohl auch vom Modetrend im 19. Jahrhundert, jedwede Landschaft als „Schweiz“ zu bezeichnen, die einigermaßen hügelig, mit vielerlei Seen versehen und ob eines gewissen Wohlstandes „romantisch“ ist. Alpen oder hohe Gebirge müssen dagegen nicht sein. Die Kaschubische Schweiz hat all das zu bieten und sogar einen „ungewöhnlich hohen Berg“, den Turmberg, polnisch Wiezyca, der mit seinen 329 Metern Höhe die höchste Erhebung im mitteleuropäischen Tiefland ist.
Wir fanden ihn mal wieder eher durch Zufall, als wir nach Sehenswürdigkeiten im Umland von Kartuzy suchten. Dort gibt es zwar einiges, beispielsweise einen Miniaturenpark, der Rosa sicher gefallen hätte, oder ein weiteres Kaschubisches Museum, doch an diesem 15. August war Maria Himmelfahrt, was in Polen ein hoher Feiertag ist, und es waren viele Menschen unterwegs und die Sehenswürdigkeiten noch etwas überlaufener als sonst. Daher entschieden wir uns für eine Wanderung in der Kaschubischen Schweiz und für Wanderungen sind Aussichtspunkte immer gut, zumal uns die 329 Meter Höhe nicht sonderlich weltbewegend erschienen.
Tatsächlich war das Schwierigste am Turmberg, ihn überhaupt zu finden, denn er ist wie vieles in der Kaschubischen Schweiz mit Buchenwald bedeckt und daher nicht so leicht auszumachen. Daher fuhren wir eine ganze Weile um ihn herum, gerieten teils auf abwegige Straßen und als wir ihn endlich grob ausgemacht und einen Parkplatz gefunden hatten, brauchten wir wiederum eine ganze Weile, den passenden Wanderweg zu finden. Dann aber begann eine hübsche kleine Waldwanderung.
Plötzlich, mitten im Wald tauchte vor uns der Aussichtsturm auf, zwar augenscheinlich gut versteckt im Buchengehölz, doch waren hier wieder viele Leute – und ein Stand, der die Eintrittsbillets verkaufte – mitten im Nirgendwo. Wir kauften welche und bestiegen dann den Turm.
Von oben hatte man einen Rundumblick auf die gesamte Kaschubische Schweiz, und wir erspäten nicht nur eine romantische, hügelige Waldlandschaft mit kleinen Feldern und Häuslein, sondern auch eine ganze Menge kleiner Seen.
Nachdem wir uns von der Aussicht sattgesehen hatten (und meine Höhenangst wieder Überhand nahm), stiegen wir den Turm wieder hinab und schritten noch zum Gipfelkreuz, das wenige Meter nebenan auf dem eigentlich Turmbergspitz stand. Dann machten wir uns auf den Rückweg – schließlich wollten wir doch noch mindestens einen dieser vielen Seen besuchen.
Dies allerdings erwies sich als leichter gesagt, als getan. Denn irgendwie kamen wir mit dem Auto nie nah genug an einen der Seen heran – vielleicht hätten wir besser zurückfahren zu dem kleinen See bei Wiezyca, denn die anderen waren alle gut versteckt, weitab von den polnischen Landstraßen. Doch so leicht wollten wir doch nicht aufgeben und entschlossen uns, die Landstraße zu verlassen um auf einer kleineren Nebenstraße einen der Seen zu erreichen.
Das wies sich als gewagtes Unterfangen, denn die Straße ging daraufhin sofort von Teerbelag zunächst in Schotter, dann in Sand über. Den gesuchten See erreichten wir dennoch nicht, denn er war umfriedet mit Wald und Zaun und wohl Privatbesitz. Nachdem wir etwa eine Stunde mit Suchen verbracht hatten, zwischenzeitlich waren wir sogar ausgestiegen um der See wenigstens zu Fuß zu erreichen, gaben wir auf und machten uns auf die Suche nach der Zivilisation.
Gleichwohl mussten wir nun gut 10 km über eine Schotterpiste fahren, bis wir dann endlich bei Berent wieder eine einigermaßen gepflegte Straße fanden – mit Kopfsteinpflaster.
Wo wir nun aber schon in Berent waren – inzwischen weit entfernt von Kartuzy, wollten wir dort wenigstens das berühmte Eisenbahnmuseum finden. Doch auch das erwies sich als leichter gedacht, als umgesetzt, wir brauchten eine längere Zeit, um den Eingang der großen Bahnanlagen zu finden und als wir den Eingang fanden, war das Museum schon seit 10 Minuten geschlossen, denn es war ja Feiertag in Polen und an Feiertagen schloss das Museum schon um 16 Uhr.
Das war nun doch ein wenig frustrierend, also beschlossen wir, nach Danzig zurückzukehren und den Abend in der schönen Innenstadt zu genießen, was wir dann auch taten.